Chaos-Wahlen in Zentralafrika
30. Dezember 2015Unter chaotischen Verhältnissen haben die Bürger der Zentralafrikanischen Republik, einem der weltweit ärmsten Länder, ihre Stimme für ein neues Parlament und einen neuen Präsidenten abgegeben. Viele Menschen warteten in langen Schlangen vor den Wahllokalen. Vielerorts verzögerte sich am Morgen ihre Öffnung wegen Schwierigkeiten bei der Vorbereitung. Wähler beschwerten sich über fehlende Stimmzettel und die kurzfristige Verlegung von Wahllokalen in als gefährlich geltende Teile der Hauptstadt Bangui.
Einige Wähler, die ihre Wahlkarten nicht rechtzeitig erhalten hatten, wurden mit Meldescheinen zur Wahl zugelassen. In einem Wahllokal in Bangui wurden vier Menschen ertappt, die ihre Stimme mit fremden Wahlkarten abgeben wollten. Ein Einwohner von Bangui, Ndaba Suleyman, versprach, so lange wie nötig in der Schlange zu verharren, "um den Krieg zu beenden".
"Frieden und sozialen Zusammenhalt"
Daniel Hélicon, der im Viertel Ngoussimon der Hauptstadt Bangui wählen ging, war nach dem Urnengang sichtlich erleichtert. Es sei alles sehr gut gelaufen. "Die (französischen Soldaten der Mission) Sangaris sind vor Ort, auch die Sicherheitskräfte. Ich war unter den ersten, die gewählt haben. Ich bin sehr froh. Wir warten jetzt auf die Ergebnisse", sagte er gegenüber der DW. Auch Lambo Frédéric war in diesem Wahllokal und zeigte sich optimistisch. Er erwarte vor allem glaubwürdige Wahlen. "Ich habe gesehen, wie mobilisiert die Bevölkerung ist. Das zeigt, was sie will: nämlich Frieden und sozialen Zusammenhalt."
Zu den aussichtsreichsten unter den 30 Kandidaten für das Präsidentenamt gehören Ex-Regierungschef Martin Ziguele, der Finanzexperte Anicet-Georges Dologuele sowie ein ehemaliger Minister, Karim Meckasousa. Präsidentin Catherine Samba-Panza, die seit Januar 2014 eine Interimsregierung führt, stellte sich nicht zur Wahl. Die neue Verfassung des Landes verbietet ihr die Wiederwahl. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief zu einer friedlichen Abstimmung auf. In einer Mitteilung appellierte er an Führungspersönlichkeiten in dem Krisenland, für einen gewaltfreien und glaubwürdigen Ablauf zu sorgen.
Rückkehr zur Demokratie
Die internationale Gemeinschaft sieht die Wahlen als wichtigen Schritt, um zu Frieden und Demokratie zurückzukehren. Rund 11.000 UN-Blauhelmsoldaten im Land befinden sich zur Absicherung in hoher Alarmbereitschaft. Zuverlässige Wahlergebnisse werden erst in etwa zwei Wochen erwartet.
Der laut Vereinten Nationen (UN) weltweit drittärmste Staat wird immer wieder von schwerer Gewalt erschüttert, seit muslimische Rebellen im Frühjahr 2013 den christlichen Präsidenten François Bozizé gestürzt hatten. Mehr als 1000 Menschen starben seither bei Kämpfen zwischen muslimischen Rebellen und christlichen Milizen. In dem Land herrscht eine humanitäre Notlage: Das UN-Ernährungsprogramm WFP geht davon aus, dass ein Drittel der Bevölkerung - also rund 1,6 Millionen Menschen - auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind.
pab/djo (dpa, dw)