Briten wollen Corona mit Quarantäne bekämpfen
22. Mai 2020Mit den Quarantänebestimmungen soll verhindert werden, dass es durch eingeschleppte Infektionen aus dem Ausland zu einer zweiten Corona-Erkrankungswelle kommt, erläuterte Innenministerin Priti Patel vor der Presse in London. Alle aus dem Ausland Einreisenden müssten ab dem 8. Juni ungeachtet ihrer Staatsbürgerschaft an der Grenze ihre Adress- und Kontaktdaten hinterlassen.
Aus dem Ausland heimkehrende britische Bürger könnten zu Hause in Quarantäne gehen, andere Einreisende müssten entsprechende Vorkehrungen für ihre Isolierung treffen.
Wer sich nicht an die verpflichtende 14-tägige Selbstisolation hält, muss mit einem Bußgeld von 1000 Pfund (rund 1117 Euro) rechnen. Laut britischen Medien soll die Einhaltung der Quarantänepflicht stichprobenartig kontrolliert werden. Die Maßnahme gilt zunächst unbefristet. Alle drei Wochen soll eine Verlängerung geprüft werden.
Wer für die Versorgung "systemrelevant" ist, bleibt ausgenommen
Ausnahmen von der Quarantänevorschrift gelten nur für wenige Personengruppen. Lastwagenfahrer im Fernverkehr und Erntehelfer sowie Reisende aus Irland, der Isle of Man und den Kanalinseln sowie medizinisches Personal, das zur Unterstützung bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie einreist, dürfen sich unmittelbar nach der Ankunft ohne Einschränkungen im Land bewegen.
Die Regierung in London steht wegen ihres Umgangs mit der Coronavirus-Pandemie seit Wochen in der Kritik. In keinem anderen Land in Europa wurden bisher so viele Todesfälle in Verbindung mit COVID-19 verzeichnet wie im Vereinigten Königreich. Die Zahl der Sterbefälle, bei denen COVID-19 als Ursache festgestellt wurde, liegt bei mehr als 41.000. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. Inzwischen ist die Zahl der täglich neu gemeldeten Infektionen und Todesfälle rückläufig.
Seit dem 11. Mai gelten in Großbritannien für "Inländer" erste Lockerungen des Lockdown. Der Slogan "Bleiben Sie zuhause" ("Stay Home") wurde geändert zu "Bleiben Sie wachsam" ("Stay Alert"). Doch viele Menschen empfinden die neuen Vorgaben als unklar.
Wirtschaft warnt vor Folgen der Pflichtquarantäne
Kritik an den jetzt verfügten Quarantäneregeln kommt aus der Wirtschaft. Ohne zeitliche Befristung mache eine solche Quarantänepflicht "eine bereits schwierige Situation schlimmer für die britische Luftfahrtbranche und alle Unternehmen, die daran hängen", heißt es in einem offenen Brief des Verbandes der britischen Fluggesellschaften an Premierminister Boris Johnson. Die Menschen würden dann ganz einfach nicht mehr von und nach Großbritannien reisen, heißt es in dem Schreiben von Airlines UK weiter.
qu/rb (dpa, rtr, afp)