Berlin kann bis 2050 klimaneutral werden
17. März 2014Noch gehört Berlin zu den großen Klimasündern. Die deutsche Hauptstadt liegt bei den CO2-Emissionen weltweit auf Platz elf im Großstadt-Ranking. Die meisten Emissionen verursachen derzeit Peking, Tokio und Seoul.
Ein vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) geführtes Forscherkonsortium entwickelte nun im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung Szenarien für ein klimaneutrales Berlin und macht konkrete Handlungsvorschläge. Bis zum Jahr 2050 könnte laut der Studie Berlin seinen Ausstoß von Treibhausgasen um mindestens 85 Prozent reduzieren und somit dazu beitragen, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen.
Wenn Berlin das schafft, sagt der Direktor des PIK, Hans Joachim Schellnhuber, habe dies eine positive Signalwirkung für andere Metropolen: "Wenn wir den gefährlichen Klimawandel vermeiden wollen, müssen wir rasch und entschieden handeln. Städte haben hier eine besondere globale Verantwortung."
Effiziente Gebäude mit Photovoltaik sind Schlüssel für Erfolg
Das sieht Fritz Reusswig, der Leiter der Studie, ähnlich. Wenn Berlin sich zum Umstieg entschließt, profitieren am Ende alle, sagt er, "die Umwelt und auch die Menschen in der Stadt".
Als wichtigstes Handlungsfeld sehen die Wissenschaftler den Gebäudesektor. Dieser verursacht mit fast 50 Prozent die meisten CO2-Emissionen in Berlin . In Zukunft sollen Gebäude durch Dämmung sehr viel weniger Energie verbrauchen und die Wärme für Heizung und Warmwasser vor allem aus Sonnenkraft und Bioenergie beziehen.
Im Stromsektor sehen die Wissenschaftler in der Solarenergie die größten Potentiale für Berlin. Derzeit wird die Photovoltaik auf den rund 320.000 Wohngebäuden erst ansatzweise genutzt. Laut Untersuchungen könnte die Energiegewinnung aus der Sonne bis 2050 im Vergleich zu 2010 um das 300-fache gesteigert werden. Berlin hätte damit im Sommer einen Stromüberschuss. Dieser ließe sich nach Angaben der Wissenschaftler aber nach dem Power-to Gas-Verfahren zur Gewinnung von Wasserstoff und Methan nutzen. Vor allem im Winter könnte das so gewonnene Gas auch fürs Heizen genutzt werden.
Den besonders klimaschädlichen Braunkohlestrom aus dem Umland braucht Berlin nach den Szenarien nicht mehr, dafür käme Windkraftstrom im Winter hinzu, der vor allem im Umland produziert würde.
Am zweitwichtigsten ist der Studie zufolge der Verkehrssektor. Hier käme es darauf an, die verschiedenen Verkehrssysteme besser miteinander zu vernetzen und die Elektromobilität zu steigern.
Energieumbau spart Ausgaben und ist gut für lokale Wirtschaft
2012 gaben die Berliner rund 3,2 Milliarden Euro für den Import fossiler Energieträger aus. Durch den Wandel zu einer erneuerbaren, dezentralen und effizienten Energieversorgung könnten diese Ausgaben erheblich reduziert werden, heißt es in der Studie. Darüber hinaus prognostizieren die Wissenschaftler durch den klimafreundlichen Energieumbau mehr Jobs und damit auch Steuerannahmen. Allein im Sektor der solaren Energiegewinnung würden so Zusatzeinnahmen zwischen 67 und 138 Millionen Euro pro Jahr entstehen.