Baltenstaaten wollen NATO-Brigade
14. Mai 2015"Wir streben eine Einheit in Brigade-Größe an, sodass jedes der baltischen Länder über ein Bataillon verfügt", sagte der litauische Armeesprecher Mindaugas Neimontas. Eine formelle Anfrage der drei Staaten werde demnächst an NATO-Oberbefehlshaber Philip Breedlove gestellt. Litauen, Lettland und Estland streben den Angaben demnach die dauerhafte Stationierung von NATO-Truppen auf Rotationsbasis an. Dies solle angesichts der "Sicherheitslage in der Region" zur "Abschreckung" dienen. Eine konkrete Zahl zur Truppenstärke nannte der Sprecher nicht. Eine Brigade kann jedoch über rund 3000 Soldaten verfügen. Ein Bataillon hat etwa 700 Soldaten.
Die USA haben seit dem vergangenen Jahr rund 600 Soldaten auf Rotationsbasis im Baltikum und in Polen stationiert. Einige NATO-Mitglieder wie Deutschland sehen eine dauerhafte Stationierung jedoch kritisch, da diese ein Abkommen aus dem Jahr 1997 zwischen der Allianz und Russland verletzten könne. Nach Angaben einiger NATO-Diplomaten will sich das Bündnis statt auf dauerhafte Stationierungen auf die neue sogenannte "Speerspitze" konzentrieren, die in Krisenfällen schnell einsatzbereit wäre.
Seemanöver vor Litauen
Am Montag begannen vor der Ostseeküste Litauens rund 20 Kriegsschiffe aus acht NATO-Staaten mit einer Marineübung. Neben Einheiten der baltischen Staaten beteiligt sich auch das multinationale Minenräumgeschwader SNMCMG1 an dem viertägigen Manöver Baltic Fortress 2015. Das Seegebiet liegt unweit der russischen Exklave Kaliningrad, des früheren Nord-Ostpreußens. Dem Minenräumverband gehören auch zwei deutsche Schiffe an. Die regelmäßige Übung diene Ausbildungszwecken und dem Zusammenspiel der Flotten, sagte ein Sprecher der litauischen Marine.
Die Baltenländer standen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis 1991 unter sowjetischer Besatzung. Nach dem Zerfall der Sowjetunion traten sie 2004 sowohl der Europäischen Union als auch der NATO bei. Nach der Annexion der ukrainischen Krim durch Russland und angesichts des weiteren russischen Vorgehens in der Ostukraine fürchten die baltischen Länder, dass Moskau versuchen könnte, auch sie zu destabilisieren.
Militärisch hätten Estland, Lettland und Litauen dem russischen Militär nicht viel entgegenzusetzen. Es ginge im Grunde darum, eine russische Offensive so lange aufzuhalten, bis Unterstützung durch die transatlantischen Partner einträfe, wie der litauische Militärexperte Aleksandras Matonis erläutert. Die drei Länder haben in letzter Zeit ihre Verteidigungsbudgets merklich aufgestockt.
kle/haz (afp, dpa, rtr)