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Paris plant erste offizielle Flüchtlingslager

6. September 2016

Seit Monaten bilden sich vor allem im Norden der französischen Hauptstadt immer wieder ungenehmigte provisorische Lager, wo Migranten unter erbärmlichen Bedingungen unter freiem Himmel kampieren. Das soll sich ändern.

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Kampierende Migranten mit Zelt in Paris (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/B. Tessier

Mit zwei Aufnahmelagern will Paris die Versorgung von Flüchtlingen verbessern und die Entstehung weiterer wilder Camps verhindern. Das erste Zentrum, das derzeit in einem früheren Depot der Staatsbahn SNCF im Norden der Stadt vorbereit wird, werde zunächst Platz für 400 männliche Flüchtlinge bieten, sagte die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo. Es soll Mitte Oktober eröffnet werden. Bis Ende des Jahres soll die Kapazität auf 600 Plätze wachsen. Flüchtlinge sollen dort nur zwischen fünf und zehn Tage bleiben und dann in andere Unterkünfte gebracht werden. Angeboten werden soll in dieser Zeit unter anderem eine medizinische und psychologische Untersuchung. Hidalgo kündigte ein zweites neues Aufnahmezentrum an, das bis Jahresende im südlichen Vorort Ivry-sur-Seine entstehen soll. Dieses soll für Frauen und Kinder reserviert sein.

Warten auf den Abtransport, nach der Räumung eine provisorischen Lagers (Foto: Getty Images/AFP)
Warten auf den Abtransport, nach der Räumung eines provisorischen LagersBild: Getty Images/AFP/J. Saget

In Paris fehlt es an Flüchtlingsunterkünften, immer wieder bilden sich ungenehmigte Matratzen- und Zeltlager, wo Menschen unter freiem Himmel kampieren und in denen erbärmliche hygienische Zustände herrschen. Die Behörden räumen diese Lager regelmäßig und bringen die Menschen in Unterkünfte im Umland, das Problem bekommen sie so aber nicht in Griff.

Kaum sind die provisorischen Lagerstätten der Flüchtlinge geräumt, entstehen neue Camps. Auch am Dienstag wurde ein solches Camp im Nordosten von Paris, in dem sich hunderte Flüchtlinge aufhielten, teilweise geräumt. Seit Juni 2015 wurden laut Medienberichten mehr als 20 illegale Camps in Paris geräumt. Der Norden der Millionenstadt, insbesondere das Quartier um den Gare du Nord, ist besonders betroffen. Viele Flüchtlinge versuchen, von dort aus mit dem Zug nach Calais zu gelangen.

Die französische Regierung hatte vor kurzem angekündigt, Tausende neue Plätze in Asylbewerberunterkünften im Land zu schaffen - auch, um letztlich den sogenannten "Dschungel von Calais", das wilde Flüchtlingslager in der nordfranzösischen Stadt auflösen zu können. Dort ist auf einem Brachland in der Nähe des Hafens ein Elendsviertel entstanden, in dem Tausende Menschen leben. Die Migranten versuchen, von dort illegal auf Lastwagen durch den Eurotunnel oder mit Fähren über den Ärmelkanal nach Großbritannien zu gelangen.

Brandstiftung in künftigem Flüchtlingsheim?

Nach einem Feuer in einem künftigen Flüchtlingsheim im Umland von Paris vermuten die Ermittler Brandstiftung. Das berichtete der Fernsehsender France 3 unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft von Evry. Das Feuer war in der Nacht ausgebrochen und hatte das Dach des unbewohnten Gebäudes in Forges-les-Bains zerstört. Am Vorabend hatten nach Angaben des Radiosenders Europe 1 etwa hundert Menschen vor dem Rathaus der Gemeinde gegen das Aufnahmezentrum demonstriert. Es sollte ab Oktober rund 90 Migranten aufnehmen.

Frankreich ist von der Flüchtlingskrise viel weniger betroffen als etwa Deutschland. Im vergangenen Jahr wurden nach offiziellen Angaben knapp 80.000 Asylanträge registriert. Zum Vergleich - nach Deutschland kamen 2015 fast 1,1 Millionen Flüchtlinge. Nach offiziellen Angaben wurden 476.649 formelle Asylanträge registriert.

qu/wl (afp ,dpa, kna)