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Cannabis in Deutschland: Was ist jetzt erlaubt, was nicht?

Veröffentlicht 23. Februar 2024Zuletzt aktualisiert 1. April 2024

Das Hanf ist frei: Seit 1. April dürfen Menschen in Deutschland legal Cannabis konsumieren, natürlich unter Auflagen. Was darf man jetzt, was bleibt verboten?

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Nahaufnahme einer Cannabis-Pflanze mit grünen Blättern und weißen Blüten
Cannabis-Pflanzen dürfen seit dem 1.4.2024 in Deutschland in geringen Mengen angebaut werdenBild: Katerina Solovyeva/Zoonar/picture alliance

Für die Befürworter ist es das lang ersehnte Ende der Kriminalisierung, für die Gegner steigt die Gefahr, dass sich Jugendliche ab jetzt noch mehr als bislang auch härteren Drogen zuwenden: Nach dem Bundestag Ende Februar beschloss im März auch der Bundesrat, die Länderkammer, die teilweise Freigabe des Cannabis-Konsums in Deutschland - mit den Stimmen von SPD, Grünen und FDP. Im Bundestag stimmten auch die Abgeordneten der Linken zu. Die konservative Opposition von CDU und CSU stimmte mit Nein.

Konkret heißt das: Seit dem 1. April 2024 ist es volljährigen Menschen in Deutschland erlaubt, 25 Gramm Cannabis bei sich zu tragen. Diese Menge dürfte für etwa 50 bis 100 Joints ausreichen. In den eigenen vier Wänden können die Haschisch-Freunde ab sofort drei Cannabispflanzen anbauen und bis zu 50 Gramm getrockneten Cannabis lagern.

Kiffen ist jetzt legal in Deutschland

Grundgedanke: Kiffen erlauben, um die Kriminalität zu stoppen

Schon lange fordern Konsumenten, aber auch viele Politiker und Gesundheitsexperten, den Gebrauch von Cannabis in kleinen Mengen zu erlauben und so den Dealern das Handwerk zu legen. Im Koalitionsvertrag von 2021 hatten sich die drei Regierungsparteien im Grundsatz darauf geeinigt und schrieben in ihre Liste mit den Plänen für die Regierung: "Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften ein."

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) steht lächeln vor einem vor einem Plakat, dass auf die künftige Freigabe von Cannabis hinweist
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) stellte sein Gesetz zur vorsichtigen Legalisierung schon Im August 2023 vor Bild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Private Clubs statt öffentlicher Geschäfte

Von solchen lizenzierten Geschäften ist jetzt allerdings im Gesetz von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nicht mehr die Rede. Vorerst jedenfalls nicht. Zunächst will die Regierung den privaten Konsum erlauben und regeln, auch, um Polizei und Justiz zu entlasten. Vom 1. Juli an sollen zudem private Clubs von bis zu 500 Mitgliedern die Hanfpflanzen gemeinschaftlich anbauen und die Ernte an ihre Mitglieder verteilen dürfen.

Kommerzielle Shops wie etwa in einigen Bundesstaaten der USA soll es erst einmal nicht geben - auch wenn das am Anfang der Überlegungen der Regierung durchaus angedacht war. Wenn denn die Konsumenten ihr Cannabis künftig straffrei zu sich nehmen wollen, dann geht das nicht in der Nähe von Schulen, Kitas, Spielplätzen und öffentlichen Sportstätten. Und zwischen 7 und 20 Uhr auch nicht in Fußgängerzonen. Die Möglichkeit, Cannabis in speziellen Geschäften abzugeben und dort auch den Konsum zu erlauben, ist erst einmal vertagt worden.

 Eine Frau raucht Cannabis in Toronto, im Hintergrund ist die kanadische Flagge zu sehen
Was hier in Toronto in Kanada geht, ist bald auch in Deutschland erlaubt: Cannabis-RauchenBild: Chris Young/empics/picture alliance

Legalisiert wird auch woanders

Deutschland steht in Europa nicht allein mit einer Politik, die den Konsum von Cannabis lockern will. In Portugal, Spanien, der Schweiz, Tschechien oder Belgien, vor allem aber in den Niederlanden gibt es längst Regelungen, die den Besitz und den Gebrauch von kleinen Mengen nicht mehr unter Strafe stellen. Legal ist der Besitz aber etwa in den Niederlanden deshalb nicht, der Gebrauch ist nur in den berühmten Coffeeshops gestattet, und wer die betreten will, muss sich als volljährig ausweisen können.

Auf einer Demonstration in Berlin fordern Konsumenten im Sommer 2023 die Freigabe von Cannabis
Auf einer Demonstration in Berlin fordern Konsumenten im Sommer 2023 die Freigabe von Cannabis - dieses Ziel ist erreichtBild: TOBIAS SCHWARZ/AFP/Getty Images

Zwei unversöhnliche Ansichten zu Cannabis

Schon immer war die Diskussion um eine mögliche Freigabe von zwei unvereinbaren Positionen geprägt: Mediziner und andere Gesundheitsexperten warnten davor, Cannabis zu verharmlosen. So sagte jetzt etwa die Neurologin Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank, die künftige Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (DGPPN): "Das Alter ist der entscheidende Punkt bei dieser Diskussion.  Ich befürchte, dass wir mit dem geplanten Gesetz den Teufel mit dem Beelzebub austreiben."  Noch bis zum 25.Lebensjahr entwickele sich das Gehirn junger Menschen stetig weiter, Cannabis könne schwere Schäden, vor allem psychischer Natur hervorrufen. Und andere Kritiker warnen vor der eher harmlosen Cannabis-Droge als Einstieg in härtere Substanzen.

Cannabis - Kiffen ist nicht ungefährlich

Die Befürworter wie etwa der Bundestagsabgeordnete Janosch Dahmen von den Grünen, selbst Arzt, halten dagegen. Er sagt der DW: "Steigende Cannabis-Konsum-Zahlen zeigen, dass die Verbotspolitik der vergangenen Jahre nicht dazu führt, dass weniger Menschen Cannabis konsumieren – im Gegenteil, der Konsum gerade junger Menschen nimmt weiter zu."

Und weiter: "Ziel des Cannabis-Gesetzes ist es deshalb, den Cannabis-Konsum und den Zugang für informierte Erwachsene sicherer zu machen, indem die Weitergabe verunreinigter Substanzen bei Cannabis unterbunden und der Schwarzmarkt eingedämmt wird."

Tatsächlich ist der Konsum vor allem bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren zuletzt gestiegen. Nach aktuellen Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hatte 2021 die Hälfte der jungen Menschen bereits Cannabis-Konsumerfahrung. So hoch war der Wert zuletzt vor über 50 Jahren. Trotz des Verbots.

Eine Amnestie für Kiffer schafft Probleme bei der Justiz

Justiz-Experten warnen vor einer weiteren Regelung rund um die Cannabis-Freigabe. Die Regierung will nämlich auch eine Amnestie für bisher strafbare Fälle einführen, die künftig erlaubt sind. Das rief jetzt den Geschäftsführer des Deutschen Richterbundes, Sven Rebehn auf den Plan. Er sagte dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland": "Die Justiz rechnet bundesweit mit bis zu 100.000 Akten, die nochmals zu überprüfen sind." Kaum zu schaffen, meint Rebehn. Die Amnestie war auch bis zuletzt ein wichtiges Argument für CDU und CSU, gegen das Gesetz zu stimmen. 

Das Thema Cannabis bleibt also ein heißes Thema in Deutschland, auch nach dem ersten Schritt zum freien Konsum.

Legalisierung von Cannabis verspricht hohe Gewinne

Dieser Text erschien erstmals am 23.02.2024 und wurde nach der Freigabe im Bundesrat am 22.03.2024 aktualisiert und erneut am 01.04.2024.