Chinesischer Investor rechnet mit Kuka-Übernahme
13. Juni 2016"Unser Engagement bei Kuka ist für uns kein politisches Thema, sondern ein wirtschaftliches", sagte Midea-Vizechef Andy Gu der in Düsseldorf erscheinenden Zeitung "Handelsblatt". Sorgen um eine politische Einflussnahme seien unbegründet, so Gu weiter. "Wir sind ein Privatunternehmen. Für uns zählt nicht, was die chinesische Regierung fordert."
"Durchstarten in China"
Sein Unternehmen sehe großes Wachstumspotenzial für Kuka in China, erklärte Gu. Mit der Übernahme wolle Midea der deutschen Firma beim Durchstarten auf dem Milliardenmarkt in der Volksrepublik helfen. Kuka behalte seine volle Unabhängigkeit, versicherte der Midea-Manager.
Midea hält bereits 13,5 Prozent an Kuka und hatte im Februar erklärt, seine Beteiligung erhöhen zu wollen. Die Chinesen hatten dazu zuletzt ein Angebot von bis zu 4,5 Milliarden Euro angekündigt - das wäre die größte Firmenübernahme durch ein chinesisches Unternehmen in Deutschland. Kuka gilt als Aushängeschild deutscher Robotertechnik.
Bedenken in Berlin und Brüssel
In der Bundesregierung gibt es teilweise Bedenken gegen das Übernahmeangebot des chinesischen Haushaltsgeräte-Produzenten. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte gesagt, er würde eine deutsche oder europäische Alternative begrüßen. EU-Kommissar Günther Oettinger erklärte, deutsche Spitzentechnologie dürfe nicht in chinesische Hände gelangen. Das Vorhaben Mideas dürfte auch beim derzeitigen Besuch von Kanzlerin Angela Merkel in China eine Rolle spielen.
Der Münchner Technologiekonzern Siemens ist an einem Einstieg bei Kuka nicht interessiert. Vorstandschef Joe Kaeser sagt dem Sender "n-tv" in Peking: "Wenn wir Interesse gehabt hätten, hätten wir uns sicherlich schon längst damit befasst." Bei Siemens war wie bei einigen anderen deutschen und europäischen Firmen ausgelotet worden, ob sie sich bei Kuka beteiligen wollen, um Midea abzuwehren.
Kaeser: Normaler Vorgang
In der geplanten Übernahme des Augsburger Unternehmens durch Midea sieht Kaeser einen normalen Vorgang. "Man muss das ganz nüchtern sehen", sagte der Siemens-Chef. Deutschland habe wie kein anderes Land auf der Welt nach dem Krieg vom Export und von der Globalisierung profitiert. "Die Globalisierung ist eben nicht nur in eine Richtung. Die kommt auch zurück", sagte Kaeser. Der Manager gehört der Wirtschaftsdelegation an, die die Bundeskanzlerin bei ihrem China-Besuch begleitet.
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