Autobranche in tiefer Absatzkrise
11. Juni 2013So schlimm sah es für die Autoindustrie in West-Europa in den letzten dreißig Jahren nicht mehr aus, das ist das Ergebnis einer Studie des CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen. Die Autoverkäufe in Westeuropa würden in diesem Jahr voraussichtlich fünf Prozent unter dem Niveau des Vorjahres liegen, heißt es der am Dienstag veröffentlichten Untersuchung des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer. Knapp 11,9 Millionen Fahrzeuge könnten in den 27 EU-Staaten und den Staaten der Europäischen Freihandelszone verkauft werden.
"Arbeitslose sind keine guten Autokäufer und deshalb geht die europäische Autoindustrie durch ihr schwerstes Jahr seit der ersten Ölkrise" Anfang der 70er Jahre, hieß es in der Studie. Die Jugendarbeitslosigkeit sei auf einem Rekordhoch, und die Wettbewerbsfähigkeit von Ländern wie Frankreich und Italien bleibe "weiter schlecht". Besonders hart werde es neben Frankreich und Italien auch Spanien, Portugal und Griechenland treffen. Der Automarkt in diesen Ländern werde nach einem satten Absatzminus von 17 Prozent im Vorjahr um weitere 9,6 Prozent auf 3,75 Millionen Pkw einbrechen. Auch für die kommenden beiden Jahre müsse weiter mit einem schwachen Wirtschaftswachstum gerechnet werden. Die Chancen für eine schnelle Erholung des Automobilmarktes seien damit "null".
Werkschließungen geplant
Wegen der schwachen Nachfrage durch die Autokäufer werde die Auslastung der Autofabriken in Europa sogar so schlecht ausfallen, wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht, hieß es in der Studie. In den Fabriken in Südländern wie Frankreich, Italien, Portugal oder Spanien werde die Auslastung der Standorte voraussichtlich von über 62 Prozent auf rund 58 Prozent sinken. Am schlechtesten werde das Jahr voraussichtlich für die italienischen Standorte ausfallen, mit einer Auslastung von 49 Prozent. In Frankreich seien die Fabriken schätzungsweise zu 51 Prozent ausgelastet.
Die Staatsschuldenkrise trifft in Europa vor allem Autohersteller, die ihre Fahrzeugen zu einem erheblichen Teil in südlichen Ländern verkaufen. Dies sind vor allem französische Hersteller oder italienische Automarken. In Deutschland ist insbesondere Opel stark von der Krise betroffen. Autobauer wie Fiat und Renault haben daher bereits Restrukturierungspläne verabschiedet, bei Peugeot-Citroën steht unter anderem die Schließung des Werkes Aulnay an. Auch Ford und Opel werden Werke schließen.
Iw/gmf (afp, dpa)