Bischöfe sehen Reformbedarf
28. Oktober 2018"Jugend, Glaube und Berufungsentscheidung" - das war das Thema der katholischen Synode, die nun in Rom zu Ende ging. Gut drei Wochen lang hatten sich 270 Bischöfe aus aller Welt, aber auch knapp 50 Nichtkleriker, miteinander ausgetauscht. Unter ihnen waren auch 36 Katholiken unter 30 Jahren - denn die Kirche hat offensichtlich ein Imageproblem bei jungen Leuten.
Die Bischöfe stellten fest, dass ein großer Teil der Jugendlichen die Kirche nicht mehr als ernstzunehmenden Gesprächspartner betrachtet. Als Gründe dafür machten sie Missbrauchs- und Finanzskandale aus, aber auch die Unfähigkeit kirchlicher Amtsträger, auf Jugendliche einzugehen. Selbstkritisch bemängelten die Kirchenführer auch, die eigene Lehre nicht plausibel machen zu können. Teils stoße das Engagement von jungen Christen auf Autoritätsdenken und Misstrauen seitens der Amtsträger, die keine Leitungskompetenz abgeben wollten.
Die Kirche und das Kreuz mit dem Sex
Auch die katholische Sexualmoral sei für viele Jugendliche ein Grund für die Entfernung von der Kirche. Im gegenwärtigen kulturellen Umfeld habe die Kirche Mühe, ihre Sicht von Körperlichkeit und Sexualität zu vermitteln. Damit Seelsorger glaubwürdig auftreten könnten, müssten sie selbst über sexuelle Reife verfügen.
Eine Konsequenz der römischen Konferenz: Die Bischöfe wollen die Kirche stärker für Laien öffnen. Um glaubwürdig zu sein, sei eine Kirchenreform nötig, erklärten die führenden Geistlichen in ihrem Schlussdokument. In dem 55 Seiten umfassenden Papier nennen die Bischöfe ihre Zusammenarbeit mit jungen Christen eine "Frucht des Heiligen Geistes".
In dem Abschlussdokument sprechen sie sich dafür aus, dass mit "strengen Maßnahmen" gegen sexuellen Missbrauch durch Geistliche vorgegangen werden muss. Zum Thema Frauen in der Kirche heißt es, Frauen sollten auch auf der Leitungsebene mehr mitwirken. Die "Abwesenheit der weiblichen Stimme lässt die Debatte und den Weg der Kirche verarmen". Mit Bezug auf Homosexualität heißt es in dem Dokument: "Gott liebt alle Menschen und so macht es die Kirche." Niemand dürfe wegen seiner Sexualität diskriminiert werden.
Die Bischofssynode ist ein Beratungsorgan des Papstes, das im Gegensatz zum Konzil allerdings keine Entscheidungen trifft. In der Regel finden Synoden alle drei Jahre statt, daneben kann es auch außerordentliche Versammlungen geben.
Zustimmung und Kritik
Die deutschen Synodenteilnehmer zeigten sich zufrieden mit dem Dokument. Natürlich hätte man immer die eine oder andere Stelle anders formulieren können, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Er habe aber am Ende "ein sehr positives Gefühl." Marx lag vor allem die Frauenfrage und das Thema Missbrauch am Herzen. Die Menschen kritisierten zu Recht, "was bei uns nicht gut läuft. Das ist ja offenbar, das müssen wir ausräumen, das müssen wir ausmerzen."
Kritik gab es aus dem deutschen Lager beim Punkt Sexualität: "Beim Thema Sexualmoral hätten wir uns mehr erhofft", sagte Thomas Andonie, Vorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, "da sind wir enttäuscht."
Papst Franziskus setzte zum Abschluss der Synode zur Jugend noch einen ganz anderen Akzent: "Im Moment klagt man uns sehr heftig an", sagte er im Vatikan. Diese Anklage "wird auch zur Verfolgung". Die Kirche werde kontinuierlich angeprangert, um sie zu "beschmutzen". Doch die Kirche dürfe nicht beschmutzt werden. "Wir Kinder sind schmutzig, aber die Mutter nicht." Deshalb müsse sie vor dem Teufel verteidigt werden, so das Resümee des Papstes.
AR/jmw (kna, dpa)