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Deutsch-brasilianisches Herz

Marina Estarque (glh)11. Juli 2014

Deutsche Spieler sprechen Brasilianisch, singen Fußballhymnen des Gastlandes und tanzen Samba. Trotz des Sieges über Brasilien, hinterlässt die Nationalmannschaft einen guten Eindruck - nicht nur fußballerisch.

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Brasilianische und deutsche Fans feiern (Foto: REUTERS/Arnd Wiegmann)
Bild: Reuters

Elfmeterschießen Brasilien gegen Chile: Die deutschen Nationalspieler Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski sitzen eingehüllt in eine Brasilienfahne vorm Fernseher. Bei jedem Tor des Gastgebers großer Jubel.

Das ist nur eines der vielen Videos, die tausende brasilianische Fans in den sozialen Medien teilen. Den Auftakt machte ein Clip, der bereits Ende 2013 vom DFB veröffentlicht wurde: Manuel Neuer und Philipp Lahm versuchten sich in der portugiesischen Sprache und wünschten allen "viel Freude - muita alegria".

Ein anderes Mal trafen sie mit brasilianischen Indianern zusammen, sangen brasilianische Fußballhymnen oder bewegten sich zu aktuellen brasilianischen WM-Liedern. Nationalspieler Lukas Podolski twittert sogar regelmäßig auf Portugiesich und lässt seiner Liebe zum Gastgeberland freien Lauf: "Brasilien - welch wunderbares Land. Voll toller Menschen und fantastischer Fußballspieler. Gut, dass meine beiden Idole nicht spielen!"

Und auch nach dem haushohen Sieg der Deutschen über die Brasilianer gab es direkt Trost vom Deutschen Fußballbund (DFB) - ebenfalls in der Landessprache: "Seit 2006 wissen wir wie es ist, ein Halbfinale im eigenen Land zu verlieren. Kopf hoch! Alles gute für die Zukunft!"

Die Marketingstrategie des DFB scheint aufzugehen. Die brasilianischen Gastgeberfans sind begeistert von der deutschen Mannschaft: "Im Finale werde ich Deutschland anfeuern.", sagt Camila Fares. Sie verfolgt die Social-Media-Updates der deutschen Mannschaft mit großer Aufmerksamkeit. Die deutsche Mannschaft zeige von allen Mannschaften das größte Interesse an der brasilianischen Kultur: "Man sieht, dass sie Spaß haben, hier zu sein. Man muss sie einfach mögen."

Der Sportjournalist Renato Costa folgt allen Profilen der verschiedenen WM-Mannschaften: "Das Profil der deutschen Mannschaft sticht auf jeden Fall hervor. Man merkt, dass das DFB-Team sich mit Brasilien beschäftigt hat und sich sehr viel Mühe gibt." Alles in allem sei die Marketingstrategie des DFB ein Paradebeispiel dafür, wie man die sozialen Medien für sich nutzen könne, so der Journalist weiter.

Deutsche Trikots am beliebtesten

Der PR-Marathon der Deutschen beschränkt sich allerdings nicht nur auf lustige Filmchen und Tweets auf Brasilianisch: Sogar das offizielle deutsche Auswärtstrikot wurde so entworfen, dass es Brasilianern besonders gut gefallen wird. Das rot-schwarz-gestreifte deutsche Shirt ist dem des beliebten brasilianischen Fußballvereins Flamengo aus Rio de Janeiro täuschend ähnlich.

Trikot Flamengo Rio de Janeiro und Auswärtstrikot Deutsche Nationalmannschaft (Foto: Buda Mendes/Getty Images / imago/Ulmer/Teamfoto / DW-Grafik: Peter Steinmetz)
Von den Brasilianern inspiriert: Flamengos Trikot war die Vorlage für das deutsche AuswärtsshirtBild: Getty Images/Imago

Dass das kein Zufall ist, bestätigt auch der DFB: "Das Trikot soll uns bei der WM in Brasilien Glück bringen", heißt es. Diese gezielte Marketingstrategie lässt auch die Kassen beim Hauptsponsor Adidas klingeln: Das rot-schwarze deutsche Auswärtstrikot gehört zu den beliebtesten Shirts unter brasilianischen Fans und ist in der Finalstadt Rio de Janeiro beispielsweise derzeit nicht mehr zu haben. Auch Adidas bestätigt, dass die Verkaufszahlen der Trikots "alle Erwartungen übertreffen".

Der deutsche Mannschafts-Manager Oliver Bierhoff sagte in einem Interview zur Halbzeit der WM, man hätte bereits rund zwei Millionen Trikots verkauft - das seien 30 Prozent mehr als 2006, als die WM in Deutschland stattfand. Diese Zahlen beziehen sich auf das Heim- und das Auswärtstrikot.

Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger im Flamengo-Trikot:

Dass Deutschland beim Spiel gegen Brasilien das Hemd der "Flamengistas" trug, brachte dann aber doch so manch einen Brasilianer in innere Konflikte: "Mein Herz ist gespalten", sagte Tiago Rios noch vor dem Spiel. Es ist Gründer einer Facebook-Gruppe, die das brasilianische Wort für Deutschland "Alemanha" mit dem seines Lieblingsteams "Flamengo" vermischt: "Flalemanha".
Zumindest freuten sich dank des deutschen Auswärtstrikots einige Brasilianer - trotz der Niederlage gegen Deutschland: Schließlich habe zumindest eine Mannschaft in brasilianischem Trikot gewonnen - hieß es von vielen Menschen in den sozialen Medien.