Weltmeister Italien ist raus
24. Juni 2010Bis vor zwei Jahren spielte der Slowake Robert Vittek in der Bundesliga für den 1. FC Nürnberg, mittlerweile ist er für den MKE Ankaragücü aktiv, einem Mittelklasseklub in der Türkei. In Italien kennt diesen Robert Vittek seit heute fast jeder, denn der 28-jährige hat den Titelverteidiger, die stolze Squadra Azzura mit zwei Treffern in einem höchst dramatischen Gruppenspiel aus dem WM-Turnier geschossen.
Gespenstischer Auftritt Italiens
Ihr wahres Gesicht wollte die Weltmeisterelf zeigen im letzten Spiel der Gruppe F im Ellis Park von Johannesburg. Davon war nichts zu sehen. Kraft- und ideenlos schleppte sich die Mannschaft durch die ersten 45 Minuten. Einen katastrophalen Fehlpass von di Rossi kurz vor dem eigenen Strafraum nutzten die Slowaken clever aus. Vittek erzielte mit einem Flachschuss ins linke Eck die 1:0-Führung. Danach folgte kein Aufbäumen, kein Kampf der italienischen Mannschaft bis zur Pause.
Vittek zum Zweiten
Ihr verletzter Torhüter Gianluigi Buffon brüllte von der Seitenlinie – Weltmeistertrainer Marcello Lippi stand fast schon teilnahmslos daneben. Das war das Bild, das sich auch nach dem Seitenwechsel bot. Nach etwas mehr als einer Stunde hatten die Azzuri dann ihre erste Riesenchance: der slowakische Verteidiger Martin Skrtel wurde auf der Torlinie angeschossen. Acht Minuten später dann der gefühlte K.o. für Italien: Vittek spitzelte den Ball aus kurzer Distanz flach an Italiens Torhüter Frederico Marchetti vorbei zum verdienten 2:0.
Aus der Lethargie erwacht
Unerklärlicherweise weckte das doch noch einmal den Kampfgeist der Weltmeister. Die Kombinationen liefen auf einmal flüssiger, Kreativität kam ins Spiel und Italien zum Anschlusstreffer. Di Natale vollendete einen tollen Spielzug in der 80. Spielminute. Danach herrschte Hektik im Tor. Bei einer Rangelei um den Ball gingen sowohl Torhüter Mucha als auch der Italiener Quagliallera zu Boden. Beide hätte man mit etwas bösem Willen wegen Tätlichkeiten vom Platz stellen können. Der starke Unparteiische Howard Webb aus England beließ es aber bei Gelb für beide.
Drei Treffer, aber nur zwei Tore in zehn Minuten
Der italienische Treffer war der Auftakt einer unglaublichen Schlussphase: In der 85. Minute traf Quagliallera ins slowakische Tor. Doch das Tor, das den ersehnten Ausgleich für Italien bedeutet hätte, zählte nicht. Der Torschütze soll hauchdünn im Abseits gestanden haben. Eine umstrittene Entscheidung. In der 89. Minute lag der Ball wieder auf der anderen Seite im Netz. Kamil Kopunek hatte zum 3:1 für die Slowakei getroffen. Doch das war noch immer nicht die Entscheidung. Italien kam noch einmal heran. Von der Strafraumgrenze schlenzte Quagliallera das Leder über Mucha hinweg. Danach warfen die Italiener noch einmal alles nach vorn, aber der Ausgleich gelang ihnen nicht mehr. Mit 3:2 besiegten die starken Slowaken sensationell Weltmeister Italien und ziehen mit vier Punkten als Gruppenzweiter ins Achtelfinale ein. Der Titelverteidiger fährt als Gruppenletzter nach Hause, mit einem Punkt Rückstand auf Neuseeland.
Paraguay ungefährdet im Achtelfinale
Die Kiwis erreichten auch im letzten Gruppenspiel ein Unentschieden. Die parallel laufende Partie der Neuseeländer gegen Paraguay in Polokwane war arm an Höhepunkten. Den Südamerikanern reichte ein Unentschieden fürs Weiterkommen und so spielten sie auch. Es gab kaum nennenswerte Offensivbemühungen oder gar Torchancen. Die „All Whites“ aus Neuseeland bemühten sich zwar in den zweiten 45 Minuten, mehr nach vorne zu spielen, um doch noch ein Tor und damit vielleicht den notwendigen Sieg fürs Weiterkommen zu schaffen. Sie blieben aber harmlos. Paraguay brachte das 0:0 souverän über die Zeit und Neuseeland muss, obwohl ungeschlagen, dennoch die Heimreise antreten.
Autor: Jens Krepela
Redaktion Tobias Oelmaier