Corona-Impfstoff Mitte 2021?
20. Juli 2020Eine breit angelegte Impfung gegen die neue Lungenkrankheit könnte nach Ansicht der Chef-Wissenschaftlerin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schon Mitte 2021 erfolgen. "Im Moment sind mehr als 20 Impfstoffkandidaten in klinischen Studien", begründete Soumya Swaminathan in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur ihren Optimismus. "Wir sind zuversichtlich, dass ein paar von ihnen funktionieren werden." Anfang 2021 könnten erste Ergebnisse vorliegen.
"Wenn wir annehmen, dass es eine zehnprozentige Chance für jeden der Impfstoff-Kandidaten gibt, erfolgreich zu sein, bedeutet das immer noch, dass ein oder zwei Impfstoffe funktionieren könnten - vielleicht sogar mehr", erläuterte sie weiter. Die Expertin ging auch auf Berichte zur Immunität genesener COVID-19-Patienten ein. Es sei nicht entmutigend, dass neutralisierende Antikörper bei Corona-Infizierten nach einer Zeit verschwinden. Diese bedeute nicht, dass die Immunität weg sei, denn es gebe bekanntlich verschiedene Arten der Körperabwehr wie etwas Gedächtniszellen.
90 Millionen Impfdosen für Großbritannien
Angesichts der Entwicklung sicherte sich Großbritannien - in Europa das am schlimmsten von der Pandemie betroffene Land - den Zugriff auf weitere 90 Millionen potenzielle Impfstoffdosen. Wirtschaftsminister Alok Sharma sagte, gemäß der Verträge mit dem Mainzer Unternehmen Biontech, dem US-Konzern Pfizer und dem österreichisch-französischen Konzern Valneva habe die Regierung nun Optionen auf drei verschiedene Impfstoffe. Valneva hat auch eine Produktionsstätte in Schottland. Es arbeitet an einem Vakzin mit inaktiven Coronaviren.
Bereits zuvor hatte sich London 100 Millionen Dosen eines möglichen Impfstoffs gesichert, der derzeit von der Universität im britischen Oxford und dem Unternehmen AstraZeneca gemeinsam entwickelt wird. Mehr als 150 Impfstoffe gegen das Coronavirus werden derzeit weltweit getestet, davon mehr als 20 bereits am Menschen.
"Möglicherweise nie ein Impfstoff"
Gleichwohl warnte die britische Regierungsberaterin Kate Bingham im Gegensatz zur WHO vor zuviel Optimismus. "Es bleibt die Tatsache, dass wir möglicherweise nie einen Impfstoff bekommen werden", sagte sie. Und falls es einen Impfstoff geben sollte, müsse man darauf vorbereitet sein, dass es einer sei, der nicht vor einer Ansteckung schütze, sondern nur die Symptome lindere.
Bundesregierung verdreifacht Fördermittel für Corona-Forschung
In Deutschland werden die Fördermittel für die Erforschung wirksamer Strategien und Therapien gegen das Coronavirus deutlich erhöht. "Wir wollen 45 Millionen Euro in knapp 90 herausragende Projekte investieren", kündigte Ministerin Anja Karliczek an. Die ursprünglich vorgesehenen Mittel für den Aufruf zur Erforschung des Coronavirus würden damit verdreifacht. Die ersten Forschungsprojekte seien bereits gestartet.
"Die Biologie des Virus und seine Verbreitungswege noch besser zu verstehen, ist der Schlüssel für wirksame Therapien und weitere mögliche Maßnahmen zur Eindämmung des Virus", betonte die CDU-Politikerin.
se/sti (dpa, afp, ap, rtr)