1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

China nimmt ausländische Firmen ins Visier

25. März 2021

Nur Tage nach der Verhängung von EU-Sanktionen wegen Menschenrechtsverletzungen in der Region Xinjiang wüten Chinas Staatsmedien gegen mehrere Mode- und Sportfirmen. Besonders hart trifft es H&M.

https://p.dw.com/p/3r5vg
China Kampagne gegen westliche Mode- und Sportfirmen
Shoppingmeile in PekingBild: Ng Han Guan/AP/picture alliance

Adidas und andere westliche Markenhersteller werden in den Sanktionsstreit Chinas mit der EU und den USA hineingezogen. Auch gegen die schwedische Modekette H&M und den US-Sportartikelhersteller Nike wird inzwischen Empörung in den Sozialen Medien der Volksrepublik laut. Hintergrund ist, dass ausländische Firmen in der Vergangenheit den Vorwurf von Menschenrechtsverletzungen in der westchinesischen Provinz Xinjiang aufgegriffen hatten. Daran erinnerten am Donnerstag staatliche Medien und zahlreiche Internetnutzer. Mitunter kam es zu Boykottaufrufen.

Ausgelöst wurden diese durch die verschärften politischen Spannungen zwischen der Führung in Peking und dem Westen. EU, USA, Großbritannien und Kanada hatten jüngst Sanktionen gegen Vertreter Chinas beschlossen. Betroffen sind Personen und Einrichtungen, denen Menschenrechtsverletzungen und Unterdrückung der muslimischen Minderheit der Uiguren in Xinjiang vorgehalten werden. China weist die Anschuldigungen zurück und reagierte mit Gegensanktionen.

China Kampagne gegen westliche Mode- und Sportfirmen
Auch Nike kommt in China unter BeschussBild: Ng Han Guan/AP/picture alliance

Nike, Adidas und H&M besonders betroffen

In der chinesischen Öffentlichkeit geraten nun Konzerne verstärkt ins Visier, die in der Xinjiang-Frage Bedenken geäußert hatten. In der Better Cotton Initiative (BCI) haben sich internationale Firmen zusammengeschlossen, die für eine nachhaltige Baumwollproduktion eintreten. Dazu zählen Nike, Adidas, H&M und Fast Retailing aus Japan. Im Oktober hatte BCI mitgeteilt, für die Saison 2020/21 vorerst kein grünes Licht für Baumwolle aus Xinjiang zu geben. Begründet wurde dies mit der dortigen Menschenrechtslage.

Auch Nike hatte sich in einer undatierten Stellungnahme besorgt über Berichte über Zwangsarbeit gezeigt. H&M hatte im vergangenen Jahr laut Medienberichten angekündigt, aus diesem Grund keine Produkte aus der chinesischen Provinz mehr zu beziehen. Diese Erklärung nahmen chinesische Staatsmedien nun ins Visier. Wie das staatliche Boulevardblatt "Global Times" berichtete, entfernte die spanische Zara-Mutter Inditex nun eine Stellungnahme zum Thema Xinjiang "stillschweigend" von ihren englisch- und spanischsprachigen Internetseiten.

Immer mal wieder im Visier

Die Regierung in Peking warnte ausländische Unternehmen davor, den Namen Chinas zu beschmutzen. "People's Daily", die Zeitung der regierenden Kommunistischen Partei, startete in Sozialen Medien eine Kampagne zur Unterstützung von Baumwolle aus Xinjiang. In manchen Online-Karten für Filialsuche-Anfragen tauchten H&M-Läden nicht mehr auf. Internetnutzer richteten Drohungen an die westlichen Anbieter. "Wenn ihr Xinjiang-Baumwolle boykottiert, boykottieren wir euch", schrieb einer. "Entweder Adidas verlässt die BCI - oder es soll China verlassen." Andere riefen dazu auf, auf Nike zu verzichten und chinesische Marken wie Li Ning und Anta zu kaufen.
H&M erklärte, das Unternehmen respektiere die chinesischen Verbraucher und halte an seinen langfristigen Investitionsplänen für die Volksrepublik fest. Von Adidas, Nike und der BCI waren zunächst keine Stellungnahmen zu erhalten.

In China geraten immer wieder ausländische Firmen infolge politischer Spannungen ins Visier der staatlichen Medien. So musste sich in der Vergangenheit etwa die US-Modekette Gap in China dafür entschuldigen, eine "fehlerhafte" Landkarte Chinas ohne Taiwan auf einem T-Shirt abgebildet zu haben. Und der deutsche Autobauer Daimler hatte sich 2018 bei China für die Verwendung eines Dalai-Lama-Zitats in einer Werbung entschuldigt.

hb/dk (rtr,dpa)