Der Blasmusiker im Hofbräuhaus
Mein Arbeitstag im Hofbräuhaus fängt meistens um 12.00 Uhr an. Davor habe ich noch zu Hause jede Menge zu tun. Um 7.00 Uhr stehe ich auf, nach dem Frühstück kümmere ich mich um meinen Hof und die Tiere. Ich lebe zusammen mit meiner Frau und meinen beiden Kindern auf einem Hof im Landkreis Miesbach im bayerischen Voralpenland. Ursprünglich habe ich Landwirtschaft studiert und bin dann später auf die Musik umgestiegen.
In voller Montur
Seit fünf Jahren arbeite ich jetzt im Hofbräuhaus am Platzl in München. Ich pendle jeden Tag die 50 Kilometer, entweder mit dem Auto oder dem Zug, das dauert eine gute halbe Stunde. Zum Hofbräuhaus bin ich eher zufällig gekommen, vorher war ich in einer Musikkapelle. Ich bin so gegen 11.30 Uhr da und dann muss ich mich erst Mal umziehen. Meine etwa 40 Kollegen und ich treten immer in voller Montur auf, das heißt: Lederhosen, weißes Hemd, grüne Weste, graue Strümpfe und Haferlschuhe, das sind Trachtenschuhe. Danach geht es auf die Bühne.
Das Hofbräuhaus ist sehr groß, insgesamt passen 2000 Personen rein, die sich auf mehrere Speiselokale verteilen. Wenn ich um 12.00 Uhr anfange zu spielen, bin ich meistens in der Schwemme, das ist der große Saal im Erdgeschoss mit 1200 Plätzen, ein Speiselokal mit Bierausschank. Das ist eigentlich das Bekannteste am Hofbräuhaus, die Schwemme und ihre Blaskapelle, jedenfalls für Touristen.
Italienische Frauen
Zusammen mit vier bis sechs Kollegen spielen wir durch bis 16.00 Uhr. Das Repertoire besteht aus Volks- und Blasmusik. Wir erfüllen auch ab und zu Sonderwünsche aus dem Publikum, machen aber kein Wiesn-Programm, wie beim Oktoberfest. Unsere Musik ist anspruchsvoll, bei den Musikern sind einige dabei, die auch in der Staatsoper spielen.
Ich bin gelernter Klavier- und Orgelspieler, in der Blaskapelle im Hofbräuhaus spiele ich aber hauptsächlich Trompete und Akkordeon. 95 Prozent der Stücke, die wir spielen, können wir auswendig. Während ich auf der Bühne bin, gucke ich mir das Publikum an. Wir haben ja Gäste aus aller Welt, aber auch Stammgäste aus München, es gefällt mir, sie alle zu beobachten. Die italienischen Frauen sind die schönsten!
Schweinshaxe?
Von 16.00 bis 19.00 Uhr mache ich Pause, ich esse etwas, meistens Fisch, im Hofbräuhaus kann man gut Fisch essen. Ich habe in meinem Leben noch nie eine typisch bayerische Schweinshaxe gegessen! Ansonsten lese ich, kaufe ein, schreibe Noten, übe und mache Büroarbeit. Danach spielen meine Kollegen und ich dann im ersten Stock im Restaurant weiter, da ist die Stimmung etwas gesetzter, wir spielen auch andere Musik als in der Schwemme, so eine Art Salonmusik. Um 23.00 Uhr ist Schluss und ich habe Feierabend.