Viele Soldaten bei Angriff in Mali getötet
26. Januar 2020In Mali sind bei einem Angriff mutmaßlicher Dschihadisten mindestens 19 Soldaten getötet worden. Mindestens fünf weitere Soldaten wurden verletzt. Der Angriff fand in Sokolo, rund 400 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bamako statt. Wie Malis Regierung mitteilte, stahlen und beschädigten die Angreifer militärische Ausrüstung. Die Luftwaffe suchte in der Umgebung nach den unbekannten Tätern.
Erst am Mittwoch waren sieben Soldaten getötet und mehrere weitere verletzt worden. Eine Stellung der Regierungstruppen in der Region Mopti nahe der Grenze zu Burkina Faso geriet unter heftigen Beschuss durch "nicht identifizierte" Angreifer geraten. Örtliche Behörden und Einwohner machten islamistische Milizen für den Angriff verantwortlich. Die Kämpfe zogen sich über mehrere Stunden hin, wie ein Mitglied der Sicherheitskräfte sagte.
Bei einem anderen Vorfall wurden am Donnerstag zwei französische Soldaten durch einen an einer Straße platzierten Sprengsatz verletzt. Die Explosion habe nahe Timbuktu die Fahrerkabine eines Tanklasters in Brand gesetzt, teilte die französische Armee mit. Das Feuer habe rasch gelöscht werden können. Die Verletzungen der Soldaten seien nicht lebensgefährlich.
Kritik am Einsatz
Mali kommt seit Jahren nicht zur Ruhe. Islamistische Gruppen hatten 2012 die Kontrolle über den Norden des Landes übernommen. Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich griff dann 2013 militärisch ein und drängte die Islamisten zurück. Nachdem im vergangenen November bei einer Hubschrauber-Kollision in Mali 13 französische Soldaten ums Leben gekommen waren, hat in Frankreich die Kritik an dem Einsatz zugenommen.
In Mali sind rund 4500 französische Soldaten stationiert sowie etwa 13.000 Blauhelmsoldaten. Die Bundeswehr ist an UN-Stabilisierungsmission MINUSMA in dem Sahel-Staat mit rund tausend Soldaten beteiligt.
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) stellte Ende Dezember in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" die Frage, ob die Bundeswehr nicht "ein robusteres Ausbildungsmandat" brauche. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) kritisierte die Idee. "Einer Ausweitung des Bundeswehreinsatzes stehe ich skeptisch gegenüber", sagte Müller vergangene Woche der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Radikalisierung, Terror, Flucht und Schleppertum könne nur wirksam begegnet werden, wenn die Menschen vor Ort eine Lebensperspektive hätten.
Tummelplatz der Terrorgruppen
In den Staaten der Sahelzone - einem Gebiet, das sich südlich der Sahara vom Atlantik bis zum Roten Meer erstreckt - sind etliche bewaffnete Gruppen aktiv. Einige haben den Terrorgruppen "Islamischer Staat" oder Al-Kaida die Treue geschworen. Besonders von Anschlägen betroffen waren in den vergangenen Monaten auch die Nachbarstaaten Niger und Burkina Faso, aber auch Nigeria.
Trotz Militärpräsenz etlicher internationaler Mächte verschlechtert sich die Lage stetig: Die Zahl der Angriffe durch Extremisten hat sich laut der Denkfabrik Africa Center for Strategic Studies seit 2015 jedes Jahr verdoppelt, 2019 waren es rund 700. Die Terrorgruppen profitieren bei ihren mittlerweile fast täglichen Anschlägen von regionalen ethnischen Spannungen, die sie instrumentalisieren.
Den Extremisten spielen auch andere Faktoren in die Hände: Die Sahel-Staaten sind mit die ärmsten der Welt, mit hohem Bevölkerungswachstum und schlechtem Zugang zu Bildung und Gesundheit. Die Regierungen haben oft in den wüstenhaften Weiten außerhalb der Städte wenig Kontrolle; neben den Dschihadisten nutzen dies auch kriminelle Netzwerke und Menschenschmuggler aus.
stu/uh (epd, afp, dpa)