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Chávez-Freund vorn

27. November 2006

Der linksgerichtete Politiker Rafael Correa hat nach ersten Ergebnissen die Präsidentenstichwahl in Ecuador gewonnen. Sein Rivale, der Bananen-Millionär Alvaro Noboa, gibt sich allerdings nicht geschlagen.

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Rafael Correa und seine Frau Anne Malherbe jubeln
Rafael Correa und seine Frau Anne Malherbe jubelnBild: AP

Der linksgerichtete Wirtschaftsexperte Rafael Correa hat sich am Sonntagabend (27.11.2006) zum Sieger der Präsidentenwahl in Ecuador erklärt. "Ich danke Gott und den Menschen für diesen klaren Sieg", sagte er bei einer Pressekonferenz. Das Land lasse "endlich die lange neoliberale Nacht" hinter sich, fügte er hinzu.

Inoffiziellen Hochrechnungen zufolge kam der 43-Jährige auf etwa 56,40 Prozent der Stimmen. Sein Gegenspieler, der konservative Bananenmagnat Alvaro Noboa, der Sieger der ersten Runde am 15. Oktober war, erzielte demnach 43,60 Prozent und scheiterte schon zum dritten Mal in einer Stichwahl. Diese Angaben beruhten auf einer Parallelauszählung von 89,50 Prozent der Stimmzettel

Rivale erbost über vermutliche Niederlage

"Wir nehmen diesen Sieg in Würde und Demut an", sagte Correa vor Journalisten, während in den Straßen der Hauptstadt Quito tausende Anhänger jubelten und grüne Fahnen seiner Partei "Alianza Pais" schwenkten. Correa ist ein Freund des linkspopulistischen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez und scharfer Kritiker der USA.

Alvaro Noboa
Alvaro Noboa will das offizielle Wahlergebnis abwartenBild: picture-alliance / dpa

Sein Rivale, der Bananen-Millionär Alvaro Noboa, gab sich zunächst nicht geschlagen. Der sichtlich erboste 56-Jährige erklärte sich in einem Fernsehinterview seinerseits zum Sieger. Notfalls werde er eine Neuauszählung aller Stimmen beantragen, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.

Gegen Freihandel und USA

Bei einem Sieg Correas würde Ecuador in den immer größeren Kreis der südamerikanischen Staaten treten, die von der Linken regiert werden. Dazu gehören bereits Venezuela, Chile, Bolivien, Brasilien, Argentinien und Uruguay. Er kündigte an, die linksgerichteten Wirtschaftsexperten Ricardo Patino und Alberto Acosta mit den Ressorts für Wirtschaft und Energie zu betrauen.

Correa will die heimische Wirtschaft ankurbeln, die Last der Auslandsschulden durch Verhandlungen und notfalls durch ein Moratorium mindern und das fast fertige Freihandelsabkommen mit Washington auf Eis legen. Außerdem kündigte er an, sofort nach seinem Amtsantritt im Januar eine verfassungsgebende Versammlung einzuberufen. Im Parlament ist seine Partei "Alianza País" nicht vertreten, weil Correa aus Protest gegen das Einkammerparlament keine Kandidaten aufgestellt hatte.

Geld für Sozialprogramme

Correa war bereits als Favorit in die erste Runde der Präsidentenwahl am 15. Oktober gegangen. Allerdings kam er damals mit 22,8 Prozent der Stimmen nur auf den zweiten Platz hinter Noboa, der 26,8 Prozent erhielt. Noboa, ist Besitzer von Bananen- und Kaffeeplantagen. Der reichste Mann Ecuadors gilt als Unternehmer-freundlich, hat eine Politik zu Gunsten von Freihandel und Finanzmärkten angekündigt und will engere Bande zu den USA.

Um das Wählerpotenzial der elf ausgeschiedenen Kandidaten hinter sich zu sammeln, dämpfte Correa vor der Stichwahl seine radikale Rhetorik. Für Unruhe an den New Yorker Finanzmärkten sorgte aber seine Ankündigung, im Fall eines Wahlsiegs die Rückzahlung von Schulden zu reduzieren und das Geld für Sozialprogramme zu verwenden.

Der Sieger der Präsidentenwahl steht vor der schwierigen Aufgabe, den erdölreichen Andenstaat politisch und wirtschaftlich zu stabilisieren. Seit 1996 hatte Ecuador acht verschiedene Präsidenten. Drei von ihnen verloren ihr Amt unter dem Druck von Straßenprotesten. Correa war im vergangenen Jahr für 106 Tage Finanzminister unter Präsident Alfredo Palacio, der im April 2005 Präsident Lucio Gutierrez abgelöst hatte. (stl)