Serie "Dark" startet bei Netflix
29. November 2017Zwei Kinder verschwinden plötzlich aus einer deutschen Kleinstadt. Keiner weiß, wieso. Eltern, Verwandte, Freunde rätseln. Das Geschehen nimmt seinen Lauf. Auf der Suche nach des Rätsels Lösung kommt die Vergangenheit der Eltern der Verschwundenen sowie die befreundeter Paare ins Spiel. Die Serie blendet zurück. Familienkonstellationen und -konflikte kommen an die Oberfläche. Was hat das Verschwinden der Kinder im Hier und Jetzt mit der Vergangenheit zu tun?
"Dark" orientiert sich an großen Vorbildern
Verkürzt erzählt ist das die Ausgangssituation der ersten deutschen "Netflix"-Serie "Dark", die am 1. Dezember startet. In den zehn Teilen der ersten Staffel nähern sich die Protagonisten und damit auch die Zuschauer immer mehr der Auflösung des Plots.
Kommt Ihnen das bekannt vor? Dann liegen sie richtig. Die Story von "Dark" erscheint als Variante anderer Serien - aus Deutschland und aus dem Ausland.
Gerade noch hat das deutsche Publikum die acht Teile der Serie "Das Verschwinden" von Regisseur Hans-Christian Schmid verdaut. Die ARD-Serie, die das erfolgreiche Grundmuster sogar schon im Titel trägt, begann ähnlich. Ein junges Mädchen verschwindet. Die Eltern, in diesem Falle vor allem die alleinerziehende Mutter, begeben sich auf die Suche. Fragen stellen sich natürlich auch alle anderen, die beiden Freundinnen des Mädchens, Verwandte, Freunde aus dem kleinen Ort, die Polizei. Denn: auch "Das Verschwinden" spielt in der Provinz. Ist es in "Dark" eine Region in der Pfalz, so spielt sich das Geschehen bei Schmid in der deutsch-tschechischen Grenzregion ab.
Erprobte dramaturgische Muster - variiert und mit deutschen Zutaten
Sie ähneln sich, die Grundmuster der deutschen Serien, die in diesen Wochen zu sehen sind. Und das ist wohl kein Zufall. Das Verschwinden meist jugendlicher Protagonisten, die Ermittlungen, die dann folgen, das Rätselraten der Zuschauer, das daraufhin einsetzt - all das sind beliebte und vielfach erprobte Muster amerikanischer Vorbilder.
Wir erinnern uns: Die legendäre US-Serie "Twin Peaks" (1990) begann damals zwar nicht mit dem Verschwinden einer jungen Frau, sondern mit deren Tod in den Wäldern der tiefsten amerikanischen Provinz, brachte dann das beschauliche Leben von Familien, Angehörigen, Bekannten und Freunden aus dem Lot. Ein ganzes Städtchen geriet ins Wanken.
Auch die seit 2016 gedrehte US-Serie "Stranger Things" beginnt mit dem Verschwinden eines Jugendlichen. Mit beiden Serien, "Twin Peaks" und "Stranger Things", wurde die erste deutsche "Netflix"-Produktion "Dark" jetzt schon verglichen. Und tatsächlich: die Parallelen sind auffallend, wie auch die zu Schmids "Das Verschwinden". Vor allem die Szenerie der vermeintlichen Kleinstadtidylle, in die sich der Schrecken einschleicht.
"Das Verschwinden" war ein TV-Ereignis, "Dark" muss sich noch beweisen
Das muss kein Fehler sein. Ist so eine deutsche Serie gut gemacht, ist ein solches Wiederholungsschema durchaus legitim. Auch US-Serien kupfern ja ab, meist lehnen sie sich an Vorbilder aus Hollywood an. Und im Kino ist solch ein "Ideenklau" sowieso schon seit Jahren bekannt.
Wichtig ist nur, dass Varianten eingebaut werden. "Dark" und "Das Verschwinden" unterscheiden sich ja schon dadurch von US-Vorbildern, dass sie die deutsche Provinz zeigen, deutsches Zeitgeschehen. Bei Hans-Christian Schmids Serie ist das hervorragend gelungen. "Dark" muss die Zuschauer ab dem 1. Dezember noch überzeugen.