Außenminister beraten über Syrien-Konflikt
10. Dezember 2016"In Aleppo und anderswo müssen die Kämpfe aufhören", sagte der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault. "Die humanitäre Hilfe muss all diejenigen erreichen, die sie brauchen." Steinmeier sagte: "Das Leid der Menschen in Aleppo ist unermesslich." Es sei deshalb "moralische und rechtliche Pflicht", dieses Leid zu mindern.
Das Treffen in der französischen Hauptstadt wird gemeinsam von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, dem französischen Ressortchef Jean-Marc Ayrault und ihrem katarischen Kollegen Mohammed Al-Thani geleitet. Auch US-Außenminister John Kerry sowie Vertreter der Türkei, der EU sowie mehrerer arabischer Staaten, welche die Rebellen gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad unterstützen, sind dort vertreten. Eingeladen sind laut Diplomaten auch Riad Hijab, Koordinator des Hohen Komitees der syrischen Opposition, und Brita Hagi Hasan, Stadtratspräsident von Aleppo.
"Tragische humanitäre Lage in Aleppo"
Im Mittelpunkt des Treffens der sogenannten Freundesgruppe stehe vor allem die "tragische humanitäre Lage in Aleppo", teilte das französische Außenministerium im Vorfeld mit. Die Lage in der einstigen syrischen Wirtschaftsmetropole steht auch bei einer weiteren Syrien-Konferenz von militärischen und diplomatischen Experten der USA und Russlands in Genf im Mittelpunkt. Moskaus Chefdiplomat Sergej Lawrow sehen darin Chancen für eine Absprache mit den USA über Aleppo.
Im heftig umkämpften Aleppo erleiden Rebellen derzeit eine schwere Niederlage. Die Regierungstruppen von Machthaber Baschar al-Assad und deren Verbündete eroberten inzwischen über 85 Prozent des von Aufständischen belagerten Ostteils der Stadt zurück. Das teilte Russland mit. Die Lage der Zivilbevölkerung ist dramatisch.
Mit Blick auf mögliche Ergebnisse des rund dreieinhalbstündigen Treffens im Pariser Außenministerium hatten sich Diplomaten im Vorfeld sehr zurückhaltend gezeigt. In Paris hieß es aus diplomatischen Kreisen vor dem Treffen, die vordringliche Aufgabe laute, Einwohner in Sicherheit zu bringen. Nach russischen Angaben haben sich allein am Samstag mehr als 20.000 Einwohner in Sicherheit bringen können. Zudem hätten 1200 Rebellen ihre Waffen niedergelegt, berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau. Russlands Luftwaffe unterstützt die Offensive der syrischen Armee. Aleppo gehört zu den am stärksten umkämpften Gebieten in dem fast sechs Jahre dauernden syrischen Bürgerkrieg.
Kämpfe um bedeutendes Ölfeld nahe Palmyra
Nach heftigen Kämpfen mit syrischen Truppen in anderen Teilen des Landes nahm die Terrororganisation "Islamischer Statt" (IS) eines der wichtigsten Gasfelder des Landes ein. Wie die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, hätten die Extremisten nordwestlich der historischen Oasenstadt Palmyra das Ölfeld Dschihar erobert. Die oppositionsnahe Organisation beruft sich auf Informanten vor Ort, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen. Auch armeenahe Kreise und der Nachrichtendienst der Terrororganisation sprachen von einem Vormarsch.
Der IS hatte vor zwei Tagen eine Offensive in der Region um Palmyra begonnen. Mittlerweile seien die Extremisten von Süden her bis auf etwa acht Kilometer an die Oasenstadt herangerückt. Erst im März hatten syrische Regierungstruppen Palmyra zurückerobert, nachdem IS-Kämpfer die Stadt ein Jahr lang besetzten und währenddessen zahlreiche einzigartige historische Kulturgüter aus den ersten Jahrhunderten nach Christus zerstörten. Ruinen, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören.
pab/kle (afpd, ape, dpa, rtrd)