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Bayer-Monsanto-Deal erntet Kritik

Srinivas Mazumdaru/Murali Krishnan (aus Neu Delhi)16. September 2016

Mit dem Zusammenschluss des US-Saatgutherstellers Monsanto und dem deutschen Chemieriesen Bayer würde der größte Anbieter für Landwirtschaftsprodukte der Welt entstehen. Die Bauern in Indien üben schon jetzt Kritik.

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Reisanbau in Indien (Foto: TAUSEEF MUSTAFA/AFP/Getty Images)
Bild: Tauseef Mustafa/AFP/Getty Images

Nach monatelangem Ringen hat Monsanto schließlich der Übernahme durch Bayer für 66 Milliarden Dollar zugestimmt. Es ist der bisher größte Zukauf eines deutschen Unternehmens. Noch müssen Kartellbehörden zustimmen, bevor der Deal tatsächlich vollzogen wird. Die geplante Übernahme löst in Indien schon jetzt ein großes Echo aus, wo beide Firmen große Marktanteile haben. Ihre Indien-Töchter sind an der Börse notiert und hatten am Stichtag der Fusion insgesamt einen Börsenwert von 2,83 Milliarden US-Dollar.

Bayer ist der Marktführer für Pflanzenschutzmittel, während Monsanto vor allem für genmanipuliertes Saatgut bekannt ist. Beim Saatgut für Baumwolle hat Monsanto in Indien zum Beispiel einen marktbeherrschenden Anteil von 90 Prozent.

Auswahl wird weniger

Monsantos Geschäftsmodellwird in Indien schon länger kontrovers diskutiert. Durch die anstehende Übernahme von Bayer befürchten viele indische Landwirte, dass sie noch weniger Auswahl bei Anbietern von Landwirtschaftsprodukten haben.

"Es wird zu einer Marktkonzentration kommen, die letztlich zu einer Marktverzerrung führt", sagt N. Prabhakara Rao, Präsident von Indiens Nationaler Vereinigung für Saatgut.

Arbeiter auf einer indischen Baumwollplantage (Foto: AP Photo/Ajit Solanki)
Arbeiter auf einer indischen BaumwollplantageBild: AP

"Bayer wird alle Probleme von Monsanto in Indien erben", sagt Ashish Gupta von der indischen Vereinigung für Biolandwirtschaft im Interview mit der Deutschen Welle. "Die Bayer-Aktionäre in Deutschland sollten sich Sorgen machen. Sie tun mir richtig leid."

"Wenn Landwirtschaftsprodukte nur von einer Handvoll Firmen geliefert werden, leiden alle Bauern in den Entwicklungsländern", sagt Ritu Singh. Er ist Mitglied der zivilgesellschaftlichen Koalition gegen Genprodukte. Auch andere Umweltaktivisten wie die mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnete Vandana Shiva kritisieren den Deal in den sozialen Medien scharf.

Industrielobbyisten versuchen, die Ängste zu zerstreuen. "Die Zusammenlegung der Saatguttechnologie und der Vertriebswege auf drei Kontinenten bedeutet für die Landwirte größere Marktchancen und einen noch größeren Zugang zum Markt", sagt Bhagirith Choudhary von der Internationalen Vereinigung für Fusion und Übernahmen agrar-biotechnischer Produkte.

Wachsender Widerstand

Die Übernahme kam zu einem ungünstigen Zeitpunkt in Indien. Der öffentliche Widerstand gegen genmanipulierte Produkte nimmt zu. Die Massenmedien haben über die negative Wirkungen von genmanipulierten Nahrungsmitteln auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt berichtet.

Darüber hinaus machen Umweltaktivisten die gentechnisch veränderten Samen dafür verantwortlich, dass die Landwirte durch steigende Abhängigkeit vom Hersteller in finanzielle Not geraten würden. Einige von ihnen hätten sogar aus Verzweiflung Selbstmord begangen. Auf Twitter fordern sie Monsanto unter den Hashtags #MonsantoQuitIndia und #Cottompolis auf, den indischen Markt zu verlassen.

Der US-Hersteller selbst dementiert alle derartigen Vorwürfe. "Untersuchungen haben gezeigt, dass es keinerlei Verbindungen zwischen dem Selbstmord von Landwirten und dem Anbau von genmanipuliertem Baumwollsaat gibt", verkündet das Unternehmen auf der Firmenwebseite.

Streit mit der Regierung

Der letzte Streit von Monsanto mit der indischen Regierung ist gar nicht langer her. Das Unternehmen musste die nächste Generation Baumwollsaat vor kurzem wegen urheberrechtlicher Bedenken vom Markt nehmen. Zuvor hatte Monsanto, zusammen mit anderen großen Saatgutherstellern wie Bayer, Dupont Pioneer, Syngenta und Dow, den Vorschlag der indischen Regierung zurückgewiesen, sein Wissen und seine Technologie mit lokalen Saatgutherstellern zu teilen.

Ein Firmenvertreter der indischen Tochtergesellschaft von Bayer wurde von der Agentur Reuters zitiert, dass niemand in Forschung und Entwicklung investieren werde, falls die indische Lösung der von der Regierung angeordneten Zwangslizenz umgesetzt würde.

Schon jetzt streitet Monsanto mit der indischen Regierung um Preisnachlässe bei den Nutzungsgebühren von Monsanto-Patenten. Indiens Regierung um Premierminister Narendra Modi verlangte 70 Prozent Nachlass für lokale Hersteller. Wegen der Zwangsrabatte hat Monsanto die indische Regierung verklagt. Die indische Regierung beeindruckt das nicht. "Monsanto muss entscheiden, ob es unseren Vorschlag annimmt", sagt Indiens Landwirtschaftsstaatssekretär Sanjeev Kumar Balyan. "Die Gier nach noch mehr Geld muss beendet werden. Wir haben keine Angst, dass Monsanto das Land verlässt. Unsere Wissenschaftler arbeiten bereits an einem einheimischen genmanipulierten Saatgut."

Gen-Senf kurz vor der Zulassung?

Indien erlaubt derzeit keine genmanipulierten Nahrungsmittel auf dem Markt. Aber es gibt auch Unterstützer, die die hohe Produktivität ins Feld führen, mit der die Nahrungsmittelnachfrage im zweitbevölkerungsreichsten Land der Welt gestillt werden könnte.

2010 verabschiedete Indien ein Moratorium auf genmanipulierte Auberginen aus Sorge um die Lebensmittelsicherheit und Artenvielfalt. Letzten Monat empfahl ein Fachkomitee den Anbau von genmanipuliertem Senf. Zurzeit gibt Indien 12 Milliarden US-Dollar jährlich für den Import von Speiseöl aus. Die Kosten könnten mit dem genmanipulierten Senf reduziert werden. Eine Entscheidung der Regierung steht noch aus.