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Kash: "Cooler als sein Ruf"

Elisabeth Jahn23. Dezember 2013

Kash Bhattacharya zählt zu Großbritanniens einflussreichsten Reisebloggern. Für die Deutsche Zentrale für Tourismus schrieb er zwölf Städteführer mit Tipps für junge Reisende. DW sprach mit ihm über seine Erfahrungen.

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Touristen und Kleindarsteller auf dem Pariser Platz, Berlin
Bild: Kash Bhattacharya

Sie sind zwei Monate durch Deutschland gereist und haben Angebote für junge Reisende getestet. Können Sie ihnen Deutschland empfehlen?

Definitiv. Deutschland hat alles, was junge Menschen suchen: ein tolles Nachtleben, gute Restaurants, wunderbare Museen und Kulturangebote und einige der besten Fußballmannschaften der Welt. Eines der Highlights meiner Reise war ein Pokalspiel des FC Bayern München in der Allianz-Arena. Danach habe ich mich irgendwie in den Pressebereich gemogelt und den Mannschaftskapitän Philipp Lahm getroffen. Das war schon was! Ein echt netter Typ übrigens.

Was hat Sie gereizt an dem Projekt?

Nun, ich war schon ein paar Mal in Berlin. Das kennen irgendwie alle jungen Menschen, mit dem Nachtleben und dem hedonistischen, aber auch alternativen Lebensstil. Aber mit diesem Projekt habe ich mich ja nicht auf die Metropolen konzentriert, sondern bin auch in kleinere Städte gefahren, um zu sehen, was junge Menschen dort unternehmen können.

Was hat Sie am meisten überrascht?

Deutschland ist völlig anders als sein Ruf. Jeder im Ausland hat irgendwie dieses Klischee im Kopf, Deutschland sei langweilig und die Menschen hätten keinen Humor. Und man hört von der deutschen Einheit. Aber es gibt große regionale Unterschiede, jede Region hat etwas, auf das sie stolz ist. Eine unglaublich große Vielfalt. Ich liebe es, Orte über das Essen und Trinken kennenzulernen und Deutschland ist geradezu perfekt dafür.

Wo haben Sie sich besonders wohl gefühlt?

Dresden - die barocke Stadt an der Elbe; Blick auf den Zwinger
Dresden - die barocke Stadt an der ElbeBild: Kash Bhattacharya
Nur eines von vielen Highlights in der Dresdner Neustadt, der Jazzclub Blue Note
Nur eines von vielen Highlights in der Dresdner Neustadt, das Blue NoteBild: Kash Bhattacharya

Nun, Berlin liebe ich nach wie vor. Aber die schönsten Neuentdeckungen waren Nürnberg und Dresden. Nürnberg verbindet man oft nur mit den Nürnberger Prozessen und der NS-Geschichte. Aber die Stadt ist nach dem Krieg toll wieder aufgebaut worden. Die Architektur wirkt so authentisch, wenn man da durchläuft. Viele andere Städte in Europa sind nach dem Zweiten Weltkrieg furchtbar hässlich zugebaut worden. Nürnberg ist da wie ein Wunder für mich. Es ist sehr gemütlich dort. Dresden war auch super. Vor allem die Altstadt hat mir gefallen. Ein weiteres Beispiel von einer zerstörten Stadt, die stilvoll wieder aufgebaut wurde. Und wenn man über die Brücke läuft, ist man in der Neustadt, einem sehr jungen, alternativen Stadtteil mit coolen Bars und Restaurants. Es hat mich sehr an Berlin erinnert, auch wenn es noch ein paar Jahre hinterher hängt. Dadurch ist es aber auch noch nicht so überlaufen. Es gibt eine sehr lebendige Musikszene. Wenn man gern Garage, Indie oder Rock hört, aber auch Jazz, dann gibt es hier tolle Bars.

Sie haben sich bei Ihrer Reise durch Deutschland auf Jugendtourismus fokussiert. Wie wichtig ist er?

Ich habe mich in meinem Blog ausgiebig damit beschäftigt. Es ist ein Bereich, der von Tourismusbehörden völlig unterschätzt wird. Auf internationalen Messen interessieren sich viele für Luxustourismus, weil sie es für finanziell lukrativer halten. Dabei ist der Jugendtourismus eine wachsende Branche. Eine Studie der World Youth Student & Educational Travel Confederation hat gezeigt, dass die durchschnittliche Summe, die junge Reisende ausgeben, sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt hat: von 1500 Euro auf 2900 Euro. Klar, Jugendliche zahlen vielleicht nur 25 Euro für die Übernachtung, aber dafür geben sie dann 60 Euro für Konzertkarten oder für Bungeejumping aus. Diese Generation lebt für den Moment, sie wollen eine gute Zeit haben. Für genau diese Menschen sind die Tipps in den 48-Stunden-Guides verschiedener Städte gedacht, die ich für die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) geschrieben habe. Bisher haben etwa 40.000 Leute diese Guides geklickt.

Was kann Deutschland Ihrer Meinung nach tun, um mehr junge Reisende anzulocken?

Deutschland verkauft sich nicht sehr gut. Die Deutschen sind zwar stolz auf ihre Fußballmannschaften, aber darüber hinaus hat die Welt ein völlig falsches Bild. Das ist mir wirklich ein Rätsel. Klar kennen alle die Stereotypen: Bratwurst, Bier, Oktoberfest, Berlin. Das sind ja tolle Stärken, aber damit erreicht man nicht unbedingt die Jugend. Deutschland sollte mehr vermitteln, wie cool es ist. Außerdem nutzen deutsche Tourismusanbieter viel zu wenig Soziale Medien. Hier müssen sie sich besser nach den Bedürfnissen junger Menschen richten. Es ist nicht nur ein riesiger Markt, der ihnen entgeht, es sind ja auch die Kunden von morgen. Zum Beispiel brauchen Hotels unbedingt Buchungsseiten im Internet, die auch auf dem Smartphone abgebildet werden können, damit Reisende auch von unterwegs ein Zimmer reservieren können. Und die Bloggerszene ist beim Reisen sehr wichtig geworden. Deutschland hat da ein tolles Potenzial. Junge Menschen können hier recht günstig reisen, auch wenn der Norden tendenziell günstiger ist als der Süden.

Kommt wieder: Reiseblogger Kash Bhattacharya in Berlin
Kommt wieder: Reiseblogger Kash Bhattacharya in BerlinBild: Kash Bhattacharya

Werden Sie sich weiter daran beteiligen, den deutschen Markt zu entwickeln?

Ich möchte auf jeden Fall zurückkommen nach Deutschland. Ich sehe mich nun als Botschafter des Landes. Die Menschen sind mir ans Herz gewachsen und ich werde die Sozialen Medien nutzen, um mit den Vorurteilen gegenüber Deutschland aufzuräumen. Allen, die meinen, Deutschland sei langweilig, denen sage ich: Nein, ihr müsst da unbedingt mal hin, man kann so viel machen. Hoffentlich hilft es, damit bald mehr Blogger aus der ganzen Welt nach Deutschland kommen, über das Land schreiben und es als Ziel für Jugendliche promoten.

Das Gespräch führte Elisabeth Jahn.