RKI befürchtet Kontrollverlust
14. August 2020"Wir dürfen diese Entwicklung so nicht weiterlaufen lassen", warnte Lars Schaade, der Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts (RKI). Es sei entscheidend, Abstand zu halten, Masken zu tragen und Hygiene-Regeln einzuhalten. "Anders wird es nicht gehen", sagte Schaade. Sonst laufe man Gefahr, die Kontrolle zu verlieren.
Hoffnungen, dass unerkannt viele Menschen bereits Antikörper gegen das Virus gebildet hätten, machte eine RKI-Studie im einstigen Corona-Hotspot Kupferzell zunichte. Nur knapp acht Prozent der gut 2200 untersuchten Erwachsenen dort verfügten über Antikörper.
Keine "Herdenimmunität"
"Das reicht nicht aus, um eine zweite Welle zu verhindern", betonte Schaade, der eigens zur Präsentation der Studie in den Ort nach Baden-Württemberg gereist war. Für eine sogenannte Herdenimmunität seien Werte zwischen 60 und 70 Prozent erforderlich, erläuterte er. Offen sei zudem, ob die Konzentration der Antikörper in jedem Fall zum Schutz vor einer erneuten Ansteckung hoch genug sei.
Die Untersuchung in Kupferzell - durchgeführt zwischen dem 20. Mai und dem 9. Juni - ergab ferner, dass 83 Prozent der Menschen mit Antikörpern in der Vergangenheit Krankheitssymptome hatten. Umgekehrt waren also lediglich 17 Prozent ohne Symptome.
Viermal mehr Menschen infiziert
Außerdem zeigte die Studie laut RKI, dass in Kupferzell wohl knapp viermal mehr Menschen infiziert waren als bisher vom örtlichen Gesundheitsamt erfasst. Neue Infektionsfälle wurden bei den untersuchten Menschen in Kupferzell allerdings nicht gefunden. Insgesamt habe sich dadurch bestätigt, dass Hygieneregeln und Abstand halten auch hier gewirkt und das Virus eingedämmt hätten, meinte der RKI-Vize.
wa/ml (rtr, afp, dpa)