Von "Weißensee" bis "Das Verschwinden": Starke deutsche Serien
Deutsche Serien sind en vogue. "Berlin Babylon" läuft beim Anbieter Sky. Amazon Prime und Netflix produzieren deutsche Serien für ein internationales Publikum. Jetzt startet "Das Verschwinden" im deutschen Fernsehen.
Hans-Christian Schmids "Das Verschwinden"
Es ist eine düstere Geschichte, die Regisseur Schmid (rechts auf dem Bild neben seiner Hauptdarstellerin Julia Jentsch) den Zuschauern erzählt. Schauplatz der acht Folgen von "Das Verschwinden" ist die bayrische Provinz an der deutsch-tschechischen Grenze. Eine Mutter (Julia Jentsch) macht sich auf die Suche nach der verschwundenen Tochter (Elisa Schlott, l.).
Gesellschaftliches Panorama: "Das Verschwinden"
In Schmids Serie geht es um Drogenhandel und Kriminalität in der Grenzregion, um die verlorene Jugend einer Generation, um die Überforderung von Eltern und Kindern. "Das Verschwinden" blickt in verschiedene gesellschaftliche Sphären, auch hinter die Kulissen gutbürgerlichen Lebens. Neben Julia Jentsch glänzen Schauspieler wie Sebastian Blomberg und Nina Kunzendorf (unser Bild).
Historische Serie "Berlin Babylon"
Während "Das Verschwinden" (ab 22.10. in der ARD) auf soziale Gegenwart und Psychologie setzt, entfaltet die teuerste deutsche Serie, "Berlin Babylon", ein historisches Tableau. Sie ist beim privaten Anbieter "Sky" zu sehen. Drei Regisseure haben mit großem Aufwand das Berlin der 1920er Jahre in einem opulenten Bilderreigen wiederauferstehen lassen. "Berlin Babylon" wurde in viele Länder verkauft.
"Dark" startet im Dezember
Anfang Dezember erwartet die Zuschauer bei "Amazon Prime" die deutsche Serie "Dark". In zehn Folgen entwickelt Regisseur Baran bo Odar in den auf Deutsch gedrehten Episoden eine Story, die Hans-Christian Schmids "Das Verschwinden" in vielem ähnelt. Auch hier geht es um Kinder, die untertauchen, auch "Dark" spielt in der Provinz. Die Weltpremiere der ersten Folgen lief beim Festival in Toronto.
Deutscher Amazon-Serienstart "You Are Wanted"
Die erste deutsche Serie, die vom US-Giganten "Amazon Prime" speziell auch für den hiesigen Markt entwickelt wurde, war "You Are Wanted", die ab März 2017 lief. Inszeniert wurde sie von Matthias Schweighöfer, der auch die Hauptrolle spielt. Die Serie, die unter anderem das Thema digitale Überwachung behandelt, stieß auf ein geteiltes Echo. Doch eine zweite Staffel ist bereits in Arbeit.
Fortsetzung für "Deutschland 83"
Ebenfalls eine zweite Staffel erlebt die zeithistorischen Spionageserie "Deutschland 83", die 2015 beim Privatsender RTL zu sehen war. Dann allerdings unter dem Titel "Deutschland 86" und zunächst bei "Amazon Prime". "Deutschland 83" sammelte weltweit Preise ein und wurde in zahlreiche Länder verkauft, hatte bei RTL aber schlechte Quoten - und läuft deshalb 2018 zunächst bei "Amazon".
Berliner Clan-Kämpfe: "4 Blocks"
Auch "4 Blocks" von Regisseur Marvin Kren darf als Erfolg gelten - und wird deshalb ebenfalls fortgesetzt. Premiere feierte die Serie um die Auseinandersetzungen verschiedener Familienclans in Berlin-Neukölln 2017 bei der Berlinale, anschließend liefen die sechs Folgen beim Anbieter "TNT Serie". "4 Blocks" erhielt hervorragende Kritiken und wurde mit der amerikanischen Serie "Sopranos" verglichen.
Deutsche Geschichte in "Weißensee"
Dass sich deutsche Serienmacher besonders gut auf zeithistorische Sujets verstehen, beweist die seit 2010 gedrehte ARD-Serie "Weißensee". In inzwischen drei Staffeln geht es um zwei Familien in Ost-Berlin in den 1980er Jahren. Auch "Weißensee" wird aufgrund guter TV-Quoten fortgesetzt, eine vierte Staffel ist in Produktion. Verkauft wurde die Serie unter anderem nach Italien und Russland.
Grandioser künstlerischer Erfolg: "Im Angesicht des Verbrechens"
Die beste deutsche Serie der letzten zehn Jahre ist "Im Angesicht des Verbrechens". Regisseur Dominik Graf inszenierte das Epos um zwei Berliner Polizisten, die im Mafia-Milieu der Hauptstadt ermitteln, 2010. Die rasant entwickelten Szenenfolgen, das düstere Tableau und die formalen Experimente überforderten allerdings viele Zuschauer. "Im Angesicht des Verbrechens" erzielte enttäuschende Quoten.
Offener Ausgang: "Das Verschwinden"
Zu hoffen ist, dass Hans-Christian Schmids neuer Serie "Das Verschwinden" ein ähnliches Schicksal erspart bleibt. Auch "Das Verschwinden" zeigt düstere Seiten der deutschen Gesellschaft, legt offene Wunden im bürgerlichen Milieu bloß und verzichtet auf Humor und plakative Unterhaltung. Zu wünschen wäre Schmid ein Erfolg - er hat sich in der Vergangenheit als herausragender Regisseur etabliert.