Chinesischer Blockbuster aus Bayern
8. August 2016Liebe, Geld und Adel, das sind die Zutaten für einen hausgemachten Heimatfilm. Wenn der dann noch in den Bergen spielt, dann ist das Romantik pur – nicht nur für die Deutschen. Auch für Chinesen sind bayerische Schlösser und schneebedeckte Berge ein Sehnsuchtsort. Etwas Action darf aber ruhig dabei sein. So planen Produktionsfirmen der Volksrepublik China zusammen mit deutschen Partnern in Bayern den Kinofilm "Love of Alps". Der verspricht neben Alpen und Adel auch flotte Rennwagen.
Regisseurin Dan Tang spricht von "mentalem Wellnessurlaub" für die Chinesen. Ihre Zutaten für den Film sind eine chinesische Millionenerbin, ein deutscher Prinz und ein Meisterdieb. Als echter deutscher Prinz wird tatsächlich Fürst Albert von Thurn und Taxis das Team beraten. Der 33-Jährige ist nicht nur prominenter Vertreter des Hochadels, sondern auch begeisterter Rennfahrer.
Erst Bollywood mit Alpenflair, jetzt China
Die Handlung ist verworren wie in einer Oper: Die reiche und natürlich wunderschöne Tang Tang liebt den 20-jährigen Prinzen Edward, und beide lieben sie Rennwagen. Leider lasten Familienschulden auf Edwards Schultern, weshalb er ein großes Rennen gewinnen muss. Meisterdieb Xiaofei wiederum hat eine todkranke Mutter, die er retten will, indem er die königliche Familie, sprich Edward, bestiehlt.
Anders als in vielen Opern wird es wahrscheinlich ein Happy End geben - ganz so, wie man es aus den indischen Bollywood Filmen kennt, bei denen seit den 1980er Jahren Szenen in den Schweizer Alpen gedreht wurden. In den letzten Jahren allerdings, so schrieb das Wall Street Journal schon 2013, habe die Anziehungskraft der Bergkulisse bei den Indern stark nachgelassen. Die Erfolge des Films "Wer zuerst kommt, kriegt die Braut", der in den 1990er Jahren zum großen Schweiz-Boom in Indien führte, sind längst verblasst, das Klischee der Alpen wurde überstrapaziert. Das indische Publikum möge die Filme heute lieber realitätsnäher, sagte Produzent Aashish Singh seinerzeit im Wall Street Journal.
Klischee statt politischer Haltung
Für die Chinesen scheint jedoch jedes Klischee gerade recht zu sein. "Die Kombination aus Adel, Rennsport und bayerischem Setting bedient die Klischees von dem, was Deutschland ist", sagt Anke Redl, die für "German Films", der Auslandvertretung des deutschen Films, in Peking sitzt. Die Drehorte stehen noch nicht alle fest, aber die chinesischen Filmemacher setzen auf die Anziehungskraft idyllischer Almwiesen und historischer Bauten. Regisseurin Dan Tang hat auf jeden Fall schon einen Wunschort, den deutschen Klischeeort schlechthin: "Schloss Neuschwanstein ist so bekannt, alle Chinesen wollen hier heiraten", sagt sie.
Das Projekt wurde bereits im Juni am Rande der Münchener Filmfestspiele vorgestellt. Menschenrechtsverletzungen in China, politische Missstände, all das wird im Flim natürlich ausgeklammert. Die Genehmigung der chinesischen Zensurbehörde liegt bereits vor: Bei "Love of Alps" geht es nämlich für beide Seiten um viel Geld. Regisseurin Dan Tang spricht von einem großen Kommerzfilm: "Wir wollen weltweit die Box-Offices kapern". Und das, obwohl gerade sie ihr Handwerk in Berlin bei Rosa von Praunheim gelernt hat, bekannt für politisch aussagekräftige Filme wie "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt".
Love of Alps soll die Kassen klingeln lassen
16 Millionen Euro sind für "Love of Alps" veranschlagt, zehnmal so viel soll der Film einspielen, und auch dem Freistaat Bayern mehrere Millionen Euro bescheren. Hinzu kommen Einnahmen aus Product Placement, woran besonders deutsche Autohersteller interessiert sein dürften, kündigte der deutsche Produzent Helmut Hartl bei den Münchener Filmfestspielen an. Allein 5000 Kopien sollen in die chinesischen Kinos kommen. Auch den FilmFernsehFonds Bayern (FFF) will man ins Boot holen. Geschäftsführerin Gabriele Pfenningsdorf könnte sich eine Unterstützung seitens des FFF durchaus vorstellen: "Das wäre das erste große Projekt mit Asien für Bayern." Rund 90 Prozent der Dreharbeiten würden in den Alpen stattfinden.
Im April 2017 sollen die Dreharbeiten auf Chinesisch und Englisch beginnen. Die meisten Rollen sind bereits an bekannte chinesische Schauspieler vergeben, darunter Superstars wie Zhang Ziyi ("Tiger and Dragon") und Eddie Peng sowie der Japaner Shun Oguri. Gesucht wird noch Prinz Edward, der "schnellste Prinz der Welt". Er sollte in China durch internationale Blockbuster bekannt sein. Gedacht ist an einen US-Schauspieler, aber vielleicht entdeckt am Ende ja auch Berater Albert von Thurn und Taxis noch sein schauspielerisches Talent.