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Menschen können Tiere mit SARS-CoV-2 infizieren

Alexander Freund aktualisiert von Fabian Schmidt
5. November 2020

Corona-Infizierte können ihre Haustiere anstecken. Ein umgekehrter Infektionsweg ist Experten zufolge nahezu auszuschließen - dies gilt jedoch nicht für alle Tiere. Deshalb müssen nun Millionen Nerze sterben.

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Hund und Katze
Bild: Fotolia/Tijara Images

Italienische Forscher hatten 540 Hunde und 277 Katzen aus Haushalten mit Corona-Patienten oder in besonders stark von Corona betroffenen Gebieten wie der Lombardei getestet. Bei 3,4 Prozent der Hunde und 3,9 Prozent der Katzen konnten die Forscher Antikörper gegen das Virus nachweisen.

Die Untersuchungen an einer verhältnismäßig großen Zahl von Tieren bestätigen die Annahme, dass Haustiere von Menschen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert werden können - umgekehrt ist eine Infektion jedoch eher unwahrscheinlich.

Denn die Tests auf Viren in Abstrichen aus dem Mund-, Nasen-, Rachenraum waren bei allen Tieren negativ - die Virenausscheidung endet nach zwei Wochen. Getestet wurde zwischen März und Mai 2020.

Haustiere verbreiten das Virus eher nicht

Für die wissenschaftlichen Fachkollegen ist die breitangelegte Untersuchung hilfreich. Laut Thomas Mettenleiter, dem Präsidenten des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) Greifswald, sind die Ergebnisse nicht wirklich überraschend: "Sie bestätigen, was wir schon wissen", so Mettenleiter. Es sei jedoch gut, eine Studie mit einer solchen Anzahl an Haustieren zu haben. "Es ist nicht so einfach, an Proben zu kommen."

Frau schmust mit Katze
Entwarnung: der Kontakt gesunder Menschen zu Haustieren muss nicht eingeschränkt werdenBild: picture-alliance/dpa Themendienst/K. Neumann

Die Studie bestätige die bisherige Einschätzung des FLI, dass Hunde oder Katzen bisher keine Rolle bei der Verbreitung des SARS-CoV-2-Virus spielen. Ausschlaggebend sei die Übertragung von Mensch zu Mensch. "Wir gehen davon aus, dass im Regelfall die Übertragung des Virus vom Menschen auf das Tier erfolgt", so Mettenleiter.

Der Kontakt gesunder Menschen zu Haustieren muss aus derzeitiger Sicht des FLI nicht eingeschränkt werden. Infizierte Menschen sollten den Kontakt zu Haustieren dagegen sicherheitshalber meiden.

Tiere sterben wohl nicht an Corona-Infektion

Bisher gebe es laut Mettenleiter keinen Nachweis, dass Tiere an einer Corona-Infektion sterben. Auch wenn sich Haustiere infizieren, bedeutet das laut FLI nicht automatisch, dass sich das Virus in den Tieren vermehren kann und von ihnen auch wieder etwa mit Nasensekret, Hustenauswurf oder Kot ausgeschieden wird.

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Darüber hinaus gibt es laut FLI bisher keine Hinweise darauf, dass sich Schweine, Hühner und andere landwirtschaftliche Nutztiere mit SARS-CoV-2 infizieren können. Am Institut erfolgen derzeit Versuche mit mehreren Tierarten. Ersten Ergebnissen zufolge sind Frettchen und Flughunde für das Virus empfänglich, Hühner und Schweine jedoch nicht. Studien mit Rindern wurden erst begonnen.

Coronavirus-Ausbrüche in Tierfarmen

Frettchen und Nerze gelten, anders als die meisten anderen Haustiere, indes als Problemfall. So gehen Forscher derzeit der Frage nach, wie das Virus in Nerzfarmen in den Niederlanden, Spanien und Dänemark gelangte und fast alle dort gefangen gehaltenen Tiere infizierte - ob also die Mitarbeiter der Zuchtbetriebe die Tiere oder die Tiere die Mitarbeiter infiziert haben.

Der Ausbruch auf einer spanischen Nerzfarm bei La Puebla de Valverde, einem 500-Einwohnerdorf in der nordwestlichen Region Aragon, wurde entdeckt, nachdem Ende Mai 14 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Zwei weitere Mitarbeiter wurden noch infiziert, nachdem die Nerzfarm geschlossen worden war.

Nerz-Farm in den Niederlanden
Mehr als 1,1 Mio. Nerze wurden alleine in den Niederlanden vorsorglich getötetBild: Getty Images/Y. Tutov

Die Ausbrüche in den Niederlanden begannen im April. Bei der Untersuchung stellte der Veterinär Professor Wim van der Poel von der Universität Wagingen fest, dass der bei den Nerzen gefundene Virusstamm dem ähnelt, der unter Menschen zirkuliert.

"Wir vermuteten, dass es möglich ist, dass es wieder (von den Tieren) auf Menschen übertragen wird", so van der Poel. Bei mindestens zwei Farm-Mitarbeitern sei das auch passiert.

Behörden lassen Millionen Nerze töten

Vorsorglich wurden auf der spanischen Nerzfarm bei La Puebla de Valverde bereits im August mehr als 92.000 Nerze auf Weisung der Behörden getötet. 90 Prozent waren mit dem Coronavirus infiziert.

Allein in den Niederlanden waren da bereits mehr als 1,1 Millionen Nerze getötet worden, in denen sich das Virus ausgebreitet hatte, teilte die niederländische Behörde für Lebensmittel und Sicherheit von Konsumprodukten mit.

In den Niederlanden gibt es rund 160 Nerzfarmen; sie sind der viertgrößte Produzent der Pelze weltweit nach Dänemark, China und Polen. Spanien hat 38 Nerzfarmen, die meisten in Galizien. 

Dänemark ordnete dann Anfang November an, dass alle Nerze in Pelztierfarmen getötet werden müssen. Ministerpräsidentin Mette Frederiksen gab die Entscheidung am 4.11. bekannt. "Das mutierte
Virus in den Nerzen könnte ein Risiko für die Wirksamkeit eines zukünftigen Impfstoffs sein", fügt sie hinzu.

In Dänemark hatte es trotz Gegenmaßnahmen immer wieder Ausbrüche auf Nerzfarmen gegeben. 

Dieser Artikel vom 4.8.2020 wurde zuletzt am 5.11.2020 aufgrund neuer Infektionen in dänischen Nerzfarmen aktualisiert

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund