BVB - Lichtblick bei Terzics Trainerdebüt
15. Dezember 2020Edin Terzic ballte die Fäuste und genoss diesen Moment. Der neue Cheftrainer von Borussia Dortmund hatte sein Trainerdebüt erfolgreich bestanden. Der BVB gewann bei Werder Bremen mit 2:1 (1:1) und hat damit nach der Beurlaubung von Lucien Favre einen Neustart eingeleitet. Unter dem Schweizer wirkte das Dortmunder Team in den vergangenen Wochen so, als trage es eine schwere Last auf seinen Schultern. Von dieser Leistungsbremse scheinen sich die Dortmunder Profis befreit zu haben.
Ganze zwölf Minuten hatte es gedauert, bis sich die innerliche Befreiung in Fakten übertragen hatte. Raphael Guerreiro erzielte zu diesem frühen Zeitpunkt die Führung für Borussia Dortmund und die Welt schien für den BVB nach der Beurlaubung von Lucien Favre wieder in Ordnung zu sein. Neu-Coach Terzic hatte offenbar die richtige Marschrichtung für sein Team gefunden.
Seitenhieb auf Favre?
Der eloquente, ehemalige Co-Trainer unter Favre bevorzugt eher eine offensivere Herangehensweise als sein vormaliger Chef. Das hatte der 38-Jährige bereits bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in seiner neuen Rolle anklingen lassen. Das Zaudern, das Favre so häufig attestiert wurde, ist seine Sache nicht. "Man kann im Fußball ein Tor weniger kassieren als der Gegner, ich bin aber eher dafür, dass wir eins mehr erzielen", sagte Terzic einen Tag vor der Partie. Nicht wenige hatten dies als eine Art Seitenhieb auf Favre gewertet.
Und so offensiv gab er sich auch vor der Partie in Bremen. "BVB-Fußball", solle seine Mannschaft spielen. "Jeder weiß, was das bedeutet." Um die jüngste Lethargie aus dem Team zu bekommen, löste Terzic gegen die Hanseaten die Favre'sche Dreier-Abwehrkette - die sich im Verteidigungsfall stets zu einem Fünfer-Abwehrverbund vergrößerte - in eine Vierer-Kette um. Davor agierten zwei Dreier-Ketten.
Und im Angriffszentrum bot Terzic Youssoufa Moukoko auf, der sich damit erstmals in der Startelf des BVB wiederfand. "Er ist nicht bei uns, weil er 16 Jahre alt ist, sondern weil er gut ist", begründete Terzic seine Entscheidung. Anders als Favre wirft Terzic das große Talent ins kalte Wasser, anstatt es vorsichtig aufzubauen.
Wieder ein leichter Fehler von Akanji
Die Entscheidungen des Coaches hatten den Dortmundern geholfen, besser in ihr Spiel zu finden. Sie wirkten deutlich lauffreudiger, engagierter und spielfreudiger - und zeigten lediglich Mängel in der Chancenverwertung. Das Pendel schien aus Sicht des BVB wieder in die richtige Richtung auszuschlagen - allerdings steht der junge Coach noch ganz am Anfang seiner Aufgabe. Zeit, grundlegende Fehler im Aufbauspiel abzustellen, hatte er noch nicht.
Innenverteidiger Mats Hummels hatte nach der jüngsten 1:5-Klatsche im Heimnspiel gegen den VfB Stuttgart bemängelt, dass es auch darum gehe, "Automatismen im Spiel zu haben, konzentriert zu sein und sinnvollen Fußball zu spielen. Sinnvoll heißt: Risiko da, wo es angebracht ist, und Risiko da, wo es einen Ertrag bringt. Wir spielen leider nur Risiko in Räumen, in denen der Ertrag - wenn es klappt - klein ist." Manuel Akanji leistete sich nach 28 Minuten wieder einmal einen unnötigen Fehlpass, den die Bremer in der Folge durch Kevin Möhwald zum Ausgleich nutzten.
Reus erzielt den Siegtreffer
Aber anders als in der Vorwoche, als die Dortmunder nach einem Rückschlag in sich zusammenfielen, blieben sie gegen die Bremer konzentriert und spielfreudig. Der BVB hatte dann Glück, dass Werder-Torhüter Jiri Pavlenka einen eigentlich abgefangenen Ball plötzlich fallen ließ und dann Akanji foulte. Marco Reus verwandelte den Strafstoß im Nachschuss zum 2:1-Endstand für den BVB.
Es funktionierte noch lange nicht alles, vor allem war die Chancenverwertung deutlich zu schlecht. Aber: Die BVB-Profis versprühten wieder eine deutlich wahrnehmbare Motivation, diese Partie für sich zu entscheiden. Damit Terzic seine herausfordernste Aufgabe innerhalb kürzester Zeit schon erfolgreich gelöst.