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Darfur braucht Hilfe

Die Fragen stellte Kay-Alexander Scholz24. Mai 2007

Ärzte ohne Grenzen engagiert sich seit vielen Jahren im Sudan und hilft auch den Opfern in Darfur. DW-WORLD sprach mit Matthias Hrubey darüber, mit welchen aktuellen Problemen die Nothilfeorganisation zu kämpfen hat.

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Matthias Hrubey bei der Arbeit
Besonders auch Schwangere kommen regelmäßig zu Matthias HrubeyBild: Kris Torgeson

DW-WORLD.DE: Auf vielen politischen Ebenen wird über die Situation in der sudanesischen Krisenregion Darfur geredet - können Sie davon profitieren?

Matthias Hrubey: National und in den Medien wird viel über die Probleme in Darfur geredet, aber eigentlich nicht über die Bevölkerung, wie es den Menschen hier geht. Und den Menschen geht es immer noch nicht so, wie es ihnen gehen sollte.

Mit welchen Problemen müssen Sie im Moment kämpfen?

Wir hatten in einem unserer Projekte einen großen Meningitis-Ausbruch und mussten eine Impfkampagne starten. Die Gefahr eines Cholera-Ausbruchs steigt, jetzt wo die Regenzeit beginnt. Die Krankheit könnte sowohl in den Camps als auch auf dem Land ausbrechen. Wir sind mit vereinter Kraft dabei, uns darauf vorzubereiten. Abgesehen davon leiden die Menschen wegen schlechter Hygiene- und Wasserbedingungen häufig unter Durchfall-Erkrankungen.

Können Sie die Kranken gut erreichen?

Im Moment ist es teilweise sehr schwierig, die Menschen zu erreichen. Wir sind vor allem in ländlichen Gebieten oft auf Helikopter angewiesen, weil die Straßen vielfach zu unsicher sind.

Sie arbeiten parallel und betreuen mehrere lokale Projekte gleichzeitig. Welches ist ihr aktuelles Projekt?

Es gibt Gebirgsregionen, wo es bisher gar keinen Zugang zu medizinischer Hilfe gab. Das versuchen wir gerade zu ändern und damit mehr als 100.000 Menschen zu helfen.

Wie gefährlich ist ihre Arbeit im Moment?

Uns selbst ist in den letzten Wochen nichts passiert, weil wir sehr vorsichtig arbeiten. Jedes Projekt von Ärzte ohne Grenzen hat detaillierte Sicherheitspläne, die regelmäßig an die aktuelle Situation angepasst werden. Aber es vergeht keine Woche, in der man nicht von irgendeinem Zwischenfall hört. Man ist ständig angespannt, es kann jede Minute etwas passieren.

Sie waren schon 2004 in der Region und sind jetzt wieder seit zehn Monaten im Einsatz. Was hat sich seitdem getan?

Die Situation ist nicht einfacher geworden, hat sich aber verändert. Als ich 2004 im Projekt war, hatten wir einen großen medizinischen Notfall mit unzähligen unterernährten Kindern. Heute ist unsere Arbeit komplexer und damit auch schwieriger. Das Leiden ist nicht so plakativ und nicht so sichtbar wie damals, es ist aber nichtsdestotrotz ähnlich groß.

Bundeskanzlerin Merkel hat in dieser Woche auf dem Afrika-Summit Kritik geäußert. Die afrikanischen Staaten sollten garantieren, dass die Hilfe auch dort ankommt, wo sie gebraucht wird. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Die Kritik ist berechtigt. Häufig wird Hilfe nicht dort geleistet, wo sie am meisten gebraucht wird, sondern wo sie am meisten politischen Nutzen bringt. Ärzte ohne Grenzen arbeitet dort, wo sie medizinisch am meisten gebraucht wird. Deshalb sind wir auch dort vertreten, wo keine anderen Organisationen hinkommen.

Der Darfur-Konflikt wird diese Woche im UN-Menschenrechtsrat behandelt und im Juni auch auf dem G8-Gipfel in Heiligendamm. Was erwarten Sie von diesen Treffen?

Ich habe Hoffnungen, keine große Erwartungen. Unabhängig von diesem Treffen, würde ich mir wünschen, dass die Menschen nicht mehr in Lagern leben müssen, zuhause in Frieden miteinander leben können und wirklich all die medizinische Hilfe bekommen, die sie benötigen. Aber das ist ein frommer Wunsch. Wichtig ist, dass die Menschen hier in der nächsten Zeit nicht vergessen werden, was leider häufig passiert, wenn sich ein Konflikt über Jahre hinzieht.

Matthias Hrubey ist stellvertretender Landeskoordinator für Ärzte ohne Grenzen in Darfur. Zusammen mit 100 internationalen und mehr als 2.000 nationalen Helfern leistet er medizinische Hilfe für die Betroffenen vor Ort.