Deutlich mehr rechtsextreme Angriffe
25. November 2020Weltweit fallen immer weniger Menschen terroristischen Anschlägen zum Opfer. Laut dem Global Terrorism Index (GTI) des Londoner Instituts für Wirtschaft und Frieden (IEP) wurden 2019 weltweit 13.826 Menschen bei Anschlägen getötet - das sind 15 Prozent weniger als im Vorjahr.
Die stärksten Rückgänge bei den Opferzahlen wurden demnach in Afghanistan und Nigeria verzeichnet. Dies waren laut den Experten zugleich die einzigen beiden Länder, in denen es im vergangenen Jahr mehr als 1000 Tote durch Terrorismus gab. Die radikalislamischen Taliban bezeichnete das IEP als die "weltweit tödlichste Terrororganisation".
Krieg als Terror-Treiber
Die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) habe an Stärke eingebüßt. Allerdings seien mit ihr verbündete Gruppierungen insbesondere im subsaharischen Afrika weiter aktiv. Dort sei die Zahl der Todesfälle, die Mitgliedsverbänden des IS zugeschrieben wurden, um 67 Prozent gestiegen. Verschlechtert habe sich die Situation des Weiteren vor allem in Burkina Faso sowie in Sri Lanka, Mosambik, Mali und Niger, heißt es im GTI.
Das zweite Jahr in Folge sei Südasien am schwersten von extremistischer Gewalt betroffen gewesen. Der stärkste Treiber von Terrorismus ist dem Index zufolge nach wie vor Krieg: 96 Prozent aller im vergangenen Jahr gezählten Todesfälle durch Anschläge traten demnach in Konfliktregionen auf.
Auswirkungen der Corona-Krise
In Europa, Nordamerika und Ozeanien kommt die Gewalt vor allem aus einer Richtung. Hier sei die Bedrohung durch rechtsextreme Gewalt so hoch wie seit 50 Jahren nicht mehr, schreiben die IEP-Experten. So seien im vergangenen Jahr 89 Menschen von Rechtsextremisten getötet worden. Insgesamt hat die Zahl rechtsextremistischer Vorfälle seit dem Jahr 2014 laut GTI um 250 Prozent zugenommen.
Zwar habe die Corona-Pandemie zum Rückgang der Todesfälle durch Anschläge beigetragen, heißt es in der Studie. Die Experten warnen jedoch vor neuen Herausforderungen durch die Krise: So könne der von ihr verursachte wirtschaftliche Abschwung zu "mehr politischer Instabilität und Gewalt" führen. Es gebe Befürchtungen, so IPE-Wissenschaftler Thomas Morgan, dass "die sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen dazu führen werden, dass sich mehr Menschen entfremden und für extremistische Propaganda empfänglich werden".
cw/gri (afp, dpa, kna)