Geheimnisvoller Johannes Gutenberg
3. Februar 2018"Jeder kennt Johannes Gutenberg, obwohl man kaum etwas über ihn weiß", sagt die stellvertretende Direktorin des Gutenberg-Museums in Mainz, Elke Schutt-Kehm. Das fängt beim Geburtstag an und endet beim Sterbedatum, auf das sich das diesjährige Gedenken zum 550. Todestag Gutenbergs bezieht. Nur so viel steht fest: Johannes Gutenberg ist der Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Metall-Lettern und verhalf damit der Reformation entscheidend zum Durchbruch. Dafür kürten ihn amerikanische Journalisten zum "Mann des Jahrtausends".
Geboren wurde er um das Jahr 1400. Wahrscheinlich in Mainz, vielleicht aber auch in Eltville auf der anderen Rheinseite im Rheingau. Er stammte aus der wohlhabenden Kaufmannsfamilie Gensfleisch. Später änderte er seinen Geburtsnamen, wie es damals Mode war, und nahm den Namen des Familiensitzes "Hof zum Gutenberg" an.
Vorbereitungen in Straßburg
Möglicherweise studierte Johannes Gutenberg in Erfurt. Darauf weist ein Eintrag in den Matrikelbüchern der Universität hin. Um das Jahr 1428 verließ die Familie Gensfleisch Mainz aufgrund von Auseinandersetzungen zwischen den führenden Familien der Stadt. Wo sich Gutenberg danach aufhielt, ist nicht überliefert. Belegt ist sein Aufenthalt erst wieder in Straßburg ab 1434.
In der heute französischen Stadt boten sich ihm zahlreiche Erwerbsmöglichkeiten. Gutenberg betätigte sich dort unter anderem im Münz- und Goldschmiedehandwerk, gründete eine Finanzierungsgesellschaft und produzierte Wallfahrtsandenken. Insgesamt zehn Jahre verbrachte er dort. Einiges deutet darauf hin, dass er hier auch den Weg für seine spätere bahnbrechende Erfindung ebnete.
Durchbruch in Mainz
Zurück in Mainz setzte er seine Arbeiten zum Buchdruck mithilfe des Geschäftsmannes Johannes Fust und des Schreibers Peter Schöffer fort. Zwischen 1452 und 1454 war es dann endlich so weit: Die Entwicklung seiner beweglichen Metall-Lettern war abgeschlossen. Und da Gutenberg auch ein versierter Handwerker und gleichzeitig ein risikobereiter Unternehmer war, baute er die hierfür nötige Druckerpresse gleich mit dazu.
Über Jahrhunderte waren Bücher in mühseliger Handschrift entstanden, meist in den Schreibwerkstätten der Klöster. Nur Klerus und Oberschicht konnten sich die teuren Produkte überhaupt leisten - geschweige denn lesen. Doch von nun an konnten Buchstaben beliebig zusammengefügt, ganze Wörter und Sätze mit einem Schlag auf eine Seite gebracht - und das Ganze beliebig oft reproduziert werden. Eine Erfindung, die den Wissensaustausch revolutionierte und neue Ideen - für mittelalterliche Verhältnisse - in hoher Auflage unters Volk brachte.
Im Jahr 1450 ging der Meister sein ehrgeizigstes Vorhaben an: Binnen zweier Jahren druckte er mit Hilfe seiner 20 Angestellten 180 Exemplare der Bibel. Es sei nicht nur das erste, sondern auch das schönste Buch, das jemals gedruckt wurde, findet Elke Schutt-Kehm.
Die Technik Gutenbergs verbreitete sich rasend schnell. Im Jahr 1500 produzierten Druckereien in ganz Europa nicht nur gelehrte Werke, sondern auch Schmähschriften gegen Ablasshandel und den Prunk der römischen Kurie. Rund 100 Jahre später erschien die erste Zeitung.
Asiatisches Vorbild?
Aber war Gutenberg tatsächlich der erste, der den Buchdruck ermöglichte? Die Antwort lautet: Nein. Der Buchdruck mit austauschbaren Buchstaben war in China bereits im 11. Jahrhundert entwickelt worden und im 13. Jahrhundert auch in Korea verbreitet. Doch während in Asien Lettern für den Druck im Wachsgussverfahren oder in Holz geschnitzt waren, entwickelte Gutenberg seine ganz eigene Technik mit einem Handgießinstrument und einer Druckerpresse. Er hat "als erster eine serielle Herstellung genormter Einzelteile konzipiert", so Schutt-Kehm. Das sei ein anderer Ansatz und technikgeschichtlich ein enormer Schritt gewesen.
Am 3. Februar feiert man nicht nur in Mainz den 550. Todestag des Medienrevolutionärs - auch wenn der 03.02.1486 als Todestag wissenschaftlich gar nicht haltbar ist. Denn ein Sterbedatum sucht man in der Totenliste der Begräbnisbruderschaft St. Viktor in Mainz-Weisenau, in dem "Hengin Gudenberg Civis Mag" aufgeführt ist, vergeblich. Ein Heimatforscher aus dem Jahr 1910 soll, so der Buchwissenschaftler und Herausgeber des Gutenberg-Jahrbuchs Stephan Füssel, für den falschen Todestag verantwortlich sein.
Doch ganz egal, wann genau Gutenberg geboren und gestorben ist, seine Erfindung revolutionierte die Welt, so Elke Schutt-Kehm: "Gutenberg hat das Wissen demokratisiert, den ersten Schritt zum Wissen für alle gemacht."