Barenboim dirigiert Mozart in Gaza
3. Mai 2011Der israelisch-argentinische Dirigent Daniel Barenboim war auf Einladung der Vereinten Nationen und von Nichtregierungsorganisationen zum ersten Mal im Gazastreifen. "Ich bin hier, um die kulturelle Blockade aufzubrechen und zu zeigen, dass es Menschen in Europa gibt, die sich um Euch sorgen", sagte der Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper am Dienstag (03.05.2011) im Al Mata'haf-Museum in Gaza-Stadt.
"Kleine Nachtmusik" von Mozart
Vor hunderten Palästinensern gab der 68-jährige Stardirigent ein Friedenskonzert mit rund 50 Musikern seiner Berliner Staatskapelle, der Berliner Philharmoniker, der Wiener Philharmoniker, des Orchestre de Paris und der Mailänder Scala. Das Orchester war eigens für das Konzert in Gaza gebildet worden. Auf dem Programm standen unter anderem die "Kleine Nachtmusik" und die Sinfonie Nummer 40 in g-moll von Wolfgang Amadeus Mozart. Immer wieder erhoben sich die Zuhörer von ihren Plätzen, um dem Orchester zuzujubeln.
Barenboim, der palästinensischer Ehrenbürger ist, engagiert sich seit Jahren für einen Friedensprozess im Nahen Osten. Zusammen mit seinem Freund, dem inzwischen verstorbenen palästinensischen Intellektuellen Edward Said, hatte der Pianist 1999 das West-Eastern Diva Orchestra gegründet, in dem junge Araber und Israelis im Alter zwischen 14 und 25 Jahren zusammen musizieren. Barenboim trat bereits mehrmals im Westjordanland auf. Die israelischen Behörden verweigerten ihm bisher aber die Erlaubnis, in den von der radikal-islamischen Hamas regierten Gazastreifen zu reisen.
Auftritt unter strengen Sicherheitsvorkehrungen
Die Musiker waren am Dienstagmorgen über den ägyptischen Kontrollpunkt Rafah nach Gaza eingereist. Das ägyptische Militär hatte dafür einen Flughafen wieder eröffnet. Bis zuletzt war es offen, ob das Konzert überhaupt stattfinden könnte. Nach dem Tod von Terroristenführer Osama bin Laden hatte es innerhalb der Hamas Widerstand gegen ein Konzert gegeben. Barenboim hatte bis tief in die Nacht verhandelt, schließlich gab es eine Einreisegenehmigung.
Der Auftritt fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Mit einem UN-Konvoi waren die Musiker von Rafah nach Gaza-Stadt gefahren. Schwer bewaffnete Polizisten bewachten die Strecke und stoppten den Verkehr. Nach dem Konzert musste die Gruppe das Kulturzentrum schnell wieder verlassen, um sobald wie möglich aus Gaza auszureisen. Dennoch war Barenboim glücklich: "Es war ein phantastisches Erlebnis, all die Mühen haben sich gelohnt."
Autorin: Pia Gram (dpa, afp)
Redaktion: Ursula Kissel