Containerschiff "Rena" im Todeskampf
10. Januar 2012Die Umweltbehörden Neuseelands versuchen nach den neuen Hiobsbotschaften vom Astrolabe-Riff, auf das das Containerschiff "Rena" Anfang Oktober aufgelaufen war, den Ball flach zu halten. "Unsere Priorität ist es, die Umweltschäden so gering wie möglich zu halten", meinte Umweltminister Mick Smith am Dienstag (10.01.2012) in Tauranga. Was für eine Aussage. Schon jetzt gilt die Havarie der "Rena" als schwerste maritime Umweltkatastrophe in der Geschichte Neuseelands. "Die Rena ist eindeutig im Todeskampf", ergänzte er noch.
Das Heck des am Wochenende in rauer See auseinandergebrochenen Frachters ist inzwischen weitgehend im Meer verschwunden. Bergungsspezialisten versuchten noch, das Heck mit einem Schlepper in eine stabilere Position auf dem Riff zu ziehen, wie die Schifffahrtsbehörde vor Journalisten in Tauranga erläuterte. Das misslang jedoch. Taucher sollen das gesunkene Wrackteil, in dem noch mehrere hundert Container vermutet werden, untersuchen. Doch solange der Stahlkoloss in Bewegung ist, traut sich niemand in die Nähe. Der Bug der "Rena" ist fest mit dem Riff verkeilt, das nur 22 Kilometer von der Küste entfernt liegt.
Neuer Ölfilm
Aus dem Wrack des Frachters läuft weiteres Schweröl aus. Der Ölfilm ist nach Angaben von Einsatzleiter Alex vam Wijngaarden fünf bis zehn Meter breit und drei Kilometer lang. Er bedroht ein weiteres Mal die umliegenden Strände im Nordosten der Nordinsel. Erste Öllachen wurden bereits angespült.
Wie viel Öl sich noch im Bauch des Wracks befindet, weiß niemand so genau. Umweltminister Smith geht von etwa 100 Tonnen aus. Kurz nach der Havarie der "Rena" waren etwa 400 Tonnen Öl ins Meer geströmt. Tausende Seevögel verendeten, Strände wurden verseucht. Spezialisten pumpten in den darauffolgenden Wochen mehr als 1000 Tonnen Schweröl ab. In den Tanks blieben jedoch unerreichbare Restmengen des Öls.
An den nahe gelegenen Stränden wie Waihi werden auch immer mehr Container angespült, teilweise intakt, teilweise aufgerissen. Den Strand von Maketu rund 50 Kilometer südlich der Unglücksstelle sicherten Helfer mit schwimmenden Barrieren.
Container und Wrackteile gefährden Schiffe und Schwimmer
Experten warnten zudem, Wrackteile und die 150 Container, die am Wochenende ins Meer gestürzt waren, könnten für Schiffe und Schwimmer gefährlich werden. Nach Computersimulationen könnte die Strömung sie noch bis zu 160 Kilometer vom Unglücksort entfernt an Strände spülen. Die Behörden riefen Badende am Whitianga-Strand auf der Coromandel-Halbinsel zur Vorsicht auf. Die Marine patrouilliert in der Region, um gegebenenfalls vor Containern warnen zu können.
Autorin: Susanne Eickenfonder (dpa, afp, dapd)
Redaktion: Sabine Faber