Briten schotten sich schon in Calais ab
7. September 2016Die Bauarbeiten für die vier Meter hohe und einen Kilometer lange Mauer an der Zufahrtsstraße zum Hafen der nordfranzösischen Stadt sollten noch in diesem Monat beginnen und bis Ende des Jahres abgeschlossen sein, erklärte das Innenministerium in London. Pläne zeigen, dass die Mauer an beiden Seiten der Straße aus glatten Betonwänden bestehen soll, um das Überklettern zu erschweren. Das Bauwerk, mit dem illegale Einwanderer bereits auf der französischen Seite des Ärmelkanals abgewehrt werden sollen, soll einen bereits bestehenden Zaun am Eingang zum Eurotunnel und rund um den Hafen ergänzen.
Mehr als 100 Millionen Euro für die Abschottung
"Wir haben den Zaun gemacht, jetzt machen wir eine Mauer", sagte Innenstaatssekretär Robert Goodwill. Das Bollwerk soll 2,7 Millionen Euro kosten, finanziert wird die Mauer von der britischen Regierung. Frankreich und Großbritannien hatten sich im März auf den Mauerbau geeinigt. Nach Angaben aus Paris hat London seit 2014 bereits 100 Millionen Euro für Sicherungsmaßnahmen am Hafen und am Ärmelkanaltunnel bereitgestellt.
Tausende Flüchtlinge campieren in dem illegalen aber von den Behörden geduldeten Behelfslager "Dschungel von Calais" auf einem Brachgelände in Hafennähe. Sie hoffen auf ihre Chance, auf Lastwagen durch den Eurotunnel oder auf Fähren über das Meer nach Großbritannien zu kommen. Nach offiziellen Angaben leben 6900 Migranten in dem Lager, Hilfsorganisationen sprechen jedoch von mehr als 9000 Menschen. Viele von ihnen kommen aus Afghanistan, Pakistan, Eritrea und Äthiopien.
Zuletzt am Montag hatten französische Lkw-Fahrer und Bauern die Zufahrtsstraßen von und nach Calais blockiert, um ihrer Forderung nach einem konkreten Termin für die von der Regierung in Paris schon mehrfach angekündigte Räumung des "Dschungels" Nachdruck zu verleihen. Immer wieder stoppen Flüchtlinge vor dem Eingang des Hafens von Calais mit Barrikaden Lastwagen, um an Bord der Fahrzeuge zu gelangen.
Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve hatte Ende vergangener Woche zwar eine Schließung des Lagers angekündigt, einen präzisen Zeitplan nannte er aber nicht.
qu/uh (rtr, dpa, afp, APE)