Bundeswehr - nur bedingt einsatzbereit
25. September 2014Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus, äußerte gegenüber dem Inforadio rbb seine Befürchtungen, dass die Bundeswehr ihrem internationalen Engagement nur zum Teil gerecht werden könnte. "Gerade in den Bereichen in denen wir immer unsere Angebote machen, also beim Lufttransport oder beim Sanitätsdienst", führt er aus, "haben wir einen derartigen Belastungsfaktor erreicht, dass wir nicht mehr zur Regeneration, und zwar übrigens auch des Personals in der Lage sind."
Unterbesetzt und veraltet
Die Soldaten seien komplett überlastet und neues Gerät könne nicht gewartet werden. Problematisch sei auch, dass die Mittel für die Beschaffung von Ersatzteilen deutlich zurückgefahren worden sei. Zudem seien die von der Bundeswehr eingesetzten Waffen häufig überaltert. Bei den Gewehren, die derzeit an die Kurden im Nord-Irak geliefert werden, habe er indes keine Sorge.
Langer Weg in den Irak
Jüngst verzögerte jedoch ein defektes Transportflugzeug den Abflug deutscher Militärausbilder in den Norden des Irak. Wegen einer Panne mussten die Soldaten eine andere Maschine nehmen. Weil es technische Defekte und deshalb keine Einfluggenehmigung für den Irak gab, sitzt das Ausbilder-Team nun seit Samstag in Bulgarien fest. Bundeswehr-Angaben zufolge liege die Genehmigung aber inzwischen vor.
Gefahr für internationale Missionen?
Medien berichteten am Vortag, dass nur noch 20-25 der 57 Transportmaschinen des Typs Transall voll einsatzbereit seien. die Technik sei trotz etlicher Nachrüstungen veraltet und anfällig, Ersatzteile kaum mehr zu bekommen. Häufig bietet die Bundesregierung die Transall in internationalen Missionen für den Transport von Material an, etwa bei der Luftbrücke für die Ebola-Gebiete. Der Transporter hebe aber nicht immer zuverlässig ab und könne darüber hinaus voll beladen nur 1200 Kilometer weit fliegen. Für weite Einsätze auf anderen Kontinenten sei sie kaum zu gebrauchen.
Fast die komplette Palette militärischen Fluggeräts ist von technischen Mängeln betroffen. Die Transporthubschrauber NH90 und der Marinehubschrauber "Sea King" müssen oft repariert werden. Beim Helikopter "Sea Lynx" wurden unlängst Risse im Heck festgestellt, weshalb er zurzeit nicht in der Anti-Piraterie-Mission "Atalanta" am Horn von Afrika zum Einsatz kommt.
Warten auf Ersatz
Für Ersatz ist bereits gesorgt. Nur lässt dieser lange auf sich warten. Mehrere europäische Staaten hatten den Transporter Airbus A400M gemeinsam entwickeln lassen. Die Bundeswehr hatte 53 Stück bestellt. Wegen technischer Probleme und Streitigkeiten über Kosten und Ausstattung würden die Maschinen seit Jahren nicht rechtzeitig ausgeliefert. Das Verteidigungsministerium geht aber davon aus, dass im November der erste A400M lieferbereit sein wird.
"Umbruchphase" bei der Bundeswehr?
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) spricht von einer "Umbruchphase" bei den Luftfahrzeugen und "Engpässen" aufgrund der Reparaturen. Dessen ungeachtet könne die Bundeswehr aber alle Einsätze zuverlässig bestreiten. "Die Bundeswehr beweist täglich in den weltweit 17 Auslandseinsätzen, dass sie hoch leistungsfähig ist", kommentierte die Ministerin den Zustand des Materials.
nin/pg (dpa, afp)