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König der Demokratie dankt ab

Luis García Casas / Jan D. Walter3. Juni 2014

Mit Juan Carlos I. dankt der König ab, der Spanien in die Demokratie geführt hat. Selbst Republikaner erkennen seine Verdienste an. Doch zuletzt hat er selbst die Monarchie wieder in Verruf gebracht.

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Juan Carlos, König von Spanien - Archiv 2011 (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Die Elefantenjagd, mit der Spaniens König international Schlagzeilen machte, ist knapp zwei Jahre her. Während sein Volk die tiefste Wirtschaftskrise seit Wiedereinführung der Demokratie durchlebte, vergnügte sich der Monarch mit archaischem Zeitvertreib und verjubelte dabei jährlich eine Millionenpension.

Die Episode kostete Juan Carlos seine Ehrenpräsidentschaft beim spanischen Ableger der Tierschutzorganisation WWF (World Wide Fund For Nature). Vor allem aber verspielte er damit bei vielen Landsleuten den letzten Kredit, den er sich durch sein historisches Verdienst erworben hatte.

Vater der spanischen Demokratie

Als designierter Nachfolger des spanischen Diktators Francisco Franco bestieg Juan Carlos am 22. November 1975 den spanischen Thron. Entgegen Francos Plan regte er schon bald einen Übergangsprozess zur Demokratie an, der zu den ersten freien Wahlen im Sommer 1977 führte. Die Feuerprobe bestand er am 23. Februar 1981, als eine Gruppe Militärs den spanischen Kongress stürmte.

Zur Überraschung der Putschisten verurteilte der König in einer Rundfunkansprache den Staatsstreich und bekannte sich zur Verfassung. Der Putsch scheiterte, und Juan Carlos genoss fortan den tiefen Respekt aller Demokraten - sogar den der antiroyalistischen Republikaner.

Land in der Krise

An diesem Montag (02.06.2014) hat sich Juan Carlos erneut über das Fernsehen an das spanische Volk gewandt. Diesmal um seinen Rücktritt zu erklären. Dafür gibt es in der jüngeren europäischen Geschichte einige Vorbilder. In Spaniens Geschichte gibt es kaum welche, der bedeutendste Fall liegt ein halbes Jahrtausend zurück: 1555 übergab Kaiser Karl V., König Karl I. von Spanien, seinem Sohn Philipp II. ein absolutistisch regiertes Weltreich, kurz vor dem Höhepunkt seiner Ausdehnung.

Juan Carlos hinterlässt seinem Sohn, Kronprinz Felipe, ein demokratisches Spanien, das sich in einer tiefen politischen und wirtschaftlichen Krise befindet: Jeder vierte Spanier ist arbeitslos, die Regierungspartei durchlebt eine Korruptionskrise und die separatistischen Kräfte in Katalonien und dem Baskenland gewinnen immer mehr gesellschaftlichen und politischen Einfluss.

Gerade diese letzte Tendenz schreiben einige Beobachter der Schwäche der Monarchie zu, galt doch der König immer als gemeinsamer Nenner im Vielvölkerstaat Spanien.

Monarchie in der Krise

Es ist also nicht die Krise, die an der Monarchie nagt. Auch wenn die zweistelligen Millionensummen, die die königliche Familie den Staat jährlich kostet, umso mehr Unmut erregen, je weniger Spanier ein Einkommen haben.

Schwerer aber wiegen die (königs-) hausgemachten Krisen: Die Ehe mit der griechisch-dänischen Königin Sophia hat seit Jahrzehnten nur noch repräsentative Dimensionen. Immer mehr Spanier halten die außerehelichen Eskapaden des legendären Schürzenjägers Juan Carlos für ungebührliches Verhalten. Und während der König sein persönliches Jahressalär von rund 300.000 Euro wenigstens versteuert, wird gegen einen seiner Schwiegersöhne wegen Steuerhinterziehung und Korruption ermittelt.

König Juan Carlos hält seine verühmte Fernsehrede 1981 gegen die Putschisten (Foto: picture-alliance/dpa)
Uniformiert in seiner Funktion als Oberster Befehlshaber der Streitkräfte beendet Juan Carlos den Militärputsch von 1981Bild: picture alliance/dpa

Die dritte Republik?

All dies habe dem Ansehen der Monarchie in den letzten Jahren geschadet, meint die spanische Journalistin Pilar Urbano, die zahlreiche Bücher über das Königshaus veröffentlicht hat: "Die Europawahlen haben gezeigt, dass immer mehr Spanier eine Republik wollen. Neue wie etablierte Parteien haben damit Wählerstimmen gewonnen."

Einer der exponiertesten Vertreter dieses neuen Republikanismus ist der Abgeordnete der "Vereinten Linken" (Izquierda Unida) Alberto Garzón, dessen Buch "Die dritte Republik" (nach 1873-74 und 1931-1936/39) just einen Tag nach dem Rücktritt in die Läden kommt. Noch am selben Tag trat Garzón vor die Medien und forderte ein Referendum für einen Systemwechsel von der konstitutionellen Monarchie zur Republik. Seine Twitter-Botschaft ist eindeutig: "Und keine Chance für den Bürger Felipe de Borbón. Türen zu für ihn. Der königliche Parasitismus in diesem Land muss enden."

Thronfolger Prinz Felipe 07.05.2014 (Foto: Reuters)
Thronfolger Felipe könnte es schwer haben: Viele Spanier wollen die Monarchie abschaffenBild: Reuters

Umstrittene Thronfolge

Das sieht die bekannte Königshaus-Expertin Pilar Urbano komplett anders. Weltweit gebe es wohl keinen besser vorbereiteten König: "Seit er 15 Jahre ist, ist er als Prinz unterwegs. Er kennt das 'Who's who' der Regierungen und Wirtschaftsmagnaten in aller Welt genau so gut wie die Untiefen der staatlichen Institutionen in Spanien."

Anders als sein Vater gilt Kronprinz Felipe als äußerst besonnen, geradezu bedächtig, überhaupt nicht draufgängerisch, aber dennoch volksnah. "Er schlägt viel mehr nach den nordischen Erblinien seiner Mutter", findet Urbano.

Ob das jedoch reicht, um der Monarchie zu neuem Glanz zu verhelfen, muss sich zeigen. Denn, ohne Felipe die Fähigkeit abzusprechen, sind viele Spanier der Auffassung, dass die spanische Monarchie mit Juan Carlos enden sollte. Frei nach dem Motto: Der König der Demokratie muss der Demokratie sein Reich opfern.