Birmas Junta-Milizen und der Drogenhandel
21. Oktober 2010Für Kritiker ist Birmas einst angekündigter "Kampf gegen die Drogen" eine Farce. Zum einen, weil das Militärregime weiter versucht, aus dem Anbau und der Produktion von Drogen Profit zu schlagen, anstatt diese zu vernichten. Zum anderen sind verstärkt lokale Milizen in das schmutzige Geschäft verwickelt, die der regierenden Junta treu ergeben sind. Bewaffnete Rebellengruppen hingegen, von denen bekannt ist, dass sie mit Birmas Militärs über Kreuz liegen, haben zunehmend die Kontrolle über den Drogenhandel verloren. Dabei hatten sie diesen einst dominiert. Dazu gehört die "United Wa State Army", oft einfach nur "Wa" genannt. Sie gilt als die größte und am besten bewaffnete Widerstandsgruppe.
Beobachter haben heraus gefunden, dass zum Beispiel im Shan-Staat während der letzten Saison in 46 von 55 Bezirken Opium angebaut wurde. Die meisten Gebiete werden mittlerweile von den Militärs und den mit ihnen verbündeten lokalen Milizen kontrolliert. Vor allem im Osten des Shan-Staates, der unter anderem an Thailand grenzt, haben diese Milizen das Sagen.
Drogenproduktion mit Hilfe Thailands
"Drogen, die über die Grenze geschafft werden, kommen nicht nur von den "Wa", sondern auch von den Milizen. Das betrifft vor allem den Osten des Staates, nahe des sogenannten Goldenen Dreiecks", erklärt Khuensai Jaiyen, Direktor der "Shan Herald Agency for News". Erst kürzlich hat das Nachrichtenportal einen entsprechenden Bericht veröffentlicht. "Als diesen Milizen die Lizenz für den Drogenhandel erteilt wurde, erhielten sie außerdem finanzielle und materielle Unterstützung von Investoren jenseits der Grenze, also aus Thailand", so Khuensai Jaiyen weiter. Viele neue Raffinerien seien gebaut worden, um unter anderem Heroin und "Yaba" zu produzieren. "Yaba", die "verrückte Medizin", ist der gängige Ausdruck für Methamphetamin in Tablettenform – ein Aufputschmittel, dessen Handel eigentlich längst gestoppt sein sollte.
Wachsender Einfluss Junta-treuer Milizen
Dass diese von Birmas Junta unterstützten Milizen derart massiv ins Drogengeschäft einsteigen konnten, hat vor allem machtpolitische Gründe: Denn Rebellengruppen wie die "Wa", die einst mit den Militärs einen brüchigen Waffenstillstand geschlossen hatten, verweigern sich nach wie vor der jüngsten Forderung der Zentralregierung, sich in sogenannte "Grenzschutztruppen" umwandeln zu lassen. Die Rebellen müssten ihre Waffen abgeben und sich direkt unter den Befehl der Junta stellen. Das aber wollen sie auf keinen Fall. Birmas Militärs stößt diese Sturheit auf – oftmals prangern sie gegnerische Rebellen daher als Drogendealer an, drohen ihnen oder greifen kleinere und schwächere Gruppen auch schon mal an.
Drogenbosse als Wahlkandidaten
Dagegen dürfen die lokalen Milizen und deren führende Köpfe ihren Einfluss im Drogengeschäft immer weiter verstärken – als Belohung für ihre Loyalität gegenüber dem Militärregime. Einige der Drogenbosse sollen gar bei den für Anfang November geplanten Wahlen als Kandidaten für die größte Junta-treue Partei, die "Union Solidarity and Development Party", ins Rennen gehen. "Besagte Anführer der Milizen sind der Außenwelt nicht unbedingt bekannt", sagt Experte Khuensai Jaiyen. "Auch sind diese in ihren eigenen Gebieten sehr einflussreich." Zudem bezweckten die Militärs damit offensichtlich noch etwas: Die Milizen sollten dazu benutzt werden, notfalls gegen jene Rebellen zu kämpfen, die sich dem Regime nicht unterordnen wollen.
Birmas Junta wolle mit den Wahlen nur ihre Macht zementieren, sagen Kritiker. Dass die Generäle so enge Verbindungen zu lokalen Milizen knüpfen, ist ein weiteres Indiz für diesen Machtanspruch. Für die Frauenrechtlerin und Aktivistin Lway Aye Nang ist klar, wie es mit den Milizen nach den Wahlen weiter gehen wird: "Natürlich werden deren Anführer einen Sitz gewinnen. Und sie werden straffrei bleiben." Daneben würden sie weiter ihre Geschäfte betreiben und Opium anbauen dürfen. Die Drogenabhängigkeit werde Jahr für Jahr ansteigen, sagt Lway Aye Nang; das sei ganz im Sinne der Profiteure. Ähnliche Probleme mit Drogen gibt es auch anderswo im Grenzgebiet. Beobachter befürchten, dass es dort zu langwierigen Konflikten kommen könnte.
Autorin: Nicola Glass
Redaktion: Esther Broders