Cameron: Es gibt keine zweite Chance
19. Juni 2016Großbritanniens Premierminister David Cameron sieht keine Möglichkeit einer Rückkehr seines Landes in die Europäische Union, sollten seine Landsleute am kommenden Donnerstag mehrheitlich für einen Austritt aus der Staatengemeinschaft (Brexit) stimmen. Es werde keine zweite Chance geben, über die Rolle Großbritanniens in der EU zu entscheiden, sagte Cameron der Zeitung "Sunday Times". "Das ist eine unumkehrbare Entscheidung mit sehr schlechten Konsequenzen für die britische Wirtschaft", mahnte der konservative Regierungschef.
Die Zeitung selbst empfahl dagegen ihren Lesern in einem Leitartikel, zunächst für einen Austritt zu stimmen. So solle der Druck erhöht werden, um eine tiefergehende Reform der EU zu erzielen. Diese würde es den Briten dann leichter machen, nach einem zweiten Referendum letztendlich doch in der Gemeinschaft zu bleiben. Die "Sunday Times" griff damit einen Vorschlag des ehemaligen Londoner Bürgermeisters Boris Johnson auf, einem der prominentesten Verfechter eines "Nein" zur EU.
EU-Freunde wieder in Führung
Nach dem tödlichen Attentat auf die proeuropäische Abgeordnete Jo Cox sieht eine aktuelle Umfrage die EU-Befürworter wieder in Front: Laut der Befragung des Instituts Survation für die Zeitung "The Mail On Sunday" wollen 45 Prozent für den EU-Verbleib des Königreichs stimmen und 42 Prozent für den Ausstieg. Auch andere am Wochenende veröffentlichte Umfragen zeigen, dass die EU-Befürworter wieder mehr Zulauf bekommen.
Bei einer YouGov-Umfrage am Donnerstag und Freitag waren die EU-Freunde auf 44 Prozent, die zuletzt führenden EU-Gegner auf 43 Prozent gekommen.
Noch vier Tage bis zum "Schicksalsvotum"
Nach der Ermordung der Labour-Politikerin Cox nahmen die Spitzenpolitiker ihre Kampagnen pro und contra EU wieder in vollem Umfang auf. Mit Spannung wurde beobachtet, ob die Wortführer beider Lager nach den teils giftigen Auseinandersetzungen der letzten Wochen ihren Tonfall nun etwas mäßigen würden.
Sowohl Cameron als auch Labour-Oppositionschef Jeremy Corbyn hatten nach dem Attentat dafür plädiert, Hass und Intoleranz in der Politik zu überwinden.
SC/uh (rtr, dpa)