Bessere Chancen für ausländische Pflegekräfte
26. August 2020Deutsche Behörden haben im vergangenen Jahr die Berufsabschlüsse von 15.500 ausländischen Krankenpflegern anerkannt. Das war ein Plus von beinahe 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2018, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Demnach hält der Trend zur Anerkennung im Ausland erworbener Abschlüsse von Pflegefachkräften seit einigen Jahren an. Seit 2016 verdreifachte sich die Zahl nahezu.
Die meisten Kranken- und Gesundheitspfleger, die nach Prüfung ihrer Qualifikation auch in Deutschland in ihrem Beruf arbeiten dürfen, kamen im vergangenen Jahr aus den Philippinen (2900), aus anderen EU-Staaten (2600) sowie aus Bosnien-Herzegowina (2300). Insgesamt wurde in Deutschland 2019 kein anderer ausländischer Abschluss so oft anerkannt wie der des medizinischen Pflegers.
Karliczek: "Anerkennungsgesetz leistet wichtigen Beitrag"
Der am zweithäufigsten anerkannte ausländische Berufsabschluss war der des Arztes mit 7400 Fällen. Auf medizinische Berufe entfielen laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr insgesamt 27.700 Anerkennungen von ausländischen Berufsabschlüssen. Das entsprach rund 65 Prozent an der Gesamtzahl und einem Plus von 24 Prozent gegenüber 2018. Weitere relativ häufig anerkannte Berufsabschlüsse waren demnach diejenigen des Ingenieurs, des Lehrers und des Erziehers.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) begründete den Anstieg mit den positiven Auswirkungen des 2012 zu Zeiten der schwarz-gelben Koalition im Bund in Kraft getretenen sogenannten Anerkennungsgesetzes. Dieses sorge bei Fachkräfte aus dem Ausland für "Transparenz" und leiste eine "wichtigen Beitrag zur Sicherung des Fachkräftepotenzials" in Deutschland, erklärte sie in Berlin. Das zeigten die jährlich steigenden Anerkennungszahlen.
"Arbeitsmarkt ist quasi leergefegt"
Die neuen Fachkräfte werden unter anderem im medizinischen Bereich dringend benötigt. So arbeiten in der Pflege laut Bundesagentur für Arbeit (BA) rund 1,7 Millionen Menschen, fast 40.000 Stellen sind aber unbesetzt. In der Altenpflege dauere es 205 Tage, um eine freie Stelle mit einer Fachkraft zu besetzen, in der Krankenpflege 174 Tage.
Zudem gehe etwa 40 Prozent des heutigen Fachpersonals in den nächsten zehn bis zwölf Jahren in Rente, sagte Peter Tackenberg, der stellvertretende Geschäftsführer des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe in einem Interview mit der dpa Anfang August. "Die Lage ist weiterhin sehr angespannt. Der Arbeitsmarkt ist quasi leergefegt."
bri/fab (afp/dpa)