Bericht: Trumps Wissen stammte aus Israel
16. Mai 2017Die US-Zeitung "New York Times" beruft sich auf einen jetzigen und einen ehemaligen US-Regierungsvertreter. Sie sollen wissen, wie die USA an die geheimen Informationen gelangt seien, die US-Präsident Donald Trump bei einem Treffen dem russischen Außenminister Sergej Lawrow preisgegeben haben soll.
Der "New York Times" zufolge betonte der israelische Botschafter in den USA, Ron Dermer, in einer E-Mail die Bedeutung der geheimdienstlichen Zusammenarbeit beider Staaten. Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums wollte auf dpa-Anfrage nicht zu den Zusammenhängen Stellung nehmen.
Einblick in die Methoden des Geheimdienstes
Der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer lehnte eine Stellungnahme zu den Berichten ab, betonte aber die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den USA und Israel in einer Pressekonferenz. "Wir schätzen die enge Beziehung mit Israel in Bezug auf den Austausch von Geheimdienstinformationen und hoffen, dass wir diese Verbindung ausbauen können", sagte Spicer. Trump besucht im Zuge seiner ersten Auslandsreise in der nächsten Woche Jerusalem.
Dass die Hinweise zumindest zum Teil aus Israel stammen könnten, hätte eine besondere Brisanz: Über den Umweg Russland könnten die Informationen an den Iran gelangen - Erzfeind Israels und Verbündeter Russlands. Die Erkenntnisse, über die nach der "Washington Post" auch die "New York Times" berichtete, stammten aus dem inneren Zirkel der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Das Material sei so sensibel, dass es nicht einmal in breiteren Kreisen der US-Regierung oder mit Verbündeten geteilt worden sei, schrieb die "New York Times". Der enge Verbündete habe die US-Regierung ausdrücklich darum gebeten, sorgsam mit den Erkenntnissen umzugehen, berichtet das Blatt unter Berufung auf zwei Insider.
Aus dem, was Trump bei dem Treffen im Oval Office des Weißen Hauses gesagt habe, könne Russland auf die Quelle der Informationen sowie die Methode der Informationsgewinnung schließen, hieß es. Der US-Präsident soll unter anderem den Namen der syrischen Stadt genannt haben, in der der Geheimdienst die Informationen gewonnen habe.
Trump verteidigt sein Handeln auf Twitter
US-Präsident Donald Trump sein Verhalten verteidigt. Er habe Russland Informationen zu Terrorismus und zur Sicherheit des Flugverkehrs weitergeben wollen und dies bei einem Treffen im Weißen Haus auch getan, schrieb Trump im Kurznachrichtendienst Twitter. Dazu "habe ich absolut das Recht".
Grund für sein Vorgehen seien zum einen humanitäre Erwägungen gewesen. Außerdem habe er Russland dazu bringen wollen, seine Anstrengungen im Kampf gegen den Terrorismus und die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) zu verstärken.
Die "Washington Post" hatte berichtet, Trump habe bei seinem Treffen mit Russlands Außenminister Sergej Lawrow im Weißen Haus geheime Informationen preisgegeben, die von einem Verbündeten der USA stammten. Trump habe dieses Vorgehen nicht mit dem Bündnispartner abgesprochen, so der Bericht. Daher könne nun ein seit Jahren bewährtes Geheimdienstabkommen gefährdet sein.
Berater springt Trump bei
Trumps nationaler Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster sagte dazu, Trump habe keine Geheimdienstquellen gefährdet. In "keiner Weise" habe der Präsident Quellen oder Geheimdienstmethoden weitererzählt. Man sei auch nicht besorgt, dass andere Geheimdienste die Zusammenarbeit mit den USA einstellen könnten, so McMaster bei einem Pressebriefing im Weißen Haus.
Das US-Präsidialamt hatte den Bericht bereits am Montag zurückgewiesen. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow nannte den Bericht der "Washington Post" an diesem Dienstag "Unsinn". Von russischer Seite gebe es "weder etwas zu bestätigen noch zu dementieren".
myk/uh/qu/WW (dpa, rtr)