Bomben treffen Kathedrale in Berg-Karabach
8. Oktober 2020Die armenische Regierung veröffentlichte auf ihrer Facebook-Seite Fotos von den Schäden an der Kirche, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Armenien erbaut worden war. Im Dach der Kathedrale klafft ein großes Loch, ein Teil der Metallkonstruktion des Daches ist in das Kircheninnere gestürzt, Trümmer lagen in der Kirche über den Boden verstreut, Kirchenbänke waren umgestürzt.
Baku bestreitet jede Verantwortung
Aserbaidschan wies jegliche Verantwortung für den Beschuss der Kirche zurück. Dies habe "nichts zu tun mit den militärischen Aktionen der aserbaidschanischen Armee", teilte das Verteidigungsministerium in Baku mit. Die aserbaidschanische Armee nehme "keine historischen, kulturellen und insbesondere religiösen Gebäude und Monumente ins Visier."
In der erbittert umkämpften, von armenischen Kräften kontrollierten Region sind auch pro-türkische Milizen aus Syrien und Libyen im Einsatz. Die Türkei unterstützt Aserbaidschan in dem Krieg mit Waffen und Personal. Russland unterhält Beziehungen zu beiden Seiten, gilt aber als militärische Schutzmacht Armeniens.
Die Gefechte zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Südkaukasus-Region Berg-Karabach waren am 27. September wieder aufgeflammt. Beide Seite machen sich gegenseitig für Angriffe auf zivile Einrichtungen und die Bevölkerung verantwortlich. Die genaue Zahl der Opfer ist unklar, doch wurden bereits hunderte Menschen getötet, zehntausende flohen.
Keine Sicherheit in Stepanakert
Wie es heißt, wurde am Donnerstag die Hauptstadt Stepanakert mehrfach mit Raketen beschossen. Auch im Süden der Region an der Grenze zum Iran gab es neue Kämpfe. Nach armenischen Angaben starben mindestens 30 Menschen.
In Berg-Karabach leben rund 145.000 Menschen. In einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren verlor Aserbaidschan die Kontrolle über das Gebiet. Es wird heute von christlichen Karabach-Armeniern bewohnt. Seit 1994 gilt eine brüchige Waffenruhe.
Russland, die USA und Frankreich vermitteln in dem Konflikt mit der sogenannten Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Österreich bot sich als "Ort des Dialogs" an.
haz/uh (dpa, afp, rtr)