Briefkastenfirmen: Prozess um "Panama-Papers" begonnen
9. April 202427 Angeklagte müssen sich seit Montag vor einem Strafgericht in Panama-Stadt verantworten. Sie werden der Steuervermeidung und Geldwäsche durch die Gründung von Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen beschuldigt. Unter ihnen sind die Rechtsanwälte Jürgen Mossack und Ramón Fonseca Mora, deren Ende 2018 aufgelöste Kanzlei Mossack Fonseca im Zentrum des Datenlecks zu fragwürdigen Offshore-Konten stand.
Mossack bestritt zum Auftakt des Verfahrens zu den "Panama-Papers", dessen Beginn mehrfach verschoben worden war, jegliche Verantwortung. "Ich bin für solche Taten nicht verantwortlich", sagte der deutschstämmige 76-Jährige nach dem Verlesen der Anklageschrift. Fonsecas Anwälte erklärten, ihr Mandant befinde sich in einem Krankenhaus in Panama.
Für den Prozess in dem mittelamerikanischen Land sind drei Wochen angesetzt. Den Angeklagten, die alle auf nicht schuldig plädieren, drohen Haftstrafen von bis zu zwölf Jahren.
Im Frühjahr 2016 hatten die "Süddeutsche Zeitung" und weitere Medien des Internationalen Netzwerks investigativer Journalisten (International Consortium of Investigative Journalists, ICIJ) die Geschäfte der in Panama gegründeten Briefkastenfirmen offengelegt. Durch ein Datenleck waren der deutschen Tageszeitung 11,5 Millionen Dokumente aus der Kanzlei zugespielt worden. Fast 400 Reporterinnen und Reporter aus 80 Ländern beteiligten sich an den Recherchen.
Dabei tauchten unter anderem die Namen von 140 Politikern und Vertrauten auf, die Vermögen vor dem Fiskus versteckt haben sollen. Die Veröffentlichungen führten zu Ermittlungen auf der ganzen Welt und einer Debatte über Steueroasen und Geldwäsche. In der Folge trat der isländische Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugsson von seinem Posten zurück. In Pakistan wurde Premierminister Nawaz Sharif des Amtes enthoben.
Auch die Namen des damaligen britischen Premierministers David Cameron und des argentinischen Fußballstars Lionel Messi tauchten in den Dokumenten auf. Zudem sollen der frühere argentinische Präsident Mauricio Macri und der spanische Filmemacher Pedro Almodóvar in den Skandal verwickelt gewesen sein.
Mehr als 1,3 Milliarden US-Dollar eingetrieben
Das ICIJ erhielt für die Enthüllungen der "Panama Papers" 2017 die höchste Auszeichnung im US-Journalismus, den Pulitzer-Preis. Das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" zitierte Schätzungen, denen zufolge nach der Veröffentlichung der "Panama Papers" mehr als 1,3 Milliarden US-Dollar an Strafzahlungen und Steuern eingetrieben wurden. In Deutschland führten die Ermittlungen zu zusätzlichen Steuereinnahmen in Millionenhöhe.
se/jj (dpa, afp, ap)