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Der DFB will den Neuanfang

Jan-Hendrik Raffler mit sid/dpa | Sarah Wiertz
3. November 2016

Der 42. Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes soll den Neuanfang einläuten: Auch die Kanzlerin ist dabei, und sie wird genau zuhören, wenn es um die Schatten der Vergangenheit geht.

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Deutschland DFB neuer Präsident Reinhard Grindel
Bild: Getty Images/Bongarts/A. Grimm

Der Deutsche Fußball Bund will den Reset-Knopf drücken. Am Jahrestag der tiefsten Krise, also genau zwölf Monate nach der weltweit beachteten Razzia beim DFB, trifft man sich in Erfurt zum DFB-Bundestag.

Nach dem Skandal um die Heim-WM 2006 und dessen schleppende Aufarbeitung durch Verband und Fußballgranden ist der DFB unter Zugzwang. Deshalb will man nun transparentere Strukturen schaffen und dazu eine Ethikkommission wählen.

Widerwahl nur Formsache

"Wir tun alles, was man als Sportfachverband tun kann, um unsere Kontrollmechanismen zu verstärken, Transparenz einzufordern und das umzusetzen, was wir versprochen haben", so DFB-Präsident Reinhard Grindel, dessen Wiederwahl eigentlich nur Formsache ist, denn er ist der einzige Bewerber.

Segnen die Delegierten den Antrag ab, wird eine eigene Ethikkommission samt Ethikcode installiert. Diese Kommission "soll in Fällen illegaler oder unethischer Verhaltensweisen aktiv werden, die der Integrität und dem Ansehen des DFB schaden", steht im DFB-Jahresbericht. Vorsitzender soll der frühere Bundesaußenminister Klaus Kinkel (79) werden.

DW TV Interview Klaus Kinkel
Klaus Kinkel wird neuer Vorsitzender der DFB-EthikkommissionBild: DW/M. Martinovic

"Keine offene Baustelle mehr"

Der DFB-Ethikcode umfasst sieben Punkte - es geht unter anderem um Integrität, Transparenz und Solidarität. "Es wurde in den vergangen Monaten intensiv gearbeitet, es gibt mit Blick auf unsere Ankündigungen keine offene Baustelle mehr", sagte Grindel.

Entschieden wird beim Bundestag darüber hinaus über verschiedene Anträge zur DFB-Satzung. Die Anträge umfassen knapp 300 Seiten. "Die Hauptaufgabe nach dem Bundestag im April war es, deutlich das Signal zu setzen, dass wir durchgreifende Konsequenzen aus der Affäre ziehen und sich der DFB neu aufstellt", sagte Grindel.

"Effizienter und wirtschaftlicher"

So reformiert der DFB seine Organisationsstruktur. Die drei Tochter- und Enkelgesellschaften DFB-Wirtschaftsdienste, DFB-Medien und DFB-Online werden künftig zu einer Gesellschaft zusammengefasst. Die Umstrukturierungen "sind notwendig, um den DFB noch besser für die Zukunft aufzustellen", sagte DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius:

"Ich bin sicher, dass wir mit den nun zu treffenden Maßnahmen effizienter und wirtschaftlicher arbeiten können und im DFB eine Arbeitswelt schaffen, von der auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren."

Drei große Mammutaufgaben

Der DFB nannte außerdem drei große Zukunftsobjekte: Den Masterplan Amateurfußball, die Bewerbung um die EURO 2024 und den Neubau der Zentrale mit seiner Akademie in Frankfurt."

Doch alle drei Projekte könnten zu Mammutaufgaben werden. Die Amateure fühlen sich vom DFB vor allem wirtschaftlich vernachlässigt. Die EM in acht Jahren, die der DFB unbedingt "nach Hause" holen will, wird erst im September 2018 vergeben. Zudem drohen dem DFB zudem starke Konkurrenten aus Skandinavien. Grindel wird in den kommenden Monaten seine Position im internationalen Fußball weiter stärken und ein ähnliches Netzwerk wie Vorgänger Niersbach aufbauen müssen.

Franz Beckenbauer mit Sepp Blatter und Mohammed bin Hammam
Franz Beckenbauer (l) mit Sepp Blatter und Mohammed bin Hammam (r). Bild: Getty Images/AFP/K. Jaafar

Der Neubau der Akademie wird weiterhin von rechtlichen Streitereien mit der Frankfurter Rennbahn begleitet. Der Bau wird sich in jedem Fall verzögern, die aufgerufenen 109 Millionen werden - Stand jetzt - nicht reichen.

Wo stecken die 6,7 Millionen Euro?

Und auch im Hauptskandal ist das letzte Wort noch lange nicht gesprochen. Die dubiose Summe von 6,7 Millionen Euro, die im Zentrum der WM-Affäre steht und irgendwo in Katar versandet ist, bleibt verschwunden.

Skandalfunktionär Mohamed bin Hammam ist untergetaucht, die deutschen und Schweizer Justiz-Behörden ermitteln natürlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Der DFB hat (noch) keine Akteneinsicht.

 

 

DW Kommentarbild Sarah Wiertz
Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online