Bayreuther Festspiele 2013
10. September 2013Am 22. Mai 2013 jährte sich der Geburtstag des Komponisten und Gründers der Bayreuther Festspiele zum 200. Mal: Richard Wagner. Am 25. Juli wurde nun das Jubiläumsfestival in jenem Festspielhaus eröffnet, das der Komponist speziell für seine Musikdramen konzipierte. Seit 1876 wird Wagners Werk hier ganz exklusiv geboten.
Promis und Wagnerianer
Die Eröffnung der Bayreuther Festspiele war auch in diesem Jahr wieder ein gesellschaftliches Spektakel. Das Fernsehen zeigte prominente Gäste, die am Festspielhaus vorfuhren: Bundespräsident Joachim Gauck etwa, und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auch zahlreiche Prominente aus Showbiz und Wirtschaft ließen sich das große Schaulaufen auf dem roten Teppich nicht entgehen. Dann lichteten sich die prominenten Reihen zumeist aber schnell, kommen bis zur letzten Aufführung am 28. August "normale" Opernfans und Wagnerianer, um in der Sommerhitze auf harten, engen Sitzen im Festspielhaus große Oper zu bestaunen. Auf eine Eintrittskarte - von der öffentlichen Hand stark subventioniert und deshalb im internationalen Vergleich relativ kostengünstig - mussten die meisten Gäste Jahre warten.
Baustelle Wagner
Trotz des Jubiläums präsentiert sich das Bayreuther Festspielhaus in diesem Jahr nur auf den ersten Blick in vertrauter Form: Bei näherer Betrachtung sieht man, dass die Fassade auf Plakatwände gedruckt ist. Dahinter steht das sanierungsbedürftige Weltkulturdenkmal eingerüstet. Die Sanierung soll Jahre dauern und etwa 30 Millionen Euro kosten. Auch Richard Wagners einstiges Wohnhaus Wahnfried - heute ein Museum - ist eine Baustelle.
Aber natürlich dominiert Wagner und sein Werk das Geschehen in der oberfränkischen Kleinstadt – mit Lesungen, Ausstellungen und Werkseinführungen. Das Nebenprogramm wird um Attraktionen wie einen Kurzfilmwettbewerb unter dem Motto "Happy Birthday Wagner!" ergänzt.
Das Hauptprogramm im Bayreuther Festspielhaus beginnt mit "Der fliegende Holländer". Die Produktion von Regisseur Jan Philipp Gloger und Dirigent Christian Thielemann wurde bereits im vergangenen Jahr vorgestellt. Erstmals wird die Eröffnung jetzt live in deutsche Kinos übertragen. Auf dem Spielplan steht auch "Tannhäuser" (Regie: Sebastian Baumgarten; Musikalische Leitung: Axel Kober) und "Lohengrin" (Regie: Hans Neuenfels; Musikalische Leitung: Andris Nelsons).
Ring auf Ölbasis
Hauptattraktion ist die mit großer Spannung erwartete Neuinszenierung von Wagners "Der Ring des Nibelungen". Der Opernzyklus - mit 16 Stunden Gesamtlänge auf vier Abende verteilt - steht unter der musikalischen Leitung des russisch-österreichischen Dirigenten Kirill Petrenko. Die Regie führt Frank Castorf. Der 61-jährige Berliner, seit 21 Jahren Intendant der Berliner Volksbühne, gilt als kontrovers und provokant: Seine ideenreichen Inszenierungen verändern klassische Werke. Das aber verbietet die Satzung der Bayreuther Festspiele. Steht ein Opernskandal bevor? Nur wenig ist bislang von Castorfs Deutung der "Ring"-Tetralogie bekannt geworden: Er soll, so wird gemunkelt, Wagners auf germanischen Sagen basierende Handlung in die moderne Welt übertragen und dabei auf die Geschichte des Öls und der Ölförderung anspielen. Seine Fans erwarten viele weitere aktuelle Bezüge, Videoprojektionen und Gesellschaftskritik in dieser Produktion.
Die aktuelle Inszenierung des "Ring" ist die zwölfte in der traditionsreichen Geschichte der Bayreuther Festspiele. Sie ist das erste Projekt, das Wagners Urenkelinnen und derzeitige Festspielleiterinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier selbständig betreut haben.