MV Werften melden Insolvenz an
10. Januar 2022Es war 2016, als ein Traum für Mecklenburg-Vorpommern in Erfüllung ging. Der Genting-Konzern aus Malaysia übernahm die Werftenstandorte Wismar, Rostock und Stralsund, um Kreuzfahrtschiffe zu bauen. Doch das Coronavirus machte einen dicken Strich durch die Rechnung. Die Folge: Heute hat die MV-Werften-Gruppe Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Schwerin bestätigte den Eingang des Antrags. Zuvor hatte ein Sprecher der Gruppe den Schritt angekündigt. Die Mitarbeiter seien bereits informiert worden. MV Werften zog damit die Konsequenzen aus der anhaltenden Finanzkrise, die das Unternehmen seit Beginn der Corona-Pandemie in eine Schieflage gebracht hat.
Die IG Metall reagierte entsetzt. "Dieser Montag ist ein schwarzer Tag für den Schiffbau in Deutschland", erklärte der für Küstenbezirk zuständige IG-Metall-Chef Daniel Friedrich. Er zeigte sich zugleich wenig optimistisch, dass eine baldige Lösung gefunden werden könne. "Das Vertrauen auf allen Seiten scheint endgültig aufgebraucht." Friedrich forderte die Berufung von Insolvenzverwaltern, die mit Unterstützung der IG Metall, Betriebsräten und der Politik auf einen Erhalt der Arbeitsplätze setzten. Wichtigste Aufgabe in Mecklenburg-Vorpommern sei es zunächst, für die Beschäftigten möglichst schnell die ausstehenden Löhne und Gehälter zu organisieren. Auch in der Insolvenz müsse es möglich sein, das Kreuzfahrtschiff Global Dream (Artikelbild) auf der Werft in Wismar fertigzustellen. Darüber hinaus sei es wichtig, schnell auf mögliche Investoren zuzugehen.
Festgefahrene Verhandlungen
Die Verhandlungen zwischen Bund und Land auf der einen sowie MV Werften und dem Eigner Genting Hongkong auf der anderen Seite hatten zu keinem positiven Ergebnis geführt. Wie es mit den zuletzt rund 1900 Mitarbeitern nun weitergeht, ist offen. Den MV Werften war es nicht gelungen, die Finanzierung des zu 75 Prozent fertigen und rund 1,5 Milliarden Euro teuren Neubaus des Kreuzfahrtschiffes Global Dream zu sichern. Es gilt als eines der größten je gebauten Kreuzfahrtschiffe und war ausschließlich für den asiatischen Markt gedacht. Der Bund hatte immer wieder versichert, rund 600 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zur Verfügung stellen zu wollen. Das Schiff sollte dafür als Sicherheit verwendet werden. Beim Eigenbeitrag der Eigentümer sei es um einen Beitrag von 60 Millionen Euro plus Garantien für die in Rede stehenden Bundesmittel gegangen.
Der Präsident von Genting Hongkong, Colin Au, hatte dagegen zuletzt gesagt, dem Bund vier Angebote zur weiteren Finanzierung vorgelegt zu haben. Diese seien aber alle abgelehnt worden. Auch sei im vergangenen Dezember die Auszahlung des fälligen Betrags beim Erreichen eines Bau-Zwischenstands, dem sogenannten Meilenstein F, blockiert worden. Genting habe nun keine weiteren Kompromisse mehr machen können. "Wir haben uns abgearbeitet an den Auflagen des Bundes", sagte MV-Werften-Geschäftsführer Carsten Haake am vergangenen Sonntag. Colin Au hatte darauf verwiesen, dass Genting seit der Übernahme mehr als zwei Milliarden Euro in die MV-Standorte aus eigener Tasche investiert habe, die Zahl der Mitarbeiter sei verdoppelt worden. "Ohne COVID-19 hätten wir die Regierung nie um einen Euro gefragt."
hb/tko (dpa)