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Deutlicher Anstieg von Dengue in Asien

Judith Hartl
19. Juli 2019

Dengue ist die weltweit verbreitetste Krankheit, die durch Stechmücken übertragen wird. Und die am meisten unterschätzte. Vor allem in Asien infizieren sich immer mehr Menschen. Warum ist das so? Hier einige Antworten.

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Stechmücke Tigermücke
Bild: picture-alliance/dpa/EFE/G. Amador

Werden Dengue-Ausbrüche in Asien heftiger?

Ja, aber nicht nur dort. In den vergangenen 50 Jahren, sagt die WHO, hat sich die Zahl der Dengue-Fälle verdreißigfacht. 50 bis 100 Millionen Menschen infizieren sich - nach Schätzungen - jedes Jahr. Vor allem in Südostasien, Südamerika, im tropischen Afrika und auch in Australien.

Denn dort, in tropischem und subtropischem Klima, fühlt sich die Stechmücke Aedes am wohlsten. Sie überträgt bei einem Stich das Dengue-Virus auf den Menschen. Mittlerweile lebt etwa die Hälfte aller Menschen auf der Welt in Dengue-gefährdeten Gebieten. Vor 1970 war die Tropenkrankheit nur aus neun Ländern bekannt, heute ist sie in über 100 Ländern verbreitet. Der starke Anstieg betrifft vor allem Laos und die Philippinen.

Lesen Sie hier: Die gefährlichsten Krankheiten, die Mücken übertragen

Warum der Anstieg?

Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg sagt, das Dengue-Virus sei einer der sich am schnellsten ausbreitenden Erreger weltweit. Und er warnt, dass Dengue dramatisch unterschätzt werde. Denn oft verläuft die Krankheit recht harmlos, so wie eine Erkältung. Im schlimmsten Falls endet sie tödlich. Besonders gefährlich ist es, wenn die Symptome nicht richtig gedeutet werden, die Krankheit nicht erkannt oder mit anderen Infektionen wie Malaria verwechselt wird. So kann sich das Virus munter verbreiten.

Auch der Nachweis ist nicht einfach. Bei Malaria reicht ein Tropfen Blut unter dem Mikroskop, um die recht großen Erreger zu erkennen, die winzigen Dengue-Viren können nur mit einem Bluttest entlarvt werden.

Besonders gravierend ist der Anstieg von Dengue immer in der Regenzeit und in urbanen Gebieten. Denn die Mücken brauchen Feuchtigkeit, damit ihre Larven zu stechenden Virus-Überträgern heranwachsen können.

Je mehr Wasser, desto mehr Larven und schließlich Stechmücken, die mit ihrem Virusrüssel über Menschen herfallen. Larven brauchen für ihre Entwicklung nicht mehr als eine Pfütze Wasser. Die finden sie gerade in Städten zuhauf. In Blechbüchsen, Wasserpfützen, alten Autorreifen, Plastiktüten. Und Stechgelegenheiten gibt es in Städten auch genug. Vor allem, weil Dengue-Mücken tagaktiv sind. Im Gegensatz zur nachtaktiven Malaria-Mücke, vor der sich Menschen sehr effektiv mit Malarianetzen schützen können.

Weitere Gründe für einen Anstieg der Dengue-Fälle: die Globalisierung und der Klimawandel. Im Flugzeug, auf Containerschiffen, durch Touristen und Geschäftsreisenden werden Dengue-Mücken durch die ganze Welt geschleppt. Da sich das Klima ändert – vielerorts wird es wärmer und feuchter – überleben die Mücken auch dort, wo sie früher erfroren wären. So finden sich auch in Europa, vor allem in südlichen Ländern, immer mehr Dengue-Mücken. Dieser Trend wird sich verstärken.

Warum sind die Viren gerade in Asien so aggressiv?

Zum einen, weil die asiatischen Viren weitaus virulenter sind als ihre amerikanischen Verwandten. Und zweitens, weil es in Asien nicht nur ein Virus gibt, sondern vier Subtypen, sogenannte Serotypen. Erkrankt ein Patient an einem Virus, entwickelt er Antikörper, die ihn ein Leben lang immun gegen dieses Dengue-Virus machen. Oft verläuft die Erstinfektion harmlos.

Infiziert der Patient sich irgendwann später mit einem anderen Subtyp, kann die Erkrankung dramatisch verlaufen, sagt Tropenmediziner Schmidt-Chanasit: "An einem schweren Verlauf sind die Antikörper, die sich nach der ersten Infektion gebildet haben, nicht ganz unschuldig. Denn sie können die Erkrankung durch die anderen Viren manchmal verstärken."

Genau das macht die Entwicklung einer Schutzimpfung so schwierig. Denn der Impfstoff muss gegen alle Erregertypen des Dengue-Virus wirksam sein. Ist ein Virustyp nicht abgedeckt, kann es nach Ansicht von Experten zu einer Häufung von Infektionen und im Fall einer Infektion auch zu einem besonders schweren Verlauf kommen.

Es gibt doch eine Schutzimpfung, oder?

Ja, die gibt es, sie ist aber umstritten. Der Impfstoff heißt Dengvaxia, er wurde von Sanofi-Pasteur entwickelt. Voraussetzung ist bei dieser Impfung jedoch, dass die Menschen schon einmal eine Dengue-Infektion hatten. Denn für Menschen, die vor der Impfung noch nie Dengue-Fieber hatten, besteht ein erhöhtes Risiko, anschließend an einer besonders schweren Form zu erkranken.

Die Philippinen waren weltweit das erste Land, das Dengvaxia zur Massenimpfung einsetzte. Nach mehreren Todesfällen hat das Land jedoch Anfang des Jahres den Import, Verkauf und Vertrieb des Impfstoffs dauerhaft verboten.

Wie kann man die Dengue-Plage verhindern?