Immer mehr solcher Pandemien?
7. Juli 2020"Wenn wir weiterhin die Tierwelt ausbeuten und unsere Ökosysteme zerstören, können wir einen stetigen Strom dieser Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden, in den kommenden Jahren erwarten", warnt Inger Andersen, die Chefin des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP). Delia Randolph, eine Veterinär-Epidemiologin des International Livestock Research Institute (ILRI) blickt zurück: "Während viele auf der Welt von (der Lungenkrankheit) COVID-19 überrascht waren, waren wir, die über Tierkrankheiten forschen, es nicht. Dies war eine höchst vorhersehbare Pandemie."
Seit den 1930er Jahren gebe es einen "klaren Trend" einer steigenden Zahl von menschlichen Krankheiten - und rund 75 Prozent davon stammen von Wildtieren, so Randolph. Oft seien domestizierte Tiere wie Vieh die Vermittler, heißt es in einem neuen Bericht von UNEP und ILRI. Dieser zeigt auch auf, dass die wachsende Nachfrage nach Fleisch, der Klimawandel und die zunehmende Urbanisierung zu der ungünstigen Entwicklung beitragen.
Massive Umwelt-Ausbeutung
In einigen Gegenden würden menschliche Aktivitäten "die natürlichen Puffer, die den Mensch einst vor diesen Erregern geschützt haben, niederreißen", kritisiert Doreen Robinson, die Leiterin der Abteilung für Wildtiere bei UNEP. Zudem könnten wärmere Temperaturen ideale Bedingungen für Erreger und Überträger schaffen, erläutert der Bericht. Eine große Rolle spiele ebenso die zunehmende Ausbeutung der Tierwelt durch das Jagen, den Handel und den Verzehr wilder Tiere.
Das neue Coronavirus ist vermutlich von Fledermäusen über ein anderes Tier auf den Menschen übertragen worden. Auch Ebola und MERS sprangen von Tieren auf den Menschen über. Schleichkatzen stehen im Verdacht, das SARS-(1)-Virus 2003 auf den Menschen übertragen zu haben.
wa/cw (dpa, UNEP)