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Breitband für alle

Lisa Hemmerich20. Juli 2006

Bald kommt die neue Breitbandtechnologie WiMAX in Deutschland auf den Markt. Diese ist vor allem für diejenigen interessant, vor deren Haustür noch kein DSL-Kabel verlegt wurde.

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High-Speed-Internet für unterwegsBild: PA/dpa

Noch ist der Begriff für viele nur eine weitere Abkürzung im Telekommunikations-Dschungel. Doch bald wird WiMAX auch in Deutschland angeboten und damit bekannter werden. Die Bundesnetzagentur will noch in diesem Jahr Frequenzen für den Breitband-Funkstandard WiMAX versteigern. Wegen der Vielzahl der Anträge kann die Bundesnetzagentur den Vertrieb nur durch eine Versteigerung abwickeln: 1221 Anträge von 102 Unternehmen sind bislang eingegangen.

Für fünf Millionen Nutzer lukrativ

Doch was genau steckt hinter WiMAX? WiMAX ist ein neuer Industriestandard für kabellosen Breitbandzugang. Die neue Technik ermöglicht es, per Funk mit hoher Geschwindigkeit Daten zu übertragen. Das ist verglechbar mit Wireless LAN - dem WLAN -, doch Reichweite und Übertragungsgeschwindigkeit sind bei WiMAX wesentlich größer. Anfangs wurde mit einer Reichweite von 50 Kilometern und einer Übertragungsmenge von 70 Megabyte geworben. Doch Markus Schaffrin von eco, dem Verbund der deutschen Internetwirtschaft e.V., relativiert: "Die User müssen sich eine Bandbreite von maximal 10 Megabyte teilen, das heißt die typische Bandbreite liegt für Endkunden deutlich unter 2 Megabyte. Das lockt Poweruser heute nicht mehr." Verbandsziel von eco ist es, die kommerzielle Nutzung des Internets voran zu treiben, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken.

Experten gehen bei idealen Bedingungen von einer maximalen Reichweite von 15 Kilometern aus. Dazu sei aber Luftsicht Voraussetzung, das heißt kein Hindernis darf zwischen Sender und Empfänger liegen - in einer Stadt unmöglich. Dort ist eine Reichweite von einem Kilometer realistisch. Immer noch beträchtlich im Vergleich zu WLAN, das eine Reichweite von 100 Metern hat. Doch bis WiMAX als Mobilfunktechnologie nutzbar ist, wird es wohl noch etwas länger dauern. "Ich schließe mich den Analysten an, dass noch durchaus fünf Jahre ins Land ziehen werden, bevor das ganze so richtig in Schwung kommt", sagt Markus Schaffrin.

Dichtung und Wahrheit auseinander halten

Aus der Traum vom mobilen Internetzugang über den Laptop. So genannte WLAN-Hotspots gibt es ja schon länger. In Deutschland sind es über 8000. Diese werden gut angenommen, auch wenn die Nutzung noch nicht ganz einfach ist. Netze sind oft nicht flächendeckend, wegen Hindernissen, die den Funk stören.

Wird es mit WiMAX möglich sein, im Bus oder im Zug ins Internet zu gehen? "Da muss man Dichtung und Wahrheit auseinander halten", so Schaffrin. So sehe es mit Breitbandanschlüssen im ICE noch relativ schlecht aus. Die Deutsche Bahn und die Telekom testen zwar verschiedene Technologien wie UMTS, GPRS, WLAN und WiMAX auf der Strecke Köln-Dortmund. "Doch bei einem ICE, der mit bis zu 280 Stundenkilometern durch die Landschaft fährt, ist man einfach aufgrund der physikalischen Gegebenheiten am Ende", sagt Schaffrin.

Laut Schaffrin ist das System dennoch für diejenigen interessant, die sich bisher nur über Modem oder ISDN einwählen konnten. "Für fünf Millionen Haushalte in Deutschland ist Breitband in Form von DSL nicht verfügbar, weil sie in ländlichen oder Opalgebieten liegen, in denen entsprechende Strukturen nicht gegeben sind." In Kaiserslautern zum Beispiel führt arcor bereits ein Pilotprojekt durch. Die Stadt gilt als "Opalstadt", da dort von 50.000 Haushalten 20.000 ohne DSL-Versorgung sind. Ein ähnliches Projekt in Berlin konzentriert sich auf kleine und mittelständische Unternehmen. "Letztendlich steckt dahinter das Ziel, Breitband für alle zu ermöglichen. Den meisten Kunden ist es egal, wie ihr Internet im Hintergrund funktioniert, Hauptsache es funktioniert und ist schnell und günstig. Das ist ja eigentlich das, was wir uns alle wünschen."

Deutschland im Vergleich hinten

Was das große Interesse der Unternehmen an der WiMAX-Technologie erklärt, ist, dass mit WiMAX die letzte Meile überbrückt werden könne. Bisher befand sich diese in der Hand der Telekom. Mit WiMAX entsteht also eine Alternative für sämtliche Netzanbeiter.

Im europaweiten Vergleich ist Deutschland noch deutlich im Rückstand. Laut Schaffrin gibt es mehrere Gründe dafür. Einmal gebe es regulative Probleme, außerdem bestand in Deutschland bis vor zehn Jahren ein absolutes Telekommunikationsmonopol. Ohne Wettbewerb bestehe kein Bedarf zur Weiterentwicklung. So sei in den Märkten anderer Länder mehr Bewegung. Außerdem gebe es in Deutschland kaum alternative Angebote zu DSL.