Deutsch-Iranerin Nahid Taghavi wieder in Deutschland
13. Januar 2025"Es ist vorbei. Nahid ist frei!", schreibt die Tochter der deutsch-iranischen Aktivistin Nahid Taghavi, Mariam Claren, im Onlinedienst X. Ihre Mutter sei zurück in Deutschland. Sie danke allen Unterstützern ihrer Mutter, die sich für ihre Freilassung eingesetzt haben.
Die im Iran geborene Taghavi lebt seit 1983 in Köln und besitzt neben der iranischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Sie war im Oktober 2020 während eines Besuchs in der iranischen Hauptstadt Teheran festgenommen worden. Im August 2021 wurde sie wegen angeblicher "Mitgliedschaft in einer illegalen Gruppe" und wegen "Propaganda gegen den Staat" zu zehn Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt. Die deutsch-iranische Aktivistin hatte sich jahrelang für Menschenrechte und insbesondere für Frauenrechte im Iran eingesetzt.
Die Generalsekretärin der Menschenrechtsorganisation Amnesty International in Deutschland, Julia Duchrow, erklärte in einer Mitteilung, Taghavi sei "allein wegen der friedlichen Ausübung ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung" im Iran inhaftiert worden. Ihre Geschichte stehe "exemplarisch für die vielen lauten und leisen Stimmen, die sich der repressiven Regierung im Iran entgegenstellen". Amnesty forderte die iranische Führung auf, die übrigen im Iran inhaftierten Doppelstaatler und die "vielen anderen gewaltlosen politischen Gefangenen sofort und bedingungslos" freizulassen.
In der Amnesty-Erklärung wird auch die Tochter der Freigelassenen zitiert. "Worte reichen nicht aus, um unsere Freude zu beschreiben", betont Claren. "Gleichzeitig trauern wir um die vier Jahre, die uns geraubt wurden, und den Schrecken, den sie im Evin-Gefängnis erleben musste." Das Gefängnis im Norden von Teheran ist für seine brutalen und unmenschlichen Haftbedingungen berüchtigt.
Laut Amnesty war Taghavi während ihrer Zeit in dem Gefängnis gefoltert worden und musste Monate in Isolationshaft verbringen. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich erheblich.
Elektronische Fußfessel
Im September 2024 konnte die Aktivistin nach Angaben ihrer Familie zwar das Gefängnis verlassen, bekam jedoch strenge Auflagen. Ihr wurde eine elektronische Fußfessel angelegt. Taghavi durfte sich nicht weiter als einen Kilometer von ihrer Wohnung in Teheran entfernen.
Mit Erleichterung auf die nun erfolgte Freilassung der 70-Jährigen reagierte auch das Auswärtige Amt in Berlin. Außenministerin Annalena Baerbock sprach im Kurznachrichtendienst X von einem großen Moment der Freude.
Die deutsche Bundesregierung und Menschenrechtsorganisationen hatten sich lange Zeit für Taghavi eingesetzt.
se/sti (rtr, epd, kna, afp, dpa)