1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Verdienstkreuz für Beate und Serge Klarsfeld

20. Juli 2015

Das Ehepaar hat sein Leben dem Aufspüren von Nazi-Kriegsverbrechern gewidmet. Schon vor Jahren erhielten beide hierfür in Israel und Frankreich Auszeichnungen. Nun würdigt auch Deutschland das Engagement.

https://p.dw.com/p/1G1ak
Beate und Serge Klarsfeld mit der deutschen Botschafterin (M.) bei der Ehrung in Paris (Foto: AFP)
Beate und Serge Klarsfeld mit der deutschen Botschafterin (M.) bei der Ehrung in ParisBild: Getty Images/F. Guillot

Die Nazi-Jäger Beate und Serge Klarsfeld sind für ihren jahrzehntelangen Einsatz bei der Aufarbeitung von NS-Verbrechen mit dem Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland geehrt worden. Die 76-jährige Klarsfeld und ihr drei Jahre älterer Mann bekamen die Orden bei einer feierlichen Zeremonie in Paris überreicht, wo beide leben. Die deutsche Botschafterin in Paris, Susanne Wasum-Rainer, würdigte das Engagement des Paares, das "für Deutschland, sein Ansehen in der Welt sowie für die deutsch-französischen Beziehungen äußerst wertvoll" gewesen sei.

Die in Berlin geborene Beate Klarsfeld und ihr französischer Ehemann Serge, Rechtsanwalt und Sohn eines im NS-Vernichtungslager Auschwitz ermordeten Juden, waren maßgeblich am Aufspüren und an der Verurteilung einer Reihe untergetauchter Nazi-Größen beteiligt. Dank ihrer akribischen Recherchen wurde 1983 auch der frührere Gestapo-Chef von Lyon, Klaus Barbie, von Bolivien an Frankreich ausgeliefert.

Beide hielten über Jahrzehnte die Erinnerung an den Holocaust wach und setzten sich gegen Antisemitismus ein.

Portrait Alt-Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (Foto: dpa)
Alt-Kanzler Kurt Georg Kiesinger: Ihn ohrfeigte Beate Klarsfeld 1968 wegen seiner NS-VergangenheitBild: picture-alliance/dpa

Ohrfeige für Kanzler Kiesinger

In Deutschland wurde Beate Klarsfeld 1968 schlagartig bekannt, als sie den damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger bei einem CDU-Parteitag ohrfeigte, um damit gegen dessen frühere Mitgliedschaft in der NSDAP zu protestieren. Durch die medienwirksame Aktion der damals 29-Jährigen erfuhr erstmals eine breite Öffentlichkeit von Kiesingers NS-Vergangenheit. Klarsfeld bekam für ihre Tat in Deutschland nicht nur Zustimmung. Eine einjährige Haftstrafe gegen sie wurde später zu vier Monaten auf Bewährung umgewandelt.

2012 stellte die Linkspartei sie bei der Bundespräsidentenwahl als Gegenkandidatin zu Joachim Gauck auf, der dann gewählt wurde. Dieser verlieh ihr nun die Auszeichung.

Beate Klarsfeld warnte bei dieser Gelegenheit vor einem neuen Antisemitismus: "Das jüdische Volk hat einen neuen Feind, und das sind die Islamisten. Und auch in Frankreich haben wir eine neue Gefahr, das ist der Front National", sagte sie. Zu ihrer heutigen Ehrung in Paris erklärte sie: "Das ist ja wunderbar, wenn man weiß, dass man nach so vielen Jahren dasteht als jemand, der das Richtige getan hat."

se/rb (afp, dpa)