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Der Klimawandel ist real und in vollem Gange

Brigitte Osterath
11. August 2017

Das Jahr 2016 bricht alle Rekorde: Wetterextreme haben rund um den Globus zugenommen. Auch war es das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Zwei Forschungsberichte bestätigen jetzt erneut: Der Klimawandel ist da.

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Bild: Getty Images/C.Quicler

Der jährliche umfassende Check-Up unserer Erde liefert keine gute Neuigkeiten. Das Jahr 2016 war im Durchschnitt noch wärmer als das bisherige Rekordjahr 2015, heißt es im Klimabericht "State of the Climate", der am Donnerstag (10.08.2017) im "Bulletin of the American Meteorological Society" erschien. Zusammengestellt hat den 298 Seiten langen Bericht die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde (NOAA) der Vereinigten Staaten. Er basiert auf Klimamessdaten von hunderten Forschergruppen aus aller Welt.

"Die Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre hat stärker zugenommen als jemals zuvor im bisher fast 60 Jahre andauernden Beobachtungszeitraum", meldet die US-Gesellschaft für Meteorologie. Sie betrug im Durchschnitt 402,9 parts per million (ppm, Deutsch "Teile pro Million") und damit 3,5 ppm mehr als im Jahr 2015. Erstmals wurde die Grenze von 400 ppm überschritten.

Viele traurige Rekorde

Die Oberflächentemperaturen auf der Erde waren im vergangenen Jahr im Mittel 0,45 bis 0,56 Grad Celsius höher als der Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010, der zum Vergleich herangezogen wird. Zur anhaltenden Erderwärmung gesellte sich 2016 ein starkes El-Niño-Ereignis, das katastrophale Dürren in Mittelamerika, Brasilien, im südlichen Afrika, Indien und Nordaustralien verursachte und gleichzeitig schwere Regenfälle in den Nordwesten der USA, nach Südostchina und in Teile Südamerikas brachte.

Tropische Zyklone - Wirbelstürme im Indischen Ozean und südlichen Pazifik - sind häufiger geworden. 2016 gab es insgesamt 93 Zyklone, darunter Zyklon Winston im Februar 2016 auf den Fidschi-Inseln. Der Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010 lag bei 82 Zyklonen.

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Zyklon Winston verwüstete nicht nur Häuser, sondern forderte auch Todesopfer auf den Fidschi-InselnBild: Reuters/J. Dayal

Auch der Meeresspiegel ist gestiegen, auf 82 Millimeter über dem 1993er Wert, der als Nullinie gilt. Über die vergangenen zwei Jahrzehnte hat sich der Meeresspiegel damit um durchschnittlich 3,4 Millimeter pro Jahr erhöht. 

Die Antarktis erlebte ihr wärmstes Jahr, mit zwei Grad über dem Durchschnitt. Am 24. März 2017 dehnte sich das Meereseis über 5,61 Millionen Quadratmeilen aus, 7,2 Prozent weniger als der Durchschnitt. Allerdings war es noch auf dem gleichen Stand wie im Jahr 2015. In der Antarktis allerdings hat das Meereseis im Vergleich zu 2015 weiter abgenommen.

Die Messdaten zeigen, dass das Jahr 2016 "sehr extrem war und ein Anlass zur Sorge ist", fasste Jessica Blunden zusammen, Klimawissenschaftlerin bei der NOAA, die am Bericht mitgewirkt hat.

Klimawandel macht auch vor den USA nicht Halt

US-Präsident Donald Trump wird nicht müde zu verkünden, dass er nicht so ganz an den Klimawandel glaubt. Trump hat eine scharfe Abkehr von der Politik Barack Obamas vollzogen, der den Kampf gegen den Klimawandel zuletzt in den Mittelpunkt gestellt hatte. Umso mehr frohlockten US-Medien, als vor einigen Tagen der Entwurf eines Regierungsberichts öffentliche Aufmerksamkeit erlangte.

Der "Climate Science Special Report", zusammengestellt von unter anderem NASA und NOAA, kommt zu dem Schluss, dass die USA den Klimawandel bereits zu spüren bekommt. Der Bericht ist Teil eines nationalen Klimaberichts, den der US-Kongress alle vier Jahre anfordert. Der finale Entwurf ist bereits seit Januar online. Bis 18. August müssen ihn 13 Regierungsorganisationen abzeichnen - auch Trump selber.

"Es gibt zahlreiche Beweise dafür, dass sich das Klima verändert - von ganz oben in der Atmosphäre bis hin zu den Tiefen der Ozeane", heißt es in dem Berichtsentwurf.

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Hitzewelle in New York City im August 2016Bild: Getty Images/D.Angerer

Die Studie nimmt alle Gegenden der USA unter die Lupe und folgert, dass sie alle vom Klimawandel in Mitleidenschaft gezogen werden. So hat laut Bericht die Niederschlagsmenge um etwa vier Prozent seit Beginn des 20. Jahrhunderts zugenommen. Teile des Westens, Südwestens und Südosten der USA trocknen aus, während der mittlere Westen nasser wird. Die Oberflächentemperaturen in Alaska stiegen erschreckend schnell, schreiben die Forscher - doppelt so schnell wie der weltweite Durchschnitt.

Was die Hitzewelle in Texas im Jahr 2011 angeht, sind sich die Forscher allerdings nicht ganz einig. Einige kommen zum Schluss, dass lokale Wettererscheinungen sowie ein starkes La-Niña-Ereignis der Hauptgrund für die hohen Temperaturen in Texas waren. Andere wiederum folgern, dass der Klimawandel solche extremen Temperaturen in Texas 20 mal wahrscheinlicher machen.

Alles in allem aber sind sich die Forscher jedoch einig: An den meisten Klimaveränderungen, die unsere Erde derzeit erlebt, ist nur einer schuld: der Mensch.