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Australien warnt offiziell vor neuem El Niño

19. September 2023

Angesichts der Neuauflage des Wetterphänomens dürfte der australische Sommer 2023 noch heißer als die drei letzten werden. Schon jetzt - zum Frühlingsbeginn - schwitzt New South Wales bei Rekordwerten von knapp 35 Grad.

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Die in Rauch gehüllte Harbour Bridge in Sydney
Die in Rauch gehüllte Harbour Bridge in Sydney: Er stammt von - kontrolliert ausgelösten - Bränden, um sich vor späteren verheerenden Feuern zu schützen Bild: Steve Christo/AFP

Inmitten einer für die Jahreszeit ungewöhnlichen Hitzewelle hat Australien offiziell das Wetterphänomen El Niño für das Land ausgerufen. Rund 60 Prozent der Erde seien von dem Phänomen betroffen, Australien sei besonders anfällig für die Auswirkungen, teilte das Bureau of Meteorology (BoM) mit. Im bevorstehenden Sommer drohten extrem hohe Temperaturen und heftige Buschfeuer. "Aller Wahrscheinlichkeit nach können wir damit rechnen, dass dieser Sommer heißer als der Durchschnitt und sicherlich heißer als die der letzten drei Jahre wird", sagte BoM-Experte Karl Braganza vor Journalisten.

Die Weltwetterorganisation (WMO) hatte bereits im Juli erklärt, dass im tropischen Pazifik erstmals seit mehreren Jahren wieder El-Niño-Bedingungen herrschen. Dies könne die globalen Temperaturen weiter in die Höhe treiben und regionale Wetter- und Klimamuster verändern. Regierungen wurden aufgerufen, Vorkehrungen zu treffen, damit bei extremen Wetterereignissen Menschenleben gerettet werden können. Den letzten starken El Niño hatte es 2015/2016 gegeben.

Eine Feuerwehrfrau überwacht in New South Wales Rural einen kontrolliert entfachten Brand zur Gefahrenreduzierung
Wieder Vorbereitung auf den Ernstfall: Eine Feuerwehrfrau überwacht in New South Wales einen kontrolliert entfachten Brand zur GefahrenreduzierungBild: Cordelia Hsu/REUTERS

"Katastrophale" Brandgefahr an der Südküste

Bereits seit Tagen schwitzen die Menschen in mehreren Bundesstaaten speziell im Osten und Süden von Australien bei Rekordtemperaturen. Diese liegen mancherorts 10 bis 16 Grad über den Durchschnittswerten für September. Sydney erreichte zum australischen Frühlingsbeginn bereits einen - für diesen Zeitraum neuen - Höchsttemperaturrekord von 34,6 Grad Celsius.

An der Südküste von New South Wales wurde die Brandgefahr aufgrund starker Winde auf "katastrophal" hochgestuft, wie australische Medien unter Berufung auf die Behörden berichteten. Demnach gibt es in dem bevölkerungsreichsten australischen Bundesstaat derzeit bereits 61 Waldbrände, wobei 13 Feuer außer Kontrolle geraten seien. Für den Großraum Sydney und die südlichen Küstengemeinden wurde ein absolutes Feuerverbot verhängt. Rund 20 Schulen wurden vorsorglich geschlossen. 

Eine junge Passantin schützt in Sydney ihren Kopf mit einem Pappkarton vor der Sonne
Schon heiß, aber - gerade - noch auszuhalten: Passanten am Sonntag in Sydney Bild: Steve Markham/AAP/IMAGO

Auch die Tierschutzorganisation IFAW sprach von einem "möglicherweise katastrophalen Sommer" und erinnerte an die dramatischen Folgen der wochenlangen Buschbrände 2019/2020. Damals waren mehr als zwölf Millionen Hektar Land verwüstet und unzählige Tiere getötet worden. Die Behörden warnen vor einer erneuten heftigen Waldbrand-Saison. Die australische Tierwelt könne aber nicht mehr viel verkraften, sagte IFAW-Experte Robert Leach. "Ich möchte mir nicht vorstellen, was ein weiterer katastrophaler Sommer für die bereits rückläufigen Populationszahlen unserer legendären Tierarten bedeuten würde." 

Wie entstehen die Phänomene El Niño und La Niña?

El Niño ist ein natürliches, alle paar Jahre auftretendes Wetterphänomen, das mit einer Erwärmung des Meerwassers im tropischen Pazifik und schwachen Passatwinden einhergeht. Es kann Australien, Indonesien und anderen Teilen Südasiens schwere Dürren bescheren, während es in Teilen des südlichen Südamerikas, im Süden der Vereinigten Staaten, am Horn von Afrika und in Zentralasien vermehrt regnet. Der Zusammenhang zwischen El Niño und dem Klimawandel ist noch nicht genau bekannt. Das Ereignis kann jedoch die Folgen des Klimawandels verschärfen.

sti/pg (afp, ap, dpa, rtr)