Autoabsatz in Europa bricht ein
17. Oktober 2018Das neue Testsystem trägt das Kürzel WLTP. Es steht für "Worldwide Harmonised Light Vehicle Test". In Europa gilt das neue Abgas- und Prüfverfahren seit dem 1. September. In diesem September sank deswegen die Zahl der Neuzulassungen in den EU-Ländern im Jahresvergleich um 23,5 Prozent auf 1,09 Millionen Pkw gesunken. Das teilte der Branchenverband Acea am Mittwoch in Brüssel mit.
Der Rückgang war erwartet worden, nachdem die Zahl der Neuzulassungen im August wegen der Umstellung auf den neuen Abgastest WLTP europaweit sprunghaft angestiegen war. Im August hätten einige Hersteller noch im großen Stil alte Modelle in den Markt gedrückt, deren Emissionen nach dem vorherigen Standard NEFZ getestet wurden, erklärte die Unternehmensberatung EY. Diese seien entweder mit hohen Rabatten an Endkunden verkauft oder als Eigenzulassungen auf die Höfe der Händler gestellt worden. Neue, noch nicht zugelassene Autos müssen vorerst zwischengeparkt werden. VW beispielsweise hat einige Tausend Autos auf dem noch im Bau befindlichen neuen Berliner Flughafen abgestellt.
"Modelle nicht verfügbar"
So war im August der Pkw-Markt in der EU im Vergleich zum Vorjahresmonat um 31,2 Prozent gewachsen. "Es war zu erwarten, dass auf den Zulassungsboom im August ein massiver Einbruch beim Neuwagenabsatz folgen würde", erklärte EY-Autoexperte Peter Fuß. Die Flaute werde voraussichtlich auch im Oktober noch anhalten. "Denn neben vorgezogenen Käufen dürfte auch das stark eingeschränkte Angebot eine Rolle spielen: Einige Modelle sind noch nicht nach dem neuen Prüfstandard zertifiziert und daher nicht verfügbar", erklärte er. Zum Ende des Jahres werde sich die Situation "voraussichtlich aber wieder normalisiert haben".
Besonders stark ging die Nachfrage im September in einigen osteuropäischen Ländern wie Rumänien zurück. Aber auch in großen Märkten wie Spanien und Frankreich sank sie klar zweistellig. In Deutschland lag der Rückgang mit 30,5 Prozent über dem Durchschnitt.
Starker Rückgang bei Volkswagen
Unter den deutschen Autobauern verzeichnete der VW-Konzern mit einem Minus von 48 Prozent besonders starke Einbußen. Bei der Marke Volkswagen war der Rückgang dabei konzernintern überdurchschnittlich stark. Bei der Marke Porsche sackte die Zahl der Zulassungen gar um mehr als zwei Drittel ab.
BMW büßte dagegen mit einem Minus von konzernweit 8,6 Prozent nur vergleichsweise moderat ein, und bei Daimler ging es um 11,8 Prozent bergab. Der Rückgang war insgesamt bei den Autobauern besonders ausgeprägt, die zuvor noch am stärksten zugelegt hatten: So sank die Zahl der EU-weiten Neuzulassungen von Fahrzeugen der Renault-Gruppe im September um 27 Prozent, beim Fiat-Konzern betrug das Minus 32 Prozent.
Auch die Diesel-Neuzulassungen brachen in den fünf größten EU-Märkten Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien um 40 Prozent ein und damit noch erheblich stärker als der Gesamtmarkt. Durch den Diesel-Skandal waren Autos mit dem Antrieb in Verruf geraten. Auch drohen in mehreren deutschen Städten Fahrverbote für dieselgetriebene Autos.
ar/hb (dpa/afp)